Das darf doch nicht wahr sein! Gerade als sich Daria endlich zu einem beruflichen Neustart entschieden hat, flattert ihr auch schon die Kündigung ihres Vermieters in den Briefkasten. Jetzt gilt es im Studium einen kühlen Kopf zu bewahren und nebenbe...
Wenn du ein Geheimnis bewahren will, muss du es auch vor sich selbst verstecken.
George Orwell, in: 1984
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Der Kaffee in Darias Hand dampfte und gähnend blickte sie auf den Teller mit Keksen, der sie daran erinnerte, was in der Nacht alles passiert war.
»Frau Allermann klingt nach einer sehr beeindruckenden Frau«, stellte Ariane fest und trank einen großen Schluck aus ihrer Tasse.
»Sie ist dreißig Prozent beeindruckend und die restlichen siebzig definitiv einschüchternd.«
»Nur siebzig?« Ariane biss in eines der Teigteile und verzog genüsslich ihren Mund. »Aber eins muss man ihr lassen. Backen kann sie.«
Stillschweigend gab Daria ihrer Freundin recht, während sie zwei der Raderkuchen verputzte und gleichzeitig versuchte, mit dem Kaffee ihren Zustand zu verbessern. »Sind sie noch lange geblieben?«
Ariane leckte sich einen Krümel von der Unterlippe. »Ein bisschen. Herr Walzmann musste auf die Toilette. Ich habe mich dann ein wenig mit Frau Allermann unterhalten.«
»Oh, worüber denn?« Wenn Daria so darüber nachdachte, wusste Lisas Oma recht viel über sie. Hoffentlich hatte sie nichts weitergegeben.
»Komischerweise über mich. Und Luca.« Ariane strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr und schüttelte leicht ihren Kopf. »Das war wirklich merkwürdig. Zuerst haben wir nur über das Rezept gesprochen und plötzlich erzähle ich ihr alles, was in der Disco passiert ist. Ich bin mir nichtmal sicher, ob sie in ihrem Leben jemals in einer Disco war!«
»Oh, ich weiß genau was du meinst. Sie hat da ein Talent für.« Daria deutete mit einem weiteren Keksstück auf den leeren Stuhl, auf dem gestern noch Frau Allermann gesessen hatte. »Sie gibt ein paar Weisheiten von sich, die perfekt passen und plötzlich redet man mit ihr über Dinge, die man eigentlich gar nicht erzählen wollte.«
»Genau!« Ariane nickte heftig. »Ich meine, ich habe mit meinem Professor rumgeknutscht. Ganz sicher wollte ich das nicht mit der Heimnachbarin meines Vermieters besprechen.«
»Verständlich«, gab ihr Daria recht und biss vom Raderkuchen ab. Zucker breitete sich in ihrem Mund aus und putschte sie mehr auf, als es der Kaffee tat. »Sag mal, hat sie etwas dazu gesagt?«
»Ja.« Ariane runzelte die Stirn. »Sie meinte, wenn es der Richtige ist, soll ich mich keinesfalls aufhalten lassen.«
Wahrscheinlich ein guter Rat. »Aber woran erkennt man das?«
Unsicher rührte Ariane mit dem Löffel in ihrer Tasser herum. »Hat sie nicht gesagt. Ich hatte den Eindruck, sie geht davon aus, dass man sowas weiß.«
»Kann gut sein.« Frau Allermann war und blieb ein Rätsel.
»Was machst du heute noch? Wollen wir feiern, wenn du einen Mietvertrag bekommst?«
