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In Acht nehmen; denn ich bin furchtlos und darum mächtig.

Mary Shelley, in: Frankenstein

Daria schaffte es, die Begrüßung des unerwünschten Gastes hinter sich zu bringen, ohne ihn über den Tisch hinweg anzuspringen

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Daria schaffte es, die Begrüßung des unerwünschten Gastes hinter sich zu bringen, ohne ihn über den Tisch hinweg anzuspringen. Es kostete sie aber einiges an Anstrengung. Seine Anwesenheit konnte kein Zufall sein. »Was treibt dich denn hierher?«

»Das Essen natürlich. Mama, das sieht großartig aus.«

Wie immer reagierte Paul gelassen und griff nach einem Weißbrot. Als ob er durch das reine Starren und Kauen alle Informationen finden würde, die er suchte. Irgendetwas war ihm über die Leber gelaufen, schon seit ein paar Tagen. Aber es dauerte immer so lange, bevor er es ansprach.

Mark hatte alle Zeit der Welt und bediente sich aus der Pfanne mit dem Rührei. Das helle Esszimmer, indem sie bis eben noch geplaudert hatten, strahlte mit einem Mal weniger Gemütlichkeit aus. Wobei Mark keine Unruhe verbreitete. Mit der Gabel spießte Daria eine gegrillte Tomate auf und zwang sich zum Essen. Eigentlich war er sogar der Inbegriff von Entspannung, wie er da auf dem Stuhl fläzte und as.

»Danke, mein Schatz. Bedien dich ruhig, es ist genug da.« Heike setzte sich wieder neben Daria an den Tisch und wandte sich als erstes an ihren ältesten Sohn. »Nun, Paul - wie geht es Lisa und unserem Feechen? Schade, dass sie heute nicht hier sind!«

Pauls Hand hielt inne, bevor er das angebissene Brot zurück auf seinen Teller legte. Die Regeln galten für alle - an Heikes Tisch wurde nicht mit vollem Mund geredet. Niemand traute sich, dagegen zu verstoßen, auch wenn Pauls Mutter sie nicht mehr auf ihre Zimmer schicken konnte. »Ihr habt Feeke doch am Wochenende erst gesehen. Heute sind sie bei einer Stillgruppe.«

»Ah, möchte sich Lisa mit anderen Müttern austauschen?« Pauls Mutter goss Kaffee in eine Tasse und vermischte sie mit Milchschaum. Mit einem Lächeln reichte sie das Getränk an Daria weiter.

»So ähnlich«, antwortete Paul und schob seine eigene Tasse zu seiner Mutter, die ihm aber lediglich die Kaffeekanne hin hielt. Seufzend schenkte er sich selber ein. »Angeblich ist unsere Kleine das einzige Kind, das in dieser Zeit durchschläft. Lisa ist diese Zeit heilig.«

Jürgen stand auf und griff nach der leeren Brotschale. »Hast du eigentlich nächsten Freitag schon etwas vor, Paul?«

»Muss ich im Kalender schauen. Warum?«

»Ich habe vielleicht einen Auftrag für dich. Food-Fotografie«

»Das klingt ...«

Heikes Schnalzen unterbrach das Gespräch. »Keine Geschäftsgespräche beim Essen.«

Vater und Sohn zuckten gleichzeitig zusammen, während Daria ihre Hand vor den Mund schob, um ein Grinsen zu verstecken. Ohne es steuern zu können, verhakte sich ihr Blick mit Marks, dessen blaue Augen vor unterdrückter Erheiterung funkelten. Ein kleiner Teil in Darias Innerem flatterte. Sie kannte diesen Ausdruck. Schnell wandte sie den Blick ab.

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt