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Es ist eine seltsame Sache, wie das Schicksal manchmal die Fäden zusammenführt, die wir auseinanderzureißen suchten.

Alexandre Dumas, in: Die drei Musketiere

Die Hochzeitszeremonie fand in der wunderschön geschmückten Scheune statt

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Die Hochzeitszeremonie fand in der wunderschön geschmückten Scheune statt. Sie schien extra für derartige Anlässe gebaut worden zu sein, denn Mark würde jede Wette darauf eingehen, dass hier noch niemals ein Pferd entlang geführt worden war. Schwere Balken stützten die Konstruktion und die Längsseiten verfügten über bodentiefe Fenster. An der schmalen Wand gegenüber vom Eingang sorgte ein Kamin für wohlige Wärme. Die Szene schien tatsächlich direkt aus einem Märchen entsprungen zu sein. Das Empfangskomitee begrüßte sie mit einem freundlichen Lächeln, und Mark tauschte höfliche Begrüßungen aus, während er den Raum überblickte. Charlotte, die in ihrem hellen Kleid wie eine Elfe wirkte, strahlte vor Glück an der Seite ihres Bräutigams. Er konnte nicht anders, als anzuerkennen, dass sie ein wirklich schönes Paar abgaben.

Plötzlich spürte er Darias Hand auf seiner Schulter, die ihn sanft herunterzog. Ihre Stimme war gedämpft, als sie fragte: »Haben wir überhaupt ein Geschenk?«

Mit einem Nicken beruhigte er sie. »Ja, keine Sorge. Es liegt eingewickelt im Kofferraum. Ich hole es später und stelle es zu den anderen.«

Daria verschränkte die Arme und sah sich um. »Wahnsinnig romantisch«, flüsterte sie. »Da fühlt man sich ja fast wie auf eine Disney Prinzessin.«

»Ja, richtig märchenhaft. Ich warte nur noch darauf, dass die Tiere anfangen zu singen.« Auf seine Antwort hin versteckte sie ein Grinsen hinter ihrer erhobenen Hand.

In einem ruhigen Moment trat der Bräutigam zu ihnen. David sah irgendwie älter aus, beinahe reifer. Seit sich ihre Wege getrennt hatten, waren ein paar Linien um seinen Mund dazu gekommen. Aber die dunklen Haare waren wie eh und je perfekt gestylt. Von der anderen Seite des Raumes sah Charlotte zu ihnen herüber. Sie lächelte ihm zu.

»Du bist wirklich gekommen.« Seine Stimme war von Ehrlichkeit und Überraschung geprägt. »Das freut mich mehr als du dir vielleicht vorstellen kannst!«

Unerwarteter Weise berührten seine Worte Mark. Vielleicht war diese Hochzeit wirklich eine Gelegenheit, um Brücken zu reparieren. David wurde gerufen und er verabschiedete sich mit einem Nicken. Es ging los.

Die eigentliche Zeremonie begann, und Mark konnte die Aufregung der Gäste spüren, als das Brautpaar vor den Altar trat. Die Worte des Priesters verschmolzen mit der Stille, und die Emotionen in der Luft waren förmlich greifbar. Als die Eheringe ausgetauscht wurden, beobachtete er Daria neben sich, deren Blick zwar aufmerksam aber doch in Gedanken versunken nach vorne gerichtet war. Hinter den Fenstern fielen gleichzeitig die ersten Schneeflocken langsam vom Himmel und verwandelten die Szene in eine verzauberte Kulisse.

Die Zeremonie verlief reibungslos, und als der Priester das frisch vermählte Paar ankündigte, brach Applaus aus. Der Höhepunkt der Feier näherte sich, als der Brautstraußwurf angekündigt wurde.

Daria erhob sich.

»Wo willst du hin?«, fragte Mark verwirrt und schaute zu ihr hoch.

Sie deutete auf die Gruppe von Frauen, die bereits Aufstellung annahmen. »Na, den Brautstrauß fangen, was sonst?«

»Heißt das, du willst heiraten?«

Daria schnaubte und blinzelte ihm verschwörerisch zu. »Kein Stück. Aber ich bin gut im Fangen.«

Die aufgeregten Schreie der Frauen füllten den Raum und Daria mischte sich zwischen die Anderen. Der Strauß segelte durch die Luft flog. Mark konnte nicht umhin zu lächeln, als er sah, wie Daria sich positionierte, die Augen auf den fliegenden Strauß gerichtet. Hände schossen in die Höhe, und genau im richtigen Moment sprang Daria elegant nach oben. Der Strauß schien fast magnetisch von ihrer Hand angezogen zu werden, und sie fing ihn ohne zu zögern auf.

Mit einem breiten Grinsen kehrte sie zu ihm zurück und wedelte mit ihrem erbeutetem Strauß. »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich gut im Fangen bin?«

»Ich bin beeindruckt. Und was machst du jetzt damit?«

Daria legte den Kopf schief. »Ich werde mal schauen, wie man ihn lagern kann.«

»Gut, mach das. Ich gehe dann kurz zum Auto und hole das Geschenk.«

Die kalte Luft traf ihn hart, als er die Scheune verließ. Mark schloss seinen Wintermantel und atmete tief ein, bevor er sich auf den Weg zum Auto machte. Als er zurück in die Scheune ging, traf ihn plötzlich ein Schneeball von hinten. Überrascht drehte er sich um und sah Daria, die grinsend einen zweiten Schneeball formte. Seine Augenbrauen hoben sich überrascht und er musste den Kopf einziehen, um dem zweiten Ball auszuweichen.

»Na, warte!« Mark legte das Geschenk vorsichtig auf einen Beistelltisch und trat wieder ins Freie. In der Zwischenzeit hatte Daria neue Schneebälle geformt und setzte in sofort unter Beschuss. Aber er war nicht umsonst der Jüngste von drei Brüdern. Wobei Marlene schon immer die Aggressivste der Geschwister gewesen war. Im Laufen griff er nach dem frischen Schnee und fixierte Daria. Die Schneeballschlacht begann, und sie jagten sich lachend durch den Schnee. Mark fühlte, wie der Stress der letzten Wochen von ihm abfiel, während er vor Daria davonrannte und gleichzeitig versuchte, Schneebälle in ihre Richtung zu werfen. Die Welt schrumpfte auf den Moment zwischen ihnen, die Kälte des Winters war kaum mehr zu spüren.

Sie fingen sich gegenseitig ein paar Mal, bevor Mark einen besonders gut geformten Schneeball in der Hand hielt. Er zwinkerte Daria zu und machte einen Schritt näher. »Bereit, aufzugeben?«

Daria grinste frech. »Aufgeben tut man nur einen Brief.«

Mit einem schnellen Wurf entfaltete sich der Schneeball in der Luft, zielgerichtet auf Daria.

Sie tauchte zur Seite, und der Schneeball verfehlte sie knapp, bevor er im Schnee landete. Lachend fegte sie eine Handvoll Schnee auf und formte einen neuen Schneeball.

Doch Mark war nicht untätig geblieben. Schnell setzte er nach vorne und sprang direkt auf Daria zu. Sie quiekte überrascht, als er auf ihr landete. Seine Mundwinkel hoben sich, als er die kleinen Eiskristalle in ihren Wimpern sah. Einige Male schien er sie doch richtig gut getroffen zu haben. Er wollte ihre Handgelenke mit einer Hand über ihrem Kopf fixieren um sie dann ordentlich einzuseifen. Daria hatte allerdings andere Pläne. Obwohl sie so klein und zierlich war, hatte sie ordentlich Kraft. Sie drehte ihre Hüfte und plötzlich saß sie direkt auf ihm, während sie mit einer Hand Schnee auf sein Gesicht schaufelte. Mark prustete lachend und sah zu ihr auf.

Der Moment gefror. Daria sah mit einem verwirrten Ausdruck zu ihm hinab. Der Schnee rieselte zwischen ihren Fingern hindurch, als sie sie spreizte und sanft über seine Wange fuhr. Ganz langsam beugte sie sich vor und Mark drückte sich hoch, um ihr entgegen zu kommen. In diesem Moment wollte er nichts sehnlicher, als sie endlich zu küssen.

Aus dem Inneren der Scheune ertönte lautes Lachen und Daria zuckte zurück. Sie sprang auf, drehte sich um und stürmte ohne zurückzuschauen zurück zu den anderen Gästen.

Mark blieb im Schnee liegen. Frustriert schoß er die Augen, dann schlug er mit der Faust auf den Boden. So konnte es doch nicht weitergehen. Mark schluckte. Es wurde Zeit, dass er den einzigen Menschen ausfragte, mit dem er garantiert nicht über Daria reden wollte.

Stöhnend zog Mark sein Telefon aus der Manteltasche und wählte die Nummer seines Bruders.

»Ja, Aramis?«, erklang Pauls ruhige Stimme.

»Hallo Paul«, antwortete Mark. »Hast du später Zeit für ein Treffen? Ich müsste dir dringend einmal eine Frage stellen.«


WG gesucht - Liebe gefunden (Stadtgeflüster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt