ENDE

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Ein Jahr später.

"Glückwunsch, mein Schatz. Du hast es endlich geschafft", freute sich meine Mom mit Tränen in den Augen, bevor sie mich mit einer festen Umarmung überfiel. 

Als nächstes war mein Dad an der Reihe. "Wir sind so stolz auf dich." Er wuschelte mir durch das Haar, so wie er es immer tat, als ich noch klein war. 

Lächelnd blickte ich auf das große Gebäude vor mir. Der Ort, an dem ich Freunde fürs Leben fand, schöne Erfahrungen sammelte und viele Jahre meines Lebens verbrachte. Der Ort, an dem ich mit Bauchschmerzen hinging, mich eine lange Zeit nicht wohl fühlte und überwiegend schreckliche Erinnerungen dran hatte. Ich war einfach nur froh und erleichtert, dass ich nun endlich meinen Schulabschluss in der Tasche hatte und dieses Gebäude nicht mehr betreten musste. Jemand legte seinen Arm um mich und zog mich mit in Richtung Ausgang. 

"Hast du deinen Rucksack schon gepackt? Ich weiß gar nicht, wie ich alles in dieses kleine Ding reinbekommen soll", beklagte sich meine beste Freundin. 

"Du sollst doch auch nur das Nötigste einpacken", erklärte ich ihr, zum zehnten Mal, lachend. 

Wir hatten uns dazu entschlossen, gemeinsam reisen zu gehen. Ich brauchte eine Auszeit, wollte die Welt sehen und persönlich wachsen. Als ich Sydney davon erzählte, war sofort klar, dass sie mitkam, und ich konnte mir auch keine bessere Reisebegleitung vorstellen. Drei Monate durch Australien reisen - ich freute mich riesig auf diese Erfahrung. In zwei Wochen sollte es schon losgehen. Vor uns erblickte ich Jayden, der mit einem breiten Grinsen auf uns zugelaufen kam. 

"Meine kleine Schwester hat ihren Schulabschluss." Er zog mich in eine liebevolle Umarmung. "Feiert heute nicht zu doll - ihr müsst uns morgen beim Umzug helfen!"

In dem letzten Jahr hatte sich einiges geändert. Nach Alexandras Entschuldigung hatte ich noch eine ziemlich harte Zeit. Ich musste lernen, mit der Vergangenheit umzugehen und das alles zu verarbeiten - auch wenn ich damals dachte, dass ich schon auf einem guten Weg war. Zum Glück hatte ich bereits meine Therapeutin an meiner Seite, ohne die ich das alles nicht so gut verarbeitet hätte. Mit den Monaten lernte ich so langsam normal mit Alexandra umzugehen. Jayden liebte sie und sie waren ein Paar - das akzeptierte ich. Und da ich den ganzen Stress in der Vergangenheit lassen wollte, kam ich mit ihr klar. Wir würden zwar niemals beste Freundinnen werden, aber das erwartete auch niemand. Die zwei waren echt glücklich und zogen nun zusammen in ihre eigene Wohnung. Ich gönnte beiden das Glück.

"Sydney!", ertönte hinter uns die Stimme von Niall. "Babe, du warst auf einmal weg! Das kannst du nicht machen. Ich vermisse dich jetzt schon so sehr", nörgelte er herum. Dass wir für drei Monate nach Australien gingen, setzte ihm am meisten zu. 

"Ein Glück, dass wir euch zwischendrin besuchen kommen." Mein Kopf drehte sich nach links, wo nun Harry neben mir stand. Sofort machte sich das bekannte Grinsen in meinem Gesicht breit. 

Ich blieb stehen, ohne auf die anderen zu achten, denn ich hatte nur noch Augen für ihn. Meine Hände legte ich in seinen Nacken und spielte mit seinen Haarspitzen. Er hatte seine Haare etwas länger wachsen lassen, was mir sehr gut gefiel. Ansonsten hatte sich bei uns nicht allzu viel verändert, aber gleichzeitig auch wieder eine Menge. Harry war in seine eigene Wohnung gezogen, wo wir viel mehr Privatsphäre und Zweisamkeit hatten. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, stritten zwischendurch mal, aber versöhnten uns auch schnell wieder - eben eine ganz normale Beziehung. 

Wie es nach der Australienreise weiterging, wusste ich noch nicht. Ich wollte studieren, aber hatte noch keinen bestimmten Studiengang in Aussicht. Harry und ich überlegten ebenfalls bald zusammenzuziehen, da ich eh schon jeden Tag bei ihm verbrachte. Aber das ließen wir entspannt auf uns zukommen.

Ich hatte keinen Plan, was die Zukunft mit sich bringen würde, aber ich wusste, mit wem ich diese verbringen wollte. Dass ich die richtigen Menschen um mich hatte und es mir psychisch besser ging, bedeutete mir so viel mehr. 

Eine lange Zeit war ich orientierungslos und wusste nicht, wohin mit mir. Aber es ist okay, wenn du auch mal keinen Plan hast. Das, was du brauchst, wird dich finden. Wenn du bereit bist, dann wird es dich finden. Es wird dich finden - zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Bei mir war es die Liebe. Ich war vollkommen und unsterblich verliebt. Nicht nur in Harry, sondern auch wieder in das Leben.

Und diese unerwartete Liebe rettete mich.

unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt