Total perplex schaute ich Alexandra an und debattierte in meinem Kopf, was zur Hölle ich tun sollte. Am liebsten wäre ich einfach abgehauen, bis nach Asien, wo mich niemand fand und ich mich niemals mit dieser Situation auseinandersetzen musste. Aber leider war diese Option nicht möglich und ich wusste, dass ich etwas sagen musste. Allerdings stellte sich die Frage, ob ich besser die Wahrheit erzählte oder eine Lüge.
„I-ich...", fing ich an zu stammeln, auf der Suche nach einer Antwort.
Hätte sie nicht einfach fünf Minuten früher oder später an Harrys Haus vorbeilaufen können? Das war so typisch, dass ausgerechnet mir sowas passieren musste. Gerade da, wo ich echt dachte, alles könnte gut werden. Aber das Universum schickte mir ein Zeichen, dass ich achtsamer sein sollte. Oder es wollte, dass ich die Wahrheit erzählte, damit ich Harry öffentlich daten konnte.
„Spar dir deine Ausrede. Ich weiß ganz genau, dass da was zwischen euch läuft", stellte Alexandra klar und verschränkte arrogant ihre Arme vor der Brust.
Ich hätte ihr so gerne ins Gesicht gespuckt für ihre überhebliche Art. Das mochte ich noch nie an ihr. Sie musste immer zeigen, dass sie die tollste war; auch wenn es überhaupt nicht um sie ging.
„Ich war nur bei ihm Zuhause. Das sagt gar nichts", verdrehte ich meine Augen und wollte an ihr vorbei.
„Nicht so schnell", hielt sie mich auf und blockierte mir den Weg. „Ich habe ganz genau gesehen, dass ihr euch geküsst habt. Willst du etwa, dass ich Jayden davon erzähle?"
Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich presste aus Wut meine Lippen aufeinander.
„Hast du kein eigenes Leben?"
Ich konnte es nicht glauben, dass ich mich tatsächlich bei Alexandra entschuldigt und wirklich darüber nachgedacht hatte, netter zu ihr zu sein und ihr eine Chance zu geben. Aber zum Glück, zeigte sie mir mal wieder ihr wahres Gesicht und erinnerte mich daran, dass sie der Teufel persönlich war.
„Hör mir mal zu", giftete mich die Schlange an und packte meinen Arm. „Wenn du möchtest, dass Jayden nichts von Harry und dir erfährt, dann hältst du deine Klappe über unsere Vergangenheit."
Verärgert entriss ich ihr meinen Arm.
„Was genau meinst du?", hakte ich nach.
„Jayden hat mich heute gefragt, ob ich dich vielleicht mal geärgert habe in der Schule. Du hättest wohl sowas angesprochen."
Jetzt verstand ich, worum es ihr ging. Sie hatte Angst, dass Jayden die Wahrheit über unsere Vergangenheit rausfand und sie dann hassen würde. Allerdings wunderte es mich, dass er sie wirklich auf das Thema angesprochen hatte. Gestern Abend klang es eher so, als würde er mir überhaupt nicht glauben und sein gutes Bild von Alexandra niemals in Frage stellen.
„Keine Sorge, er hat mir eh nicht geglaubt", versicherte ich augenverdrehend.
„Das würde ich nicht behaupten. Jayden kümmert sich mehr um dich, als du denkst. Aber wenn du immer so offensichtlich zeigst, dass du gegen seine Beziehung bist, dann wendet er sich natürlich von dir ab."
Ratschläge von Alexandra waren echt das letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte. Wegen ihr kam es doch erst so weit, sonst wäre wir jetzt nicht in dieser Situation.
„Tut mir leid, dass ich keine Freudensprünge mache, wenn mein Bruder mit meiner Erzfeindin zusammen ist", sagte ich sarkastisch. „Außerdem habe ich mich bei euch entschuldigt, schon vergessen? Jayden scheint dich wirklich zu lieben, also müssen wir jetzt wohl miteinander klarkommen."
Ich hatte so langsam echt keine Lust mehr, auf die ganzen Anfeindungen. Das musste ich jahrelang mitmachen, irgendwann war es auch mal gut.
„Ganz genau. Jayden liebt mich und ich liebe ihn. Deswegen will ich auch nicht, dass du uns das Glück kaputt machst", stellte Alexandra klar.
Ein Fan war ich zwar immer noch nicht von ihr und würde ich wahrscheinlich auch nie werden, aber Jayden zur Liebe, gab ich ihr doch eine Chance. Die ständigen Streitereien brachten eh nichts auf Dauer. Es zog nur an den Nerven und machte einen kaputt.
„Wenn du deine Klappe hältst, dann halte ich meine auch", schlug ich ihr vor.
„Deal."
Alexandra schenkte mir ein zufriedenes Lächeln und gemeinsam liefen wir dann zu meinem Haus. Es fühlte sich zwar einerseits total komisch an, dass wir jetzt anscheinend unser Kriegsbeil begraben hatten, aber es war auch erleichternd. Trotzdem vertraute ich der ganzen Sache noch nicht zu hundertprozentig und war innerlich weiterhin etwas misstrauisch. Die Zeit würde ja zeigen, ob es die richtige Entscheidung war.
Während Alexandra dann nach oben zu Jayden ging, setzte ich mich zu meinem Eltern ins Wohnzimmer.
„Mum? Dad?", fragte ich, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. „Avas Familie fährt übers Wochenende an den See, die Großeltern haben dort ein Haus und sie hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte."
Nach reichlicher Überlegung, ob ich die Wahrheit sagen sollte, entschloss ich mich dagegen. Es war einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt und wenn sie erfahren hätten, dass es in Wirklichkeit um Harry ging, hätten sie mich auch niemals mitfahren lassen.
„Das ist aber ziemlich kurzfristig. Wann soll es denn los gehen?", fragte Mum.
„Morgen früh um zehn."
Sie schaute mich für einige Sekunden ziemlich skeptisch an.
„Und es geht hier auch nicht um den Jungen, von dem du mir erzählt hast?"
Damit hatte ich eindeutig nicht gerechnet. Meine Wangen färbten sich rosa und ich hoffte, dass ich mich dadurch nicht selbst verriet.
„Nein!", sagte ich ganz entsetzt und versuchte glaubwürdig zu wirken.
„Na gut", willigte Mum schließlich ein. „Aber ich möchte, dass du mir den Standort schickst, wenn du da bist. Und dein Handy muss immer an sein, falls irgendwas ist, du kannst dich immer melden. Pass bitte auf dich auf."
Augenverdrehend musste ich über ihre fürsorgliche Art schmunzeln. Aber natürlich versicherte ich ihr, dass ich das alles tun würde und sie sich keine Sorgen machen musste. Immerhin war es auch nicht selbstverständlich, dass sie mir den spontanen Trip erlaubte. Und durch ihre große Fürsorge, fühlte ich mich auch noch schlechter, dass ich sie anlog. Gerne hätte ich ihr die Wahrheit erzählt, aber ich konnte es nicht riskierten, dass ich Zuhause bleiben musste. Ich wollte unbedingt das Wochenende mit Harry verbringen.
„Danke, ihr seid die besten", bedankte ich mich bei meinen Eltern.
„Soll ich dich morgen früh zu deiner Freundin fahren? Dann fahre ich etwas später ins Büro", bot mein Dad mir netterweise an.
„Ava wohnt ganz in der Nähe, das Stück kann ich auch laufen. Aber danke."
Ich wünschte den beiden eine gute Nacht und verabschiedete mich schonmal von ihnen.
Erleichtert lief ich in mein Zimmer, kramte meinen Koffer aus der Ecke und fing an zu packen. Allerdings schrieb ich Harry vorher noch eine Nachricht und als hätte er schon sehnlichst drauf gewartet, antwortete er auch direkt.
Ich: Meine Eltern haben ja gesagt!!!
Harry: Sehr gut. Ich freue mich. :)
Ich: Ich freue mich auch. :)
Harry: <3
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unexpected love || h.s
FanficMein Leben verwandelte sich erst in die reinste Katastrophe, als meine Erzfeindin vor mir stand und mein Bruder sie als seine neue Freundin vorstellte. Während ich dann versuchte, sie wieder loszuwerden, trieb mich das Drama in die Arme einer unerwa...