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»... das Lachen erhält uns vernünftiger als der Verdruß.«

Gotthold Ephraim Lessing in: Minna von Barnhelm

Gerade als Mark seinen Briefkasten leerte, öffnete sich die Eingangstür seines Wohnhauses

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Gerade als Mark seinen Briefkasten leerte, öffnete sich die Eingangstür seines Wohnhauses.

»Hallo, Fremder«, säuselte die schwarzhaarige Frau, die mit schwingenden Hüften an ihm vorbei zog. Ihr Gang stellte eine Einladung dar. Vor ein paar Wochen noch hätte er sie angenommen. Damals hatte er noch nicht gewusst, dass Anastasia verlobt war.

»Anastasia. Wie geht es dir? Und deinem Zukünftigen?«

Sie trat auf die erste Stufe des Treppenhauses, die hinauf zu ihrer Wohnung im Obergeschoss führte. Von dort warf sie ihm einen einstudiert wirkenden Blick über die Schulter zu. »Sehr gut, danke.« Ihre Finger hoben einen Anhänger hoch, ein filigranes, aber echt wirkendes Schmuckstück, dessen zentrale Perle sofort ins Auge stach. »Schau, hat er mir geschenkt.«

»Er?« Mark trat einen Schritt näher. »Sieht eher nach einer Frauenwahl aus. Sag, hat dein Dr. Echt nicht eine kompetente Assistentin?«

»Emma?« Ihr Lachen war zu scharf. »So etwas entspricht nicht ihrem Geschmack. Sie ist viel zu schlicht.«

Eifersucht stand Anastasia nicht. »Na dann ...«

Sie stampfte mit dem Fuß auf und zischte, als er an ihr vorbei in Richtung seiner Tür ging. »Genug von mir. Wie läuft es bei dir. Ich habe deine Freundin jetzt schon länger nicht mehr gesehen. Wie hieß sie noch?«

Offensichtlich wollte sie wieder eins von ihren Spielchen spielen. »Warum interessiert dich das?«

»Ah.« Mit dem Zeigefinger strich sie sich rabenschwarze Haarsträhne aus der Stirn. »Charlotte, nicht wahr?«

»Und warum fragst du, wenn du es sowieso weißt?«

»Auch dein hübschen Mitbewohner scheint untergetaucht zu sein.«

Mark zog eine Augenbraue hoch. »Ausgezogen.«

»Wie schade.« Anastasia trat von der Stufe hinab und kam einen Schritt auf ihn zu. »Das heißt aber, dass damit auch der Grund weggefallen ist, uns nicht zu treffen, nicht wahr?«

Ihre blauen Augen wirkten weich, beinahe nahbar. Mark beugte sich vor, bis seine Nasenspitze dicht vor ihrer war. War es Einbildung, oder flatterten ihre Lieder? Anastasia roch immer noch gut, frisch und ein wenig holzig. »Es war nicht der einzige Grund.«

»Was meinst du?«

Mit einem Finger hob er den Anhänger von ihrem Hals. Selbst die kurze Berührung reichte, um eine gewisse Intimität herzustellen. »Dein Verlobter?«

»Ach, der.« Sie zuckte mit ihren Schultern, wodurch ein Träger verrutschte und ihm einen Blick auf ihr Dekolletee ermöglichte. »Es hat sich doch nichts zu damals geändert. Er hat immer noch viel zu wenig Zeit für mich. Im Gegensatz zu dir.«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt