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So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom - und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu.

F. Scott Fitzgerald in: Der große Gatsby

»Na sieh mal einer an, wen die Katze herein geschleppt hat

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»Na sieh mal einer an, wen die Katze herein geschleppt hat.«

Beim Klang von Marks Stimme, biss Daria die Zähne zusammen. Ohne ihn anzusehen griff sie nach ihrer Handtasche. »Warum bist du überrascht? Immerhin bin ich die Patentante.«

»Vielleicht weil du mir in den letzten Jahren auffällig oft aus dem Weg gegangen bist?«

Offensichtlich nicht erfolgreich genug. »Das bildest du dir ein.« Es gab einfach so Tage im Leben, an denen nichts funktionierte. An denen man aus seiner Wohnung geworfen wurde, seinen besten Freund an ein süßes Baby verlor und man den wunderschönen Bruder besagten Freundes nicht länger meiden konnte. Mit einem Augenrollen schnappte sich Daria Marks Sektglas und stürzte den Inhalt mit einem großen Schluck hinunter.

»Das war eigentlich meins.«

»Nichts für ungut.« Daria schwang sich ihre Handtasche über die Schulter, nickte abweisend in Marks Richtung und wandte sich ab.

Daria mochte das Pfannkuchenhaus, auch wenn sie es heute lieber gemieden hätte. Es war ein Ort voller Erinnerungen an ihre Kindheit mit Paul, an die unbeschwerten Tage, an denen sie sich mit ihm und seinen Geschwistern Pfannkuchen teilte und lachte. Das Restaurant war immer noch so gemütlich und einladend wie damals, mit dem Duft von frischen Pfannkuchen in der Luft. Nur zu gerne hätte sie sich an einem ruhigen Tisch oder einer Bank zurückgezogen, aber stattdessen musste sie mit Mark herumschlagen. Das Pfannkuchenhaus war zu klein für sie beide. Hoffentlich könnte sie bald verschwinden.

»Hey, warte kurz!«, rief Mark. Ohne ihm weiter Beachtung zu schenken ging sie auf die Toilette zu und ließ die Tür hinter sich zuknallen. Mit ein bisschen Glück würde er bei ihrer Rückkehr verschwunden sein.

Die beiden Kabinen waren besetzt, daher widmete sich Daria zunächst ihrer Frisur. Der Sprint hatte ein paar Haare aus ihrem Zopf gelöst und nacheinander schob sie alle Strähnen wieder zurück in die rote Masse. Eine Spülung rauschte und die rechte der beiden Türen öffnete sich.

Frau Allermann trat heraus und musterte Daria mit einer hochgezogenen Augenbraue. Je näher sie Lisas Großmutter kennen lernte, desto unheimlicher wirkte die Frau auf sie.

In der Luft hing ein stiller Vorwurf, den Daria nicht einordnen konnte. Die ältere Frau trat an das Waschbecken und stellte das Wasser an. Mit schnellen Bewegungen wusch sie ihre Hände und trocknete sie ab, bevor sie sich Daria zuwandte.

»Es ist in Ordnung, der Gesellschaft eines Mannes aus dem Weg zu gehen. Dieses Recht besitzt jede Frau. Aber verstecken Sie sich dafür bitte nicht auf der Toilette. Das ist würdelos.«

»Ich verstecke mich nicht!«

Stahlgraue Augen musterten erst sie, dann die offene Kabine. »Wenn Sie meinen ...«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt