4

355 47 36
                                    

Ich fühle, dass Kleinigkeiten die Summe des Lebens ausmachen.

Charles Dickensen in: David Copperfield

Charles Dickensen in: David Copperfield

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Hannover 1999

Die Luft in dem Partykeller war zum Schneiden dick. Mark betrat den Partyraum und war sofort von dem Chaos überwältigt. Überall lagen leere Flaschen, Pappbecher, Servietten und Essensreste herum. Tiefe Bässe wummerten über die Lautsprecherboxen des CD-Players und verbreiteten griechische Urlaubsstimmung. Es dauerte einen Moment, bevor Mark Daria in der hinteren Ecke des Raums entdeckte. Sie saß eingekeilt neben einem Berg Jacken und dem Sofa. Das Sofa sah gemütlich aus, aber es war auch etwas abgenutzt. Wahrscheinlich hatte es schon viele Partys erlebt und war nicht mehr sehr hygienisch. Mit grimmiger Miene musterte Daria ihre Mitschüler. Es war ein Wunder, dass sie überhaupt gekommen war.

Mark schob sich an einem knutschenden Pärchen vorbei und konnte gerade noch Kalomira ausweichen. Ihre Gastgeberin zog mit dieser Party alle Register, auch wenn Mark selbst mehr Stil bevorzugt hätte. Leider besaß sie neben braunen Locken und vollen Lippen auch eine nervtötende Aufdringlichkeit.

»Hast du was dabei?«, flüsterte Mark, als er Daria erreichte.

Sie nickte, bevor sie eine Tüte mit Lakritzschnecken aus ihrer Tasche zog. »Bedien dich.«

»Danke, dass du hier bist, um mich vor Griechenland zu beschützen.«

»Du hättest keinen Schutz nötig, wenn du einfach daheim geblieben wärst.«

Mit einem Seufzen rollte er die Lakritzschnecke auf und biss ein Stück ab. »Mensch, Ria. Wo bliebe dann der Spaß?«

»Dämliche Leute zu treffen und schlechte Musik zu hören ist für dich Spaß?«

»Besser, als mit einem Degen verprügelt zu werden.«

»Ansichtssache.«

Mark angelte sich eine weitere Schlange. In einem hatte Daria recht. Die Musik war tatsächlich gewohnheitsbedürftig. »Paul meinte, eine Party könnte dir gut tun.« Zumindest ließ sich das gemurmelte 'Viel Glück' so interpretieren.

»Paul meinte auch, dass er mich jederzeit abholen würde, wenn ich es zu stumpfsinnig finde.«

»Und zulassen, das ich ein Opfer von Griechenlands Eroberungsfeldzug werde?«

Sie schnaubte. »Als ob du dich nicht wehren könntest.«

Mit einem Grinsen legte er sich die Hand aufs Herz. »Nur mit Worten.«

Beinahe zeigten sich die Lachfältchen neben dem Brillenbügel ihres braunen Gestells, doch dann schottete sie sich wieder ab. »Warum sagst du Griechenland nicht einfach, dass du keinen Bock auf sie hast?«

»Ist nicht so leicht.«

»Wäre wahrscheinlich leichter gewesen, wenn du dich nicht gerade auf ihrer Party gezeigt hättest.«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt