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Kein Lebewesen ist frei von Angst, wenn es sich Gefahr ausgesetzt sieht. Wahrer Mut besteht darin, sich der Gefahr zu stellen, obwohl man Angst hat.

L. Frank Baum, in: Der Zauberer von Oz

Mit dem Schenkeldruck gab Mark Dumas ein Zeichen, damit er das Tempo erhöhte

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Mit dem Schenkeldruck gab Mark Dumas ein Zeichen, damit er das Tempo erhöhte. Die Ohren des Pferdes stellten sich auf.

Der Wald öffnete sich und machte Platz für Wiesen und Felder. Eine Fußgängerin kam Mark entgegen und er parierte frühzeitig durch, als ein kleiner weißer Hund an ihr vorbei schoss. Meist war Dumas tiefenentspannt, aber sicher konnte er sich nie sein. Die Frau pfiff ihren Hund zurück, leinte ihn an und sie wechselten einen nickenden Gruß.

An der nächsten Weggabelung würde er sich entscheiden müssen, ob er den Bogen zur großen Runde nahm, oder abkürzte. Eigentlich hatte er Zeit und der Boden war für die Hufe seines Freundes feucht genug.

»Und Kumpel? Wie schaut es aus. Möchtest du heute noch etwas erleben oder zieht es dich schon zurück zum Stall?«

Beim Klang seiner Stimme warf Dumas den großen Kopf zurück. Er hatte definitiv noch Energie. Gerade als Mark den Umweg anvisieren wollte, klingelte sein Handy.

Nur ein Mensch besaß ein derart schlechtes Timing und das Bellen, dass zumindest unterdrückt aus seiner Tasche erklang, bestätigte sein Bauchgefühl. Dumas Ohren zuckten zur Seite. Für ihn war 'Who let the dogs out?' wahrscheinlich eine akustische Beleidigung. Aber es gab kaum etwas, das besser zu Marlene passte als dieses Lied.

Mit einem Seufzen lenkte Mark sein Pferd nach rechts, an einer Koppel vorbei in Richtung Bewegungsstall. »Sorry Kumpel. Du weißt ja, im Sattel telefoniere ich nicht. Aber wenn ich mich nicht zeitnah zurückmelde, wird Milady über uns kommen wie ein Tornado. Und was das bei Dorothy angerichtet hat, kann man ja nachlesen.«

Der Klingelton erstarb schließlich, aber Mark fühlte das Vibrieren einer Nachricht am Bein. Marlene hatte in ihrem Leben noch nie viel Geduld besessen.

Hinter einem Busch machte der Pfad eine weitere Biegung und brachte ihn noch einmal zum Waldrand. Alles war frei und die leichte Senkung lud förmlich zum Galopp ein. Mit der linken Hand tätschelte Mark Dumas' Hals, während er ihn mit der rechten am Zügel stabilisierte.

Sein Freund zog an und zeigte einmal mehr, warum Hannoveraner zu den beliebtesten Pferderassen gehörten. Während die dunkle Mähne im Zugwind flatterte spürte Mark die reine Kraft, die Dumas in seinen Muskeln trug.

Viel zu schnell kam der Stall in Sicht. Mark drosselte das Tempo. »Das hast du toll gemacht, Kumpel.« Am Gatter lehnte eine zierliche Brünette, die ihn mit verschränkten Armen beobachtete. »Na schau mal, wer da ist«, murmelte er und Dumas freudiges Schnauben zeigte, dass auch sein Kumpel die Besucherin identifiziert hatte.

Das Mädchen wartete, bis er abgestiegen war. »Hallo, Daddy.«

Ein kalter Schauer fegte über Marks Rücken. »Ich hasse es, wenn du das sagst.«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt