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Als Harry und ich bei dem Fußballfeld ankamen, war bereits schon so einiges los. Viele Gesichter kamen mir bekannt vor, viele wiederum aber auch nicht. Ich fühlte mich etwas unwohl, als wir durch den Eingang liefen und uns der Tribüne näherten. Hier liefen auch viele Leute von meiner Schule rum und ich wusste nicht, ob es so gut kam, wenn sie Harry und mich zusammen hier sahen - alleine. Ich wollte nicht, dass sich irgendwelche Gerüchte verbreiteten und schon gar nicht wollte ich, dass Jayden davon Wind bekam. Ich wusste, dass er es nicht toll finden würde, wenn sein bester Freund etwas mit seine Schwester zusammen unternahm. Aber andererseits war er auch selbst schuld, wenn er nur noch Zeit für seine Alexandra hatte und keine mehr für uns.

"Harry!", wurde plötzlich von der Tribüne gerufen.

Harry und ich sahen beide nach rechts und suchten mit unseren Augen nach der Person, von der die Rufe kamen. Es dauerte nicht lange, bis wir wild wedelnde Hände entdeckten, die uns zu sich rüber winkten. Ich erkannte den Jungen sofort - es war Eric. Er ging mit Jayden und Harry auf ein College und war ebenfalls sehr gut mit ihnen befreundet. Natürlich musste Harry nicht lange überlegen und lief sofort mit einem breiten Grinsen auf seinen Kumpel zu, während ich ihm wie ein verlorener Hund folgte. Was sollte ich auch sonst tun?

"Was geht?", begrüßte er diesen und die beiden machten einen Handschlag. "Ich dachte, du wolltest nicht kommen."

"Ach, Ava und ich konnten uns das Spiel einfach nicht entgehen lassen", lachte Eric und deutete auf das Mädchen, das neben ihm saß und wahrscheinlich seine Freundin war. Danach landete sein Blick erst auf mir und er hob fragend die Augenbrauen. "Und du bist mit der Schwester von Jayden hier?"

"Ja", antwortete Harry ihm ganz lässig, während er sich in den Sitz fallen ließ. "Der Penner hat ja mal wieder nur Zeit für seine Freundin."

Da ich annahm, dass wir das ganze Turnier über nun bei den beiden sitzen würden, setzte ich mich ebenfalls hin. Ich fühlte mich etwas unwohl, weil ich gar nichts mit den Leuten zutun hatte und sie mich nur als die Schwester von Jayden kannten. Ich sah nur wie Eric seinen Kopf schüttelte, anscheinend hielt er auch nicht viel von der Beziehung. Und dann fing das erste Spiel auch schon an.

Während alle anderen gespannt das Spiel verfolgten, saß ich nur da und versuchte krampfhaft meine Augen offen zu halten. Immer wenn ich fast eingeschlafen war, sprangen plötzlich um mir herum alle auf und fingen an zu schreien, was mich dann wieder hellwach machte. Ich konnte da auch nichts für, aber immer wenn ich versuchte dem Ball zu verfolgen, versetzet es mich in so eine Art Trance und meine Augen wurden plötzlich ganz schwer. Dieses Turnier bewies mir nur, wie unheimlich langweilig ich Fußball doch eigentlich fand und ich fragte mich, warum ich überhaupt hier war.

Mein Blick fiel nach rechts zu Harry, der gemeinsam mit Eric höchst motiviert seine Freunde anfeuerte. Ach ja, da war ja mein Grund. Aber anscheinend schien das ganze nicht nur mich müde zu machen und ich dankte Gott, als Ava mich fragte, ob wir uns ein Getränk und Essen holen wollten.

"Ich brauche erstmal einen Kaffee, damit ich wieder wach werde", stöhnte sie, als wir uns hinten an der Schlange anstellten.

"Fußball ist echt langweilig", sagte ich seufzend, wobei sie mir voll und ganz zustimmte.

"Aber was tut man nicht alles für seinen Freund, nicht wahr?", lachte sie und stupste mit ihrer Schulter gegen meine.

Warte... Was?!

"Äh... Harry und ich...", fing ich an zu stammeln. "Wir sind nicht zusammen. Wir sind nur... Freunde oder so."

Ihr Mund formte sich zu einem "O" und sie sah mich entschuldigend an. "Sorry, das wusste ich nicht."

"Nicht schlimm", versicherte ich ihr lächelnd. Die Situation war total unangenehm für mich.

"Aber ihr würdet echt gut zusammen passen." Sie zwinkerte mir zu und ließ mich ziemlich perplex dort stehen, während sie sich umdrehte und einen Kaffee bestellte.

Das war jetzt schon die zweite Person, die dachte, dass Harry und ich ein Paar wären. Wir taten doch gar nichts, was daraufhin deuten könnte. Warum kam es denn trotzdem so rüber? Nur weil wir zusammen hier waren? Das war doch übertrieben.

Ich holte mir ein Wasser und eine kleine Tüte M&M's, womit wir dann wieder zurück zu unseren Plätzen gingen. Das Spiel von vorhin nahm schon ein Ende, während Ava und ich noch beim Kiosk waren. Ich wusste nicht, wie viele noch folgen würden, aber ich hoffte nicht mehr allzu viele.

"Oh, super! Endlich etwas zu essen", freute sich Harry, als ich mich wieder neben ihm niederließ und er sofort meine Schokolinsen beschlagnahmte.

Ich verdrehte nur die Augen und nahm einen Schluck von meinem Getränk. "Wehe du isst alle auf."

"Ich kann nichts versprechen", lachte er und steckte sich schon die ersten in den Mund. "Übrigens feiert Noah immer eine Party bei sich Zuhause, wenn sie ein Turnier oder Spiel gewinnen. Die Chancen stehen heute richtig gut, also überleg schonmal, was du anziehen wirst."

Ich runzelte die Stirn. "Ich denke nicht, dass er mich einladen wird."

Harry fing an zu lachen, was mich noch mehr verwirrte. "Du brauchst auch keine Einladung - du bist meine Begleitung."

"Oh...", murmelte ich und sah überfordert auf das Feld, das sich so langsam wieder mit Spielern füllte. 

Ich und eine Party? Das waren zwei Dinge, die genauso unterschiedlich waren wie Joghurt und Ketchup. Man konnte die beiden Sachen nicht mischen, nur wenn man verrückt war.

"Ich bleibe lieber Zuhause, trotzdem danke für die Einladung."

"Das war keine Einladung", sagte Harry ernst, was mich wieder zu ihm schauen ließ.

"Was?"

"Du kommst mit, ob du willst oder nicht. Du kannst mir doch nicht sagen, dass du lieber alleine in deinem Zimmer sitzen willst, wenn du auf eine Party gehen kannst."

Irgendwie hatte er ja schon Recht, auch wenn ich es nicht so gerne zugeben wollte. Ich verbrachte echt viel Zeit alleine in meinem Zimmer, vor allem am Wochenende, wenn die meisten Leute feiern waren. Aber ich hatte nunmal nicht viele Freunde und hielt mich eher zurück, weswegen ich auch nie auf Partys eingeladen wurde. Früher fand ich das nicht schlimm, aber jetzt wo ich älter wurde, wollte ich schon gerne mal abends rausgehen. Allerdings wusste ich nicht, ob es so eine tolle Idee war, mit den Freunden von meinem Bruder zu feiern, da die ja auch alle älter waren. Aber genau da lag schon wieder mein Problem - ich machte mir immer viel zu viele Gedanken.

"Komm schon, das wird lustig", versuchte Harry mich weiterhin zu überreden, da von mir keine Reaktion kam.

"Lass uns erstmal abwarten, ob sie überhaupt gewinnen", seufzte ich schließlich und dann ertönte auch schon der Pfiff, der den Beginn des nächsten Spiels ankündigte.

Harry fing an zu grinsen, denn er war sich anscheinend sehr sicher, dass sie gewinnen und er mich mit zu dieser Party schleppen würde. Und als wäre es ganz selbstverständlich, legte er seinen Arm auf meiner Sitzlehne ab und lehnte sich zurück.

Während Harry dann entspannt das Spiel schaute, hoffte ich, dass die Mannschaft von Noah und Mason verlieren würde, während ich mir aber insgeheim doch wünschte, dass sie gewinnen würden.

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unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt