Der Abend im Pub verlief absolut nicht wie geplant. Es fing damit an, dass Harry bereits betrunken war, als ich ankam und das wurde im Verlaufe des Abends nur noch schlimmer. Natürlich konnte er sich nicht damit abfinden, dass es für ihn nur noch Wasser geben sollte und somit feierte er fröhlich weiter, bis der bereits bekannte Security-Mann ihn doch noch vor die Tür setzte.
"Du hast genug gefeiert", bestimmte er mit ernster Miene und sah dann nochmal mitleidig zu mir. "Ich würde dir raten, ein Taxi zu rufen oder jemanden anzurufen - so bekommst du ihn nicht nach Hause."
Seufzend schaute ich dem großen Mann hinterher, wie er wieder in dem Pub verschwand. Dann drehte ich mich zu Harry, der mich einfach nur angrinste.
"Hast du noch Geld?", fragte ich ihn, da ich nicht mehr genügend Bargeld dabeihatte.
"Klaro." Er kramte in seiner Hosentasche rum und hielt mir dann stolz eine Münze vor die Nase.
Frustriert pustete ich die Luft aus, die ich angehalten hatte. Harry konnte nicht mal mehr auf einem Fleck stehen, weshalb ich ihn festhalten musste. Mit ihm nach Hause zu laufen war auf jeden Fall keine Option - da hatte der Security-Mann leider recht.
"Komm, wir setzen uns hin", forderte ich Harry auf und deutete auf eine Bank, die ein paar Meter entfernt war. Zum Glück protestierte er diesmal nicht und taumelte mit meiner Hilfe auf die Sitzmöglichkeit zu.
Ich war ehrlicherweise schockiert darüber, dass er so betrunken war, da ich ihn zuvor noch nie so erlebt hatte. Aber ich konnte ihm auch keinen Vorwurf machen, da ich mich selbst auch schon in dieser Situation befand. Manchmal nahm der Alkohol leider überhand, aber ich war froh, dass ich wenigstens dabei war. Nun konnte ich mich um Harry kümmern, so wie er sich damals um mich gekümmert hatte.
Deswegen kramte ich auch mein Handy aus meiner Handtasche und wählte Avas Nummer. Es war spät und ich wollte sie nicht stören, aber es war wirklich ein Notfall. Meine Eltern oder Anne wollte ich auf keinen Fall anrufen - das wollte ich Harry und mir auch ersparen. Also hatte ich die Hoffnung, dass Ava mit Eric war und er uns abholen konnte. Aber nachdem ihre Mailbox anging, machte sich die Enttäuschung direkt breit. Und als ich dann Daisy und Sophie ebenfalls nicht erreichen konnte, war ich einfach nur noch verzweifelt.
"Harry, hast du dein Handy?"
"Akku leer", nuschelte er und lehnte sich an meinen Oberarm.
Nachdenklich tippte ich mit meinen Nägeln auf dem Handydisplay rum. Harrys Freunde konnte ich nicht anrufen, da ich die Nummern nicht hatte, meine Freundinnen waren alle am Schlafen und Sydney und Niall waren schon vor einiger Zeit spurlos verschwunden. Ich schaute runter an meinen Arm, wo Harry mit geschlossenen Augen hing. Mir blieb nur noch eine Möglichkeit, die ich eigentlich auf keinen Fall in Erwägung ziehen wollte. Zögerlich suchte ich nach einem Kontakt in meinem Handy und starrte für einige Sekunden auf den Namen, bis ich mich endlich dazu überwinden konnte, auf Anrufen zu tippen.
Mit einem unguten Gefühl hielt ich mir das Handy ans Ohr. Mit meiner anderen Hand fuhr ich durch Harrys Haare und spielte dann nervös mit einer Locke, während das laute Tuten immer wieder in mein Ohr dröhnte.
"Hallo?"
"Jayden?", fragte ich zögerlich.
Am anderen Ende der Leitung raschelte es laut. "Jaz? Ist alles okay?" Mein Bruder klang besorgt.
"Nein... also ja, eigentlich schon, aber nein." Ich war sehr durch den Wind, da es mich so viel Überwindung gekostet hatte Jayden anzurufen. "Kannst du zu dem Pub in der King's Road kommen?"
"Ist etwas passiert? Bist du allein?"
Erneut schaute ich zu Harry, der mittlerweile ein leises Schnarchen von sich gab. "Harry ist bei mir."

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unexpected love || h.s
FanfictionMein Leben verwandelte sich erst in die reinste Katastrophe, als meine Erzfeindin vor mir stand und mein Bruder sie als seine neue Freundin vorstellte. Während ich dann versuchte, sie wieder loszuwerden, trieb mich das Drama in die Arme einer unerwa...