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Harrys Sicht:

"Ich renne einfach schnell durch den Flur."

"Nein, Harry", sagte Jaz nun schon zum dritten Mal.

"Aber ich muss wirklich dringend!"

Es war der nächste Morgen und meine Blase drohte zu platzen, aber Jaz wollte mich einfach nicht ins Badezimmer gehen lassen. Sie war mal wieder der Meinung, dass es zu riskant wäre. Gestern Abend sah das noch ganz anders aus. 

"Halt es doch einfach noch ein bisschen ein", sprach sie gleichgültig, während sie sich ein Outfit aus ihrem Kleiderschrank raussuchte. 

Ich presste meine Lippen aufeinander und atmete genervt aus. Es war offensichtlich, dass ich lockerer mit der ganzen Situation umging als Jaz. Sie war viel zu paranoid und das Verheimlichen strapazierte ganz schön ihre Nerven. Deswegen war ich auch froh, dass wir es Jayden heute endlich beichten würden. Damit wir endlich ganz entspannt eine Beziehung führen konnten, ohne uns ständig zu verstecken und immer drauf zu achten, bloß keinen Fehler zu machen. Außerdem hasste ich es, Jaz so zu sehen. Sie belastet das Thema noch tausendmal mehr als mich, sie hatte viel größere Angst vor Jaydens Reaktion. 

Natürlich war es mir auch bewusst, dass ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit meinen besten Freund verlieren könnte. Ich kannte Jayden gut genug, um zu wissen, dass er unsere Beziehung nicht einfach so akzeptieren würde. Schon von Anfang an hatte er immer wieder betont, dass sich keiner aus unserer Clique an seine Schwester ranmachen sollte. Jaz war ihm viel wichtiger als er es immer zum Ausdruck brachte. Aber ich war bereit, mich diesem Kampf zu stellen, denn Jaz war mir genauso wichtig wie er. Ich liebte sie und hatte nicht die Absicht ihr das Herz zu brechen. 

"Weißt du was..", murmelte ich, während ich mir meine Bekleidung anzog. "Ich gehe jetzt auf die verdammte Toilette."

Und damit Jaz auch nichts einwenden konnte, öffnete ich ihre Tür und rannte zum Badezimmer.Aber vielleicht hätte ich diesmal doch auf meine Freundin hören sollen, denn als ich kurze Zeit später wieder auf dem Weg zu ihrem Zimmer war, begegnete mir tatsächlich Jayden im Flur. Hätte ich mir doch auch denken können. 

"Was machst du denn so früh hier?", fragte er und rieb sich über sein verschlafenes Gesicht. 

Er war natürlich verwundert darüber, dass ich um halb elf schon bei ihm im Flur stand. 

"Äh... Ich hatte Langeweile", log ich. 

Zum Glück war ich so schlau gewesen und hatte mich vorher angezogen. Wenn ich jetzt in Unterhose vor ihm gestanden hätte, dann hätte er mich ohne Gnade direkt verprügelt. 

"Ich habe gar nicht gehört, dass es geklingelt hat."

Jayden lief in das Badezimmer, aus dem ich vor wenigen Sekunden kam und schnappte sich seine Zahnbürste. Ich lehnte mich gegen den Türrahmen und kramte ein Kaugummi aus meiner Hosentasche. Nun konnte ich nichtmal zu mir nach Hause gehen und mich frisch machen. Super. 

"Deine Mum hat mich reingelassen", antworte ich nur. 

Ein Vibrieren von meinem Handy signalisierte mir, dass ich eine Nachricht empfangen hatte.

Jaz: Hättest du mal auf mich gehört.

Ich schüttelte grinsend meinen Kopf und konnte mir ganz genau vorstellen, wie schadenfroh sie darüber war, dass sie Recht hatte. Wahrscheinlich stand sie an ihrer Tür und lauschte unserem Gespräch. 

"Wie war es bei deinen Großeltern?", zog Jayden meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. 

"Es war... toll. Vor allem die gemeinsame Zeit mit meiner wunderschönen Grandma. Wir waren wandern und mir ist dabei aufgefallen, wie sehr ich sie liebe."

unexpected love || h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt