Mit langsamen Schritten kam er auf das Auto zu. Seine Hände waren in seinen Hosentaschen vergraben und sein Blick war überall, aber bloß nicht auf uns gerichtet. Seine Schultern hingen nach unten und spiegelten vermutlich seine Stimmung wider. Diese Frage hatte ihn sehr viel Überwindung gekostet - das hörte und sah man ihm an.
Ich schaute kurz rüber zu Harry, der ebenfalls in seiner Position verharrt war. Er wirkte genauso überrascht wie ich, versuchte dies aber schnell mit einem lässigen Lächeln zu überspielen. "Klar. Steig ein, Bro."
Nachdem Harry das gesagt hatte, taute ich wieder auf und konnte mich bewegen. Ich nahm meinen einen Fuß aus dem Auto raus und wollte hinten einsteigen, aber Jayden schüttelte nur seinen Kopf und kam mir zuvor. Wahrscheinlich wollte er trotzdem so viel Abstand zu uns halten wie möglich. Also setzte ich mich neben Harry auf den Beifahrersitz und ja - dann saß ich dort.
Die Autofahrt war grausam. Jayden war komplett stumm und sagte nichts mehr. Harry und ich sagten ebenfalls nichts, da wir ihn nicht wieder verärgern wollten. Es herrschte eine unangenehme Stille, die die Zeit unerträglich langsam vergehen ließ. Ich saß so still es ging auf dem Sitz und starrte nach vorne auf die Straße, während mein Bruder direkt hinter mir saß. Es war schön, dass er nach dem ganzen Drama einen Schritt auf uns zugekommen war. Meine Hoffnung auf eine Versöhnung stieg langsam wieder an, aber ich wollte auch nicht zu viel erwarten.
Als wir dann nach gefühlten drei Stunden bei uns Zuhause ankamen, stiegen wir ebenfalls ohne ein Wort aus. Der Weg zur Tür erfolgte im Stillen, genauso wie das Ausziehen der Schuhe und der Weg nach oben. Jayden lief vor uns und schaute nicht mehr zurück, bis er seine Zimmertür erreichte. Er hielt die Türklinke schon in der Hand, da hielt er plötzlich inne und drehte sich zu uns um. Mit gerunzelter Stirn schaute er zu Harry und fragte: "Schläfst du hier?"
Nervosität stieg in mir auf, da ich darüber gar nicht nachgedacht hatte. Harry war wie selbstverständlich mit ins Haus gekommen und stand nun neben mir.
"Ja", antwortete er mit einem festen Unterton und machte damit deutlich, dass ihn auch nichts davon abhalten würde.
Ich brauchte ihn dringend an meiner Seite, da seine Nähe mich beruhigte und ich sonst keinen ruhigen Schlaf finden würde nach dem Geschehnis. Aber dabei hatte ich ganz vergessen, dass mein Bruder unsere Beziehung immer noch nicht akzeptierte und er sicher nicht wollte, dass Harry bei mir im Bett schlief. Ich stellte mich schon auf die nächste Eskalation ein und betete, dass es diesmal ohne Gewalt enden würde.
Jayden nickte. "Gut."
Er war schon in seinem Zimmer verschwunden und hatte die Tür hinter sich geschlossen, da standen Harry und ich immer noch im Flur und starrten auf den Fleck, wo er vor wenigen Sekunden noch stand. Ich konnte es nicht fassen, dass er das wirklich gesagt hatte. Innerlich hatte ich mich schon auf einen Streit vorbereitet und darauf, dass er Harry aus dem Haus schmiss. Seine Reaktion war aber das komplette Gegenteil.
"Damit habe ich nicht gerechnet", stellte ich mit Verwunderung fest als wir in meinem Zimmer waren.
"Ich auch nicht", sagte Harry. "Aber anscheinend hat ihm der Vorfall mit Alexandra endlich die Augen geöffnet. Ich würde dich jetzt niemals allein lassen und ich denke, das weiß er auch."
-
Die restliche Nacht zog sich dermaßen in die Länge. Ich schlief unruhig und wachte tausendmal auf. Wenn ich endlich in den Schlaf gefunden hatte, spielte sich alles wieder von vorne ab in meinem Traum und ich wurde erneut von Alexandra bloßgestellt. Dann wachte ich schweißgebadet und nach Luft ringend auf. Harry versuchte mich zu beruhigen, was er auf einer Art auch schaffte, aber die Bilder konnte er mir nicht aus meinem Kopf löschen. Er hielt mich fest in seinen Armen und irgendwann schaffte ich es dann doch zumindest für ein paar Stunden in den Schlaf zu finden. Harry war die halbe Nacht wegen mir wach gewesen, deswegen ließ ich ihn am nächsten Morgen auch ausschlafen und ging nach unten in die Küche.
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unexpected love || h.s
FanficMein Leben verwandelte sich erst in die reinste Katastrophe, als meine Erzfeindin vor mir stand und mein Bruder sie als seine neue Freundin vorstellte. Während ich dann versuchte, sie wieder loszuwerden, trieb mich das Drama in die Arme einer unerwa...