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"Haben sie bereits eine Vorstellung?"
Fragte mich der Mann, mir gegenüber freundlich.

"Nicht konkret.
Ich würde lieber hören, was sie für Leistungsgerecht empfinden."
Sagte ich, um den Ball wieder abzugeben.

"Okay, wir hatten uns bereits Gedanken darüber gemacht."
Er kramte in seiner Aktentasche und holte darauf hin eine zweite Mappe.
Die er vor mich schob.
"Wir hatten bereits ein Arbeitsvertrag vorbereitet, für denn Fall.
Der ja jetzt eingetroffenen ist."
Er blätterte ein paar mal um und zeigte auf einen block der mit einer Überschrift "Vergütung" gekennzeichnet war.

Was ich dort gelesen hatte ließ mich fast vom Stuhl fallen.
Das war mit Sicherheit nicht das was ich mir hätte vorstellen können.
Mit einer Vergütung von 1600€ bis höchstens 1800€ Brutto hätte ich mir gewunschen.
Aber nicht 3000€.
Ich hatte ja überhaupt keine Erfahrung, geschweige denn eine Ausbildung.

Das war einfach unfassbar.
Ungläubig sah ich zu den Männern.
Das war bestimmt nur ein Test ob ich darauf reinfalle und sie sich dann einen ablachen.
Doch so naiv war ich nicht.
Wut machte sich in mir breit.
Sie dachten wohl das sie ein junges naives Mädchen gefunden hatten, das sie jetzt schön verarschen konnten.

Hatte ich mich jetzt allen ernstes so darauf gefreut und war aufgeregt, für das?
Ich hatte die Schnauze gestrichen voll!

Als ich noch nichts darauf geantwortet hatte sagte einer von ihnen.
"Was sagen sie dazu?"

Was ich dazu sagte?
Das würden sie gleich sehen!
Das Spiel kann ich auch gerne mit Spielen.

"Das meine Herren war nicht das was ich mir vorgestellt hatte."

Die beiden sahen sich perplext an.
"Oh äm, was hatten sie sich denn vorgestellt?"

"Ich hatte was von Leistungsgerechter Bezahlung gesprochen.
Ist das ihrer Ansicht nach Leistungsgerecht?"

"Nein dies ist nur in den ersten 6 Monaten der Fall.
Danach können wir auch anhand ihrer bis dort hin erbrachten Leistungen, noch einmal ihr Gehalt neu verhandeln.
Wir möchten natürlich nur zufriedene Mitarbeiter."

Ist das gerade ihr Ernst?
Sie sehen nicht so aus als würde sie Witze machen.
Entweder habe ich mich gerade in Grund und Boden ruiniert oder das gehört noch weiter zur verarsche.
Die Sache muss einen Hacken haben.
Doch muss ich erstmal etwas machen was mich aus dieser scheiße rettet.

"Das war nur ein Witz.
Das ist natürlich ein tolles Angebot."
Sagte ich und lachte dämlich vor mich hin.
Die Männer stimmten in das Gelächter mit ein und ich war heil froh, dass es damit gegessen war.
Jedoch konnte das nicht mit rechten Dingen zugehen, das sagte mir mein ungutes Gefühl bei dieser Sache.

"Spass bei Seite.
Ich würde es mir gerne noch einmal überlegen und sie dann morgen kontaktieren."
Sagte ich freundlich.

So sprachen wir über die weiteren Formalitäten.
Und wie ich sie am besten erreichen konnte.
Ich nahm die Mappe mit dem Arbeitsvertrag darin, an mich und verabschiedete mich.

Ich verließ das Zimmer und lief wieder an der Anmeldung vorbei zum Ausgang.
Im vorbei laufen verabschiedete ich mich noch von der netten blonden Dame von vorhin, die mich auch wieder zuckersüß anlächelte.

Als ich aus dem Gebäude hinausging rief ich zu allererst meine Mutter an und verkündete es ihr, die wie ein wildgewordener Teenager kreischte.
Sie wollte garnicht mehr aufhören zu reden, doch unterbrach ich sie und versprach ihr ohne Umwege Nachhause zu kommen.
Daraufhin rief ich noch Vanessa an und verkündete auch ihr diese tolle Nachricht.
Die nicht anders wie eine Mutter reagierte.
Ich musste über die Reaktionen der beiden lachen.
Sie freuten sich mehr als ich darüber.
Vanessa versprach ich, dass ich sie heute noch besuchen würde, gleich nachdem ich zuhause gewesen war.

Ich fuhr nach Hause um mir diesen Vertrag genauer anzuschauen.

Als ich zuhause ankam, wartete meine Mutter bereits vor der Haustüre auf mich, und nahm mich in Empfang.
Sie umarmte mich.
"Ich wusste es doch!
Na komm und erzähl mir alles ganz genau!"

Wir gingen ins Haus und ich erzählte ihr alles.
Naja nicht alles.
Das Detail das ich mich blamiert hatte und alles für eine Verarsche gehalten hatte ließ ich dann doch weg.
Auch meine Bedenken hielt ich für mich.

Sie las sich den Vertrag durch und war beeindruckt.
"Schatz, das ist wunderbar!
Und hier steht was davon da du in 6 Monaten nochmal neu verhandeln könntest.
Als ob es besser gehen könnte."
Sie kicherte und zwinkerte mir zu.
Sie hatte überhaupt keine Bedenken.

"Mum ist dir schon aufgefallen, dass es keine Probezeit gibt?"

Daraufhin blätterte sie wieder zum Anfang und lass es sich kurz durch.
"Ja tatsächlich.
Ist doch um so besser.
Von der Probezeit hat im Prinzip nur der Arbeitgeber seinen Nutzen.
Damit wollen sie zeigen, dass sie dich haben wollen.
Und kündigten kannst du trotzdem jederzeit, wenn es dir nicht gefällt."

Da hat sie ja eigendlich recht.

Ich las mir den Vertrag noch einmal genau durch.
Doch stand nichts weiter interessantes darin.
Nur mein Jahresurlaub von 24 Tagen gefiel mir nicht.
Das würde ich mit Sicherheit in 6 Monaten noch aushandeln.

So beschloss ich direkt anzurufen und zuzusagen.
Am Telefon gaben sie mir direkt für morgen früh einen Termin, um den Vertrag zu unterzeichnen.
Danach machte ich mein Versprechen wahr und fuhr zu Vanessa, mit dem Versprechen an meine Mutter, dass ich vor dem Abendessen zurück sein würde.
Nicht zu vergessen musste ich ihr auch ein Selfie schicken, wenn ich bei Vanessa an kam und wieder los fuhr.

Wenn ihr euch fragt warum ein Selfie und keine einfache Nachricht, dann müsst ihr versuchen so zu denken wie es meine Mutter  es tat.
Denn die Nachricht könnte ja auch von jemand anderem verfasst worden sein.
Ich würde garnicht wissen wollen, was passieren würde, wenn ich mal vergessen würde ihr ein Bild zu schicken.

Auch ich fand es zum Teil etwas übertrieben,  jedoch war es ganz witzig, weil ich ihr immer verschiedene Grimassen schickte.

Auch diesmal schickte ich ihr vor dem Haus von Vanessa ein Selfie, in dem ich diesmal schielte.
Mit Vanessa verging der Tag, wie immer super schnell und wir hatten super viel spass.
Wir hatten auf  Vanesas Initiative hin einen Spa-day  gemacht, in dem wir mit Gesichtsmasken und Gurken auf den Augen auf ihrem Bett lagen und sie mir noch Dinge erzählte was in meiner Abwesenheit alles passiert war.

Nach dem Abendessen klingelte es an der Türe.
Da meine Mutter am Abwaschen war und mein Vater sichs vor dem Fernseher auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte ging ich zur Türe.

Ich fragte mich wer um diese Uhrzeit klingelte.

So öffnet ich die Türe und mir blieb fast das Herz stehen.

Get off me!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt