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„Und seit jeher war es so, dass die Liebe erst in der Stunde der Trennung ihre eigene Tiefe erkennt."

Khalil Gibran, in: Der Prophet

Die Spitze der Zigarette glühte, als Darias Mutter einen tiefen Zug inhalierte und mit der freien Hand einen der Küchenschränke ausputzte

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Die Spitze der Zigarette glühte, als Darias Mutter einen tiefen Zug inhalierte und mit der freien Hand einen der Küchenschränke ausputzte. »Du hättest anrufen sollen.«

»Ich weiß.« Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn ihre Mutter nicht daheim gewesen wäre. Aber woher hätte Daria auch wissen sollen, dass Mutter gerade heute nicht in ihr Gasthaus ging, weil sie einen verspäteten und völlig überflüssigen Frühjahrsputz durchführen wollte. »Ich wollte dir nur ein paar der Orchideen vorbeibringen. Ich hatte keine Ahnung, dass du nicht im Tak Tak bist. Störe ich?«

Der Plan war eigentlich gewesen, die verblühten Pflanzenstängel abzugeben und anschließend ein paar Minuten in Torbens Zimmer zu sitzen. Dem Schrein, wie Daria den Raum heimlich nannte. Seit seinem Tod hatte ihre Mutter abgesehen vom Staub nichts entfernt.

»Du hättest es gewusst, wenn du angerufen hättest. Nun, Kalina hat alles ganz gut im Griff.« Interessiert schaute Darias Mutter auf die beiden Töpfe in ihrer Hand. Durch das geöffnete Fenster blies ein warmer Wind in die Wohnküche, die den Geruch der Zigaretten weitgehend vertrieb. »Stell sie zu den anderen. Nimmst du auch wieder ein paar mit?«

»Heute nicht.« So oder so würde sie bald umziehen müssen. Die Pflanzen waren zwar schön, aber im Moment auch einfach überflüssiger Ballast.

Schulterzuckend wandte sich Darias Mutter dem nächsten Schrank zu.

»Also macht sich Kalina gut?«, fragte Daria, als die Gesprächspause unangenehm wurde. »Irgendwann muss ich sie mal kennen lernen.«

»Sie macht sich gut.« Die Tassen klirrten, als ihre Mutter sie zurück in die Regale räumte. »Die Gäste mögen sie. Ich würde sagen, dass ihr die Gastronomie im Blut liegt.«

Im Gegensatz zu Daria selbst. Sie biss die Zähen aufeinander. »Schön.«

»Vielleicht mache ich sie zur Teilhaberin.«

»Mama! Du kennst sie doch kaum. Wie lange arbeitet sie jetzt für dich? Zwei Monate?«

Ihre Mutter nahm noch einen tiefen Zug, bevor sie den Stumpf in einem Aschenbecher ausdrückte. Dann sah sie Daria direkt in die Augen. »Es ist ja einerlei. Torben ist nicht mehr da und du willst das Tak Tak nicht. Ich habe keine Erben.«

»Mama...«

Mit einer Handbewegung brachte Mutter sie zum Schweigen. »Es ist, wie es ist. Aber jetzt wo du da bist, kann ich auch gleich mit dir reden.«

Die Stimme ihrer Mutter klang ungewohnt ruhig, beinahe emotionslos. Was war hier los?

»Setz dich.« Sie deutete auf einen der Stühle am Esstisch und Daria nahm Platz. »Nun, es bringt nichts, lange um den heißen Brei herumzureden. Ich werde das Haus verkaufen.«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt