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Wir müssen reden.

Nachdem Jayden erzählt hatte, dass er durch Ava von Harrys und meiner Beziehung erfahren hatte, schickte ich ihr direkt diese Nachricht. Ich war schockiert und enttäuscht von meiner Freundin, da ich ihr das niemals zugetraut hätte. Deswegen wollte ich auch direkt den Grund dafür erfahren, warum sie mir so in den Rücken gefallen war und es die ganze Zeit verschwieg.

Nicht mal eine halbe Stunde später stand ich dann vor ihrer Haustür und wartete darauf, dass sie die Tür öffnete. Harry wollte unbedingt mitkommen, aber ich ließ ihn im Auto warten, da ich ein Gespräch unter vier Augen wollte.

"Jaz, es tut mir so unfassbar leid", waren ihre ersten Worte. Sie sah fertig und verzweifelt aus. "Ich kann dir alles erklären."

Anscheinend wusste sie direkt, worum es ging und warum ich dort war. Ich war wütend und wollte einfach nur wissen, warum sie das getan hatte. In mir brodelte es regelrecht, dennoch versuchte ich ruhig zu bleiben und gab ihr mit einem abwartenden Gesichtsausdruck die Chance, sich zu erklären.

"Du sollst wissen, dass ich es nicht absichtlich ausgeplaudert habe. Es war ein Versehen, das musst du mir bitte glauben."

Mit verschränkten Armen vor der Brust gab ich ihr zu verstehen, dass ich mehr als skeptisch war. Beinahe hätte ich argwöhnisch aufgelacht, da es so absurd klang. Wie konnte sie meinem Bruder unbeabsichtigt von meiner Beziehung erzählen?

"Erzähl einfach, wie es dazu kam", forderte ich sie ungeduldig dazu auf, endlich zum Punkt zu kommen.

"Alexandras Freundinnen hatten auf dem Fest mitbekommen, dass du mit Harry verschwunden warst. Dann haben sie scheiße über dich geredet, dass sich so ein Junge wie er niemals für dich interessieren würde und dass sie Harry mit nur einem Fingerschnipp verführen könnten", erklärte Ava hastig, so dass ich mich anstrengen musste, ihr richtig zu folgen. "Das hat mich einfach so unfassbar wütend gemacht, wie sie über dich und Harry geredet haben, deswegen habe ich ihnen eine Ansage verpasst. Dabei habe ich dann erwähnt, dass sie sich bloß keine Hoffnungen machen sollen, weil er dich liebt und das hat Jayden mitbekommen."

Ich ließ ihre Worte auf mich wirken und versuchte die Geschichte zu verarbeiten. Mit meinen Fingern tippte ich auf meinem Arm rum und presste die Lippen aufeinander.

"Es war wirklich nicht meine Absicht", fügte Ava hinzu. "Jayden hat dann natürlich nicht lockergelassen und mich weiter ausgequetscht. Ich konnte mich nicht mehr rausreden - er war in dem Moment schon auf hundertachtzig."

Das was sie sagte, klang auf jeden Fall plausibel. Ich konnte mir genau vorstellen, wie Jayden versuchte mit allen Mitteln die Wahrheit aus ihr rauszubekommen. Es war auch typisch für ihn, dass er sich keine Ausrede auftischen ließ und mit Druck die Wahrheit aus ihr rausholte.

"Ich glaube dir", murmelte ich. Ava atmete sichtlich erleichtert aus und wollte mir schon um den Hals fallen, allerdings hielt ich sie auf. "Aber ich bin trotzdem enttäuscht von dir. Du bist zu einer echt guten Freundin geworden und ich dachte, wir wären ehrlich zueinander. Es ist scheiße, dass du es mir nicht direkt gesagt hast."

Ihr Blick fiel wieder auf den Boden, während sie nervös mit ihren Fingern spielte. Mit einem zaghaften Nicken gab sie mir zu verstehen, dass sie ihren Fehler einsah. Ava sah so niedergeschlagen aus, dass ich schon fast ein schlechtes Gewissen bekam, aber ich konnte auch nicht so tun, als wenn alles okay wäre.

"Ich kann verstehen, dass du jetzt sauer auf mich bist. Es tut mir leid und ich hoffe, dass wir weiterhin Freunde bleiben", sagte sie zaghaft.

Seufzend zog ich sie dann doch in eine kurze Umarmung, um sie etwas zu beruhigen. 

"Natürlich bleiben wir Freunde", versicherte ich ihr.

Nachdem Ava sich bestimmt noch viermal entschuldigt hatte, verabschiedete ich mich von ihr und lief dann wieder zurück zu Harrys Auto. Als ich einstieg, sah er mich schon neugierig von der Seite an.

"Ava wollte mich nur vor Alexandras Freundinnen verteidigen und unglücklicherweise stand Jayden dann hinter ihr", erklärte ich ihm die Situation. "Sie hat es ihm nicht direkt gesagt."

"Das ist doch gut, oder? Zumindest habt ihr euch umarmt, also nehme ich an, dass du nicht mehr sauer auf sie bist."

Harry legte seine Hand auf meinen Oberschenkel, wo er einen sanften Griff ausübte und mit seinem Daumen kleine Kreise auf meiner nackten Haut zeichnete.

"Ich habe einfach keine Lust mehr auf Streit, egal mit wem, und sie hat es ja nicht extra gemacht. Ein wenig enttäuscht bin ich schon noch, dass Jayden es nicht von uns erfahren hat, aber man kann es nun eh nicht mehr ändern." Mit zuckenden Schultern kramte ich mein Handy aus der Tasche, um Sydney über das Gespräch mit Ava zu informieren.

Harry nahm seine Hand von meinem Oberschenkel und startete den Motor. Als wir durch die Straße fuhren, platzierte er diese aber wieder zurück und schaute kurz zu mir rüber.

"Jayden scheint sich so langsam einzukriegen", bemerkte er.

"Freu dich lieber nicht zu früh. Wir kennen beide meinen Bruder", lachte ich. "Er wird denke ich noch etwas Zeit brauchen, aber es geht auf jeden Fall in die richtige Richtung." Ich schob meine Hand unter Harrys und verschränkte unsere Finger miteinander. Kurz betrachtete ich sein Seitenprofil und war mal wieder erstaunt, wie wunderschön er doch aussah. Dann schaute ich wieder zurück nach vorne und bemerkte, dass er in Richtung Ortsausgang fuhr. "Wo fahren wir eigentlich hin?"

"Ich habe spontan überlegt, dass wir den Tag zu zweit verbringen", grinste er. "Nächste Woche geht bei dir die Schule wieder los und ich bin dann auch wieder mehr am College. Wir sollten den Rest vom Sommer und die Zeit noch nutzen."

Schule - mit diesem Wort hatte Harry mir nun endgültig die Laune verdorben. Ich hatte es die ganze Zeit über verdrängt, da ich mich absolut nicht auf diesen Ort freute. Vor meinen Augen konnte ich schon sehen, wie Alexandra mir wieder jeden Tag das Leben zur Hölle machte, da sie mir die Schuld für ihre und Jaydens Trennung gab. Aber es schien ein winzig kleines Licht am Ende eines langen Tunnels, denn es war mein letztes Schuljahr. Ich musste nur diese letzten Monate überstehen und dann war ich Alexandra endlich für immer los. Allerdings gab es dann auch noch das Problem, dass ich absolut noch keinen Plan hatte, was ich nach der Schule machen sollte. Mit dem Thema wollte ich mich aber auch noch nicht auseinandersetzen.

"Lass uns einfach ganz weit wegfahren und alles vergessen", seufzte ich. 

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danke an alle, die diese geschichte lesen und votes + kommentare hinterlassen 😘

unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt