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Die Wirklichkeit ist seltsamer als die Dichtung, aber das liegt daran, daß die Dichtung sich an Wahrscheinlichkeiten halten muss, die Wirklichkeit nicht.

Mark Twain, in: Following the Equator

»Aber ich will keine andere!«, schrie Mark

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»Aber ich will keine andere!«, schrie Mark. Daria hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Für einen Moment atmete er tief durch, bevor er deutlich leiser weiter sprach. »Ich wollte nie eine andere! Nur dich, verflucht nochmal.«

»Nur mich?« Daria lachte abfällig. »Dafür hast du aber ziemlich viele Kerben am Bettpfosten, mein Lieber.«

»Jetzt wirst du aber hypokratisch!« Mit wildem Blick trat Mark einen Schritt näher.

»Touché, Marki«, provozierte ihn Daria. In seiner jetzigen Verfassung war sich Daria nicht sicher, ob er sie vielleicht erwürgen wollte. Oder küssen? Sie leckte sich unwillkürlich über die Lippen. Wo kam denn nur dieser Gedanke jetzt her? Sie verdrängte ihn. Es tat so gut, alles aus ihren Kopf rauszulassen. Die aufgestauten Gefühle ihrer Vergangenheit wollten mit endlich ans Licht. »Wenn du so unglaublich aufrichtig bist, warum hast du dann nie etwas gesagt?«

Ihre Frage nahm Mark komplett den Wind aus den Segeln. Er vergaß sogar das Zwinkern und starrte sie einfach nur an. »Was gesagt?«, brachte er hervor.

»Ja, Mister Charmant. Was ich meine ist, wenn du mich mochtest, warum wusste ich davon nichts?«

»Aber ich habe dich doch geküsst!«

Frustriert warf Daria die Hände in die Luft. »Aber danach hast du mir einen Finger auf die Lippen gelegt. Und ich habe gehört, was du Paul gesagt hast! Direkt hinterher!«

»Paul?«

Wenn sie nicht so sauer gewesen wäre, hätte seine planlose Reaktion sie wahrscheinlich amüsiert. So aber stampfte sie mit dem Fuß auf. Hoffentlich warf er bald mal seine Gehirnzellen an. Die Unterhaltung wurde mühsam. »Ja. Paul. Dein Bruder. Mein bester Freund. Klingelt da was?«

Mark setzte zu einer Antwort an, aber sein Mund klappte gleich wieder zu. Erneut wollte er etwas sagen. Doch wieder brach er ab. Dann ließ er sich rückwärts aufs Sofa fallen und starrte zu ihr hoch. »Du willst mir gerade ernsthaft erklären, dass du seit Jahrzehnten sauer auf mich bist, weil du offensichtlich nur die Hälfte eines Gespräches belauscht hast, das überhaupt nicht für deine Ohren bestimmt war?«

Daria spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Wieso war sie jetzt in der Defensive? Am Liebsten hätte sie ihn angebrüllt, aber sie riss sich zusammen. Eher würde sie an ihrer Wut ersticken, als vor ihm die Fassung zu verlieren. »Verkauf mich nicht für dämlich«, sagte sie scharf. »Ich habe genau verstanden, was du gesagt hast. Du hast Paul erzählt, dass ich dich geküsst hätte und du es widerlich fandest.« Sie spuckte die Worte aus, als wären sie Gift. Mark zuckte zusammen, erwiderte aber nichts. Einem seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt