Das darf doch nicht wahr sein! Gerade als sich Daria endlich zu einem beruflichen Neustart entschieden hat, flattert ihr auch schon die Kündigung ihres Vermieters in den Briefkasten. Jetzt gilt es im Studium einen kühlen Kopf zu bewahren und nebenbe...
Erfolg besteht darin, dass man genau die Fähigkeiten hat, die im Moment gefragt sind.
Henry Ford, in: Mein Leben und Werk
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In der Sporthalle herrschte ein Lärmpegel aus jubelnden Stimmen und quietschenden Sportschuhen. Daria liebte diesen Ort. Der Sport bot ihr die Möglichkeit, ihre Energien zu kanalisieren und ihre innere Mitte wiederzufinden. Sie wurden von ihrem Sportdozenten in zwei Teams eingeteilt und Daria warf verstohlene Blicke auf ihre Gegner. Alle waren wahnsinnig jung, sportlich, aber noch ohne den speziellen Biss, wie man ihn in großen Wettkämpfen erhält. Ein Sieg sollte keine größere Herausforderung darstellen. Das Ziel war, dass sie beim Spielen verschiedene Volleyballtechniken und Spielformen ausprobierten. Daria zumindest war für alles bereit.
»Und denkt daran«, fügte ihr Dozent abschließend hinzu. »Das ist kein Wettbewerb. Eure Aufgabe besteht darin, gemeinsam Spaß zu haben und euch zu verbessern.« Den ermahnenden Seitenblick in ihre Richtung hatte sich Daria wahrscheinlich nur eingebildet. Egal, sie würde einfach alles geben und hoffentlich ihren Kopf dabei leeren.
Das Spiel begann und ihr Ehrgeiz erwachte. Sie schmetterte den Ball mit voller Wucht über das Netz und jubelte, als er auf dem Boden der gegnerischen Hälfte aufschlug. Die anderen Spieler schauten sie überrascht an, aber Daria ignorierte ihre Blicke. Sie warf sich nach jedem Ball, blockte die Angriff ab und feuerte ihre Teamkollegen an. Die Anstrengung befreite ihren Körper. Nach ein paar Minuten unterbrach ihr Dozent das Spiel. Er ging zu ihr hinüber und sah sie ernst an. »Frau Meiner, was machen Sie da? Das ist kein Wettkampf, das ist eine Übungseinheit. Es ist nicht notwendig, die anderen zu dominieren. Es geht darum sich gemeinsam zu verbessern.« Daria runzelte die Stirn. Spiele machten doch nur Spaß, wenn man siegte. Was war denn das Problem?
Ihr Dozent legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass Sie eine talentierte Sportlerin sind. Aber Sie müssen lernen, sich in ein Team einzufügen. Sport ist nicht nur ein Kampf gegen die anderen, sondern auch ein Spiel mit den anderen. Dabei muss man nicht die Beste sein, sondern nur das Beste geben. Verstehen Sie?«
Die Worte machten Sinn. Volleyball war ganz anders als der Fechtsport. Wahrscheinlich musste sie sich einfach besser auf ein Team einzulassen. Daria nickte langsam.
Sie sah ihren Dozenten an und versuchte ein Lächeln. »Ja, ich verstehe es. Es tut mir leid. Ich habe den Fokus verloren.« Es wurde wahrscheinlich höchste Zeit, dass sie Paul anrief, um ihren inneren Druck auf der Planche beim Fechten zu bekämpfen. Hier war nicht der richtige Ort. Eigentlich wollte sie weder ihre Mitstudenten, noch ihre zukünftigen Schüler einschüchtern. Ihr Dozent lächelte zurück und klopfte ihr auf die Schulter. »Das ist gut«, sagte er. »Lassen Sie uns weitermachen.«
Die Teams nahmen wieder ihre Positionen auf dem Feld ein, und das Spiel begann von neuem. Der Ball flog hin und her, und diesesmal konzentrierte sich Daria auf die anderen Teammitglieder. Sie gab ab, wenn jemand besser stand und kämpfte nicht mehr um jeden Ball. Jetzt waren es die erfolgreichen Abwehrmanöver, die ihr Herz schneller schlagen ließen. Der Einsatz war neu, fernab von Zahlen und Gleichungen, die sie sonst begleiteten. Trotz der Umstellung machte es ihr Spaß, sehr sogar.
