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Wer die Kunst des Verzeihens nicht erlernt hat, der macht sich das Leben selbst zur Hölle.

Marie von Ebner-Eschenbach, in: Aphorismen

Daria schaute ihrer Freundin nach, wie sie von Luca im wahrsten Sinne des Wortes abgeschleppt wurde

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Daria schaute ihrer Freundin nach, wie sie von Luca im wahrsten Sinne des Wortes abgeschleppt wurde. Grinsend schulterte sie ihre Umhängetasche. Der Himmel war in ein tiefes Blau getaucht, von strahlendem Sonnenschein durchzogen, und die kalte Winterluft knabberte an Darias Wangen, als sie den Campus verließ. Ihre Hände vergrub sie tief in den Taschen ihrer Jacke, und ein leichtes Kribbeln breitete sich in ihrem Magen aus. Sie machte sich auf den Weg, ein längst überfälliges Gespräch mit Paul zu führen, das sie wegen des Lernstresses vor sich hergeschoben hatte.

Als sie die Einfahrt erreichte, blickte sie auf das große Haus, das einst eine Doppelhaushälfte gewesen war. Der umliegende Garten wirkte beinahe verwildert, lediglich um die neue Schaukel herum hatte sich jemand die Mühe gemacht und für ein wenig Ordnung gesorgt. Daria strich sich eine Strähne hinter das Ohr und atmete tief durch, bevor sie die Haustür erreichte. Ein Klopfen und wenige Augenblicke später öffnete sich die Tür. Paul begrüßte sie mit einem warmen Lächeln. »Hey, Dar. Komm rein.«

»Hey, Kätzchen«, murmelte Daria und schlüpfte an ihm vorbei in den Flur.

Paul schloss die Tür hinter ihr und führte sie ins Wohnzimmer. Im Inneren war es behaglich warm. Ein Kaminfeuer flackerte in einen beruhigenden Schein. Ihr folgendes Geständnis verlangte nach Sensibilität und Fingerspitzengefühl. Zwei Dinge, die ihr absolut nicht lagen.

»Wie geht's dir, Paul?«, fragte Daria und ließ sich auf dem Sofa nieder.

Paul zuckte mit den Schultern, während er sich in den Sessel gegenüber fallen ließ. »Alles in Ordnung. Lisa ist gerade einkaufen. Viel interessanter ist doch, wie es bei dir gelaufen ist?«

»Ich glaube ganz gut«, antwortete sie. »Es wird aber wohl ein bisschen dauern, bis wir die Ergebnisse bekommen.«

Paul nickte. Bevor er etwas erwidern konnte, hob Daria die Hand.

Jetzt oder nie. Wobei nie ehrlicherweise keine Option war. »Paul, ich muss dir etwas sagen«, begann sie zögernd.

»Klar, schieß los«, erwiderte Paul und musterte sie aufmerksam.

Daria biss sich auf die Lippe, suchte nach den richtigen Worten, doch ihr fielen einfach keine ein.

»Na komm schon. Wie schlimm kann es denn werden?« Paul versuchte sie mit einem Lächeln zu aufzumuntern. »Es sei denn, du hast jemanden umgebracht. Wobei - ich habe draußen noch ein paar Schaufeln rumliegen und der Garten wäre prinzipiell ja groß genug.«

Sie rang sich ein Lächeln ab. Ein kurzer Moment der Stille legte sich zwischen sie, indem sich ihr Herzschlag beschleunigte. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie in einer Beziehung mit Mark war? Das würde ihn in einen absoluten Interessenkonflikt stürzen und das gerade jetzt, wo er sich doch eigentlich voll und ganz auf die Babyzeit konzentrieren sollte. Daria atmete tief durch. »Ich wollte dir das eigentlich schon länger sagen.«

WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt