Mein letzter Tag?

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Ich versuchte die Augen zu öffnen, nur mein Körper gehorchte mir nicht.
Mir war so verdammt übel und schwindelig. Kein Wunder, ich wurde hin und her geschaukelt.
Wo war ich?

Ich hörte ein Radio ertönen, war ich in einem Auto?
Das würde die Bewegungen erklären.
Langsam, aber sicher gehorchte mir mein Körper wieder.
Ich öffnete die Augen, dies machte die Übelkeit noch schlimmer.
Ich sah mich vorsichtig um und merkte, dass ich auf dem Rücksitz des Autos lag.

Was war passiert?

Hatte ich zu viel getrunken?

Ich sagte mit krächzender Stimme:
"Mama?"

Und sah, wie der Fahrer sich schlagartig zu mir umdrehte.
Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als ich ihn sah.
Plötzlich wusste ich ganz genau, was passiert war.
Ich schrie und versuchte wie wild die Autotüre zu öffnen, doch sie war abgeschlossen.
Ich nahm seine Stimme war, er flüsterte kaum hörbar:
"Verdammt, das sollte doch länger halten!"
Was meinte er damit?
Bevor ich weiter denken konnte, sprach er zu mir:
"Hey.
Na, wie fühlst du dich?"

Wie ich mich fühlte?
Mir dröhnte der Kopf, mir war schlecht und schwindelig.
Als ob er das nicht wüsste!

Er fuhr an den Straßenrand und hielt an.
Panik stieg in mir auf, denn wenn er fuhr, konnte er mir nichts tun.
Er drehte sich zu mir um und sah mir in die Augen, ich rutsche so weit weg wie möglich von ihm und sagte:
"Bitte lass mich gehen.
Ich sag auch niemanden etwas, versprochen."
Er sah mich mit eisernem Blick an.
Erst da bemerkte ich, dass er hellblaue Augen hatte.
Oder waren es doch graue?
Es war eine sehr außergewöhnliche Farbe.
Er streckte seine Hand nach mir aus, was mich dazu brachte mich noch mehr an die Türe des Autos zu drücken und sprach: "Du wirst dich an die Tatsache gewöhnen müssen das dein Zuhause jetzt bei mir, an meiner Seite ist, verstanden?"
Ich schüttelte wie wild den Kopf, das konnte er nicht tun, das durfte er nicht tun!
Die Übelkeit übermannte mich, ich fing an zu würgen.
Er sprang aus dem Auto und kam zu mir, er öffnete die Autotür und wollte mich hinausziehen, doch ich krabbelte noch rechtzeitig auf die andere Seite, sodass er mich nicht zufassen bekam.
Ich hielt mir den Mund um nicht spucken zu müssen, musste jedoch weiter würgen.
Er packte mich an meinen Füßen und zog mich gewaltsam aus dem Auto, ich schrie vor Angst und vor Schmerz, denn mein Knöchel war nach wie vor verstaucht.

Er umschlung meine Taille und drückte meinen Rücken gegen seine Brust, ich konnte mich nicht wehren, ich war zu beschäftigt damit, nicht zu spucken.
Doch es gelang mir nicht, ich übergab mich, mein gesamter Körper verkrampfte sich immer und immer wieder, bis sich mein gesamter Mageninhalt am Straßenrand verteilte.
Erst jetzt spürte ich, wie er mir immer wieder über den Kopf strich, um mich zu beruhigen.
Ich war so kraftlos und müde, konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten.
Was er sofort merkte und mich auf seine Arme nahm und zurück zum Auto führte, ich konnte nichts tun, mich nicht wehren, ich war so verzweifelt und wütend auf mich, denn ich war schwach, zu schwach.
Tränen rollten mir über die Wangen, ich hatte Angst, war sauer auf mich und konnte einfach nichts an der Situation ändern, in der ich mich befand.

Als einer der Tränen seinen Arm hinunter lief, merkte er, dass ich weinte, doch sehen konnte er dies nicht, denn es war tiefe Nacht.
Er versuchte mich mit seinen Worten zu beruhigen:
"Pssst, Süße, alles wird gut!
Ich werde dir nichts tun, hörst du?
Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, Okay?"
In diesem Moment legte er mich auch schon wieder auf die Rückbank und nahm wieder ein Tuch aus der Hosentasche, aus der anderen Tasche ein kleines Fläschchen.
Das muss Chloroform sein, schon wieder!
Ich sagte mit erschöpfter Stimme:
"Ich werde nichts tun, aber bitte halt mir das nicht mehr an mein Gesicht.
Ich werde mich hier nicht rühren, versprochen."
Ich musste irgendwie verhindern, nochmals betäubt zu werden.
Vielleicht könne ich erkennen wo wir hinfuhren.
Er musterte mich nachdenklich und packte das Tuch wieder weg.
Ich hatte ein kleinen Hoffnungsschimmer!
Er ging hinters Auto und öffnete den Kofferraum, ich war so kraftlos, dass ich nicht mal mehr Angst empfinden konnte.
Als er kurz darauf wieder zu mir kam, hatte er Handschellen in der Hand.
Diese legte er erst meinen Füßen, später meinen Händen, hinter meinem Rücken an, er kommentierte sein Vorgehen:
"Das ist mir zu gefährlich, während der Fahrt.
Vorallem musst du dein Knöchel schonen und so bleibt dir nichts anderes übrig."
Er lächelte mich entschuldigend an und setzte sich wieder ans Steuer.

Im Rückspiegel sah ich mir sein Gesicht genauer an, durch die anderen Autos schien genug Licht um sein Gesicht betrachten zu können.
Er hatte ein sehr markantes, kantiges Gesicht. Ich würde ihn auf etwa Mitte zwanzig schätzen.
Am rechten Arm war er tätowiert, ich konnte die Tätowierung aber nicht genau erkennen, dafür war es zu dunkel.
Seine Haare waren kurz, die Farbe konnte ich nicht richtig erkennen, es könnte blond oder braun sein.
Er sah wirklich nicht schlecht aus, wieso tat so einer das?
Er blickte in den Rückspiegel, und unsere blicke trafen sich, ich schaute schnell weg.
Er muss bemerkt haben, dass ich ihn anstarrte.

Es vergingen mehrere Stunden, ich wurde mit jeder weiteren Stunde immer müder.
Ich durfte aber nicht einschlafen!
Ich musste mir doch anschauen, wo wir hin fuhren.

Mir fielen die Augen immer wieder zu, also versuchte ich mich mit reden wachzuhalten.
Ich fragte ihn, was mir die ganze Zeit über nicht aus dem Kopf ging:
"Woher kennst du meinen Namen?"
Er sah mich durch den Rückspiegel an und sagte:
"Du solltest etwas schlafen,
wir haben noch einen weiten Weg vor uns."

Panik bereitete sich wieder in mir aus,
wir waren doch schon Stunden unterwegs.
Wo brachte er mich hin?
Ich beschloss ihn das zu fragen:
"Wo bringst du mich hin?"

Er lächelte und sprach erst, nachdem er ein anderes Auto überholte:
"Nach Hause."

Was sollte das?!
Die Wut überwiegte die Angst, daher schrie ich:
"Lass mich hier raus!
Mein Zuhause ist, wo DU nicht bist!
Ich werde niemals bei dir Zuhause sein, oder mich so fühlen!
Also, wenn du mich umbringen möchtest, dann tu es jetzt und mach dir nicht die Mühe, mich auf die andere Seite der Erde zu bringen!"

Was hatte ich gerade getan?
Hab ich ihm gesagt, er solle mich töten?
Gott, war ich dumm!
Das war schon immer so, sobald ich sauer wurde, hatte ich mich nicht mehr unter Kontrolle.

Seine Miene verfinsterte sich.
Ich sah, wie er anfing die Kiefer aufeinander zu pressen.
Meine Wut war so schnell wieder verflogen, wie sie gekommen war.
Jetzt war da nur noch die Angst.
Ich beobachtete ihn aufmerksam.
Er bog von der Straße ab und fuhr in einen Waldweg.
Oh Gott, er würde meiner Bitte von eben doch nicht eingehen, oder?
Ich fing an stumm zu beten.
Etwa 10 min waren wir dem Waldweg gefolgt, sodass wir mitten im Dunkeln Wald waren.
Keine Menschenseele war hier, keine würde mich retten, sehen, oder hören.
Ich war am Arsch!
Er blieb stehen, stieg aus und lief um den Wagen.
Ich setzte mich auf und beobachtete ihn so gut es ging in der Dunkelheit.
Eine Autotür ging auf und zwei Hände kamen auf mich zu.
Ich sprang von ihnen weg und presste mich gegen die Wand des Autos.
Schnell zog ich die Arme über den Po und durch die Füße, sodas ich meine am Rücken fixieren Hände, wieder vorne hatte.
Mein verdammter Knöchel pochte vor Schmerz.
Er schrie, voll Zorn erfüllt:
"Entweder kommst du da freiwillig raus, oder ICH hol dich da raus!
Die Entscheidung liegt bei dir."

Ich zuckte bei jedem Wort zusammen und hatte solch eine Angst, wie sollte ich denn zu ihm gehen? Er war so sauer.
Nein das konnte ich nicht, das schaffte ich nicht, die Angst war zu groß.

Er schrie noch lauter:
"NA LOS JETZT!"

Ich fing an zu weinen, zu schluchzen und zu zittern.
Ich konnte nicht zu ihm gehen, nicht freiwillig,  auch wenn es nicht unbedingt viel andere Möglichkeiten gab.

Er sprach mehr zu sich, als zu mir;
"Du möchtest es also auf die harte Tour!"

Als er ins Auto kletterte und immer näher kam, fing ich an zu schreien und nach ihm zu treten.
Er packte meine Beine, zog mich mit einem kräftigen Ruck unter sich und gab mir eine heftige Ohrfeige.
Mein Kopf flog zur Seite.
Meine lippe platzte auf und Blud lief mir in den Mund.

Mir wurde ganz schwindelig.
Er zog mich weiter aus dem Auto und presste meinen Körper zwischen sich und dem Wagen ein.
Meine Schultern drückte er schmerzhaft gegen das Auto.
Sein Gesicht war so nah an meinem, zu nah!

Was wir er mir antun?
Diese Frage brannte mir auf der Seele.

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