Kapitel 35

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Nach einer langen, warmen Dusche lege ich mich mit meinem Handy ins Bett und entdecke eine neue Nachricht von Riven auf Whatsapp. Habe ich ihm mal meine Nummer gegeben, beziehungsweise hat er mich eigentlich auf Insta immer noch blockiert? Fragen über Fragen. Als ich seine Nachricht öffne, klopft mein Herz tausendmal schneller als sonst. „Warum verwendet der Künstler so oft den Namen Lara in den Songs, ist das ein neuer Fetisch?", schreibt mir der Spezialist, ohne irgendwelche Emojis zu benutzen. Für diese wäre ich ausnahmsweise sogar dankbar, weil sie die Stimmung etwas besser machen. Was meint Riven den? Ich decke mich noch mehr zu und kuschle mich an meinen Pinguin. Aja stimmt, ich habe ihn Vic's Lieder empfohlen. Mist. Eigentlich sollte die keiner Hören, außer mir. Bisschen egoistisch vielleicht, immerhin ist er auf Spotify ein freier und öffentlicher Künstler. Trotzdem ist es ein riesiges Eindringen in meine Privatsphäre. „Lara ist eben ein schöner Name" ist meine kindische Antwort auf seine Nachricht. Ich überlege einen Zungensmiley hinzuzufügen, um die Stimmung aufzulockern, aber entscheide ich mich im Endeffekt dann dagegen.

Spätabends, als alle schon im Zimmer sind und schlafen oder am Handy Zeit verbringen, mache ich den Esszimmertisch frei, um in die Bücher zu schmökern, die Stella und ich aus der Bibliothek mitgenommen haben. Mein Übelgefühl ist zurzeit zwar nicht da (zum Glück), aber es kann immer wieder kommen. Damit ich nicht verhungere, haue ich mir Pommes in unser Rohr und stelle mir mit dem Handy einen Wecker, damit ich mein Lieblingsessen ja nicht übersehe. Das wäre eine Tragödie! Ich beginne mit dem ersten Buch, dass ungefähr 1200 Seiten hat und lese mich in das Inhaltsverzeichnis ein. Nirgends ist das Wort Übelkeit oder Krankheit vorzufinden, aber ich entdecke ein Kapitel über bestimmte Virusvarianten. Ich muss zugeben, die Lektüre ist sehr interessant und voller Theorien, aber nichts trifft auf mich zu. Es wird über die verschiedensten Virusvarianten, die alle Planeten jemals erlebt haben, berichtet, aber ich schätze nichts davon trifft auf mich zu. Nach 30 Minuten sind meine Pommes endlich fertig und ich binde meine Haare zu einem lockeren Zopf. Irgendwas muss doch vorfindbar sein. Auch wenn ich von mir aus den ganzen Tag suchen muss. Nach einer Stunde ist die Motivation wie weggeblasen, die Mythen und Legenden sind interessant zu lesen, aber nichts könnte mir weiterhelfen. Und wer weiß was schon davon stimmt, sogar für mich wirken manche Theorien etwas zu wild. Für ein besseres Gefühl schlage ich das Inhaltsverzeichnis des letzten Buches auf und entdecke die Teilüberschrift dunkle Magie. Endlich etwas was zu mir passt, auch wenn es mir wahrscheinlich nicht helfen kann. Also blättere ich mich durch die Seiten der dunklen Magie und erstaune, als ich das Kapitel der Hexen vor mir habe. Die Fotos erschrecken mich, ich dachte immer Hexen sehen grässlich und furchteinflößend aus, aber ich erkenne gar keinen Unterschied. Ein Mitschüler von Alfea könnte genauso als Hexe durchgehen. Die Mythen von diesen Wesen durchzulesen, fühlt sich falsch und verboten an, aber das Buch war immerhin in der Bibliothek und wir Feen erfahren kaum was von dieser Bedrohung, der wir uns vielleicht stellen müssen. Als ich dann einer der nächsten Seiten überfliege, wird mir automatisch schlecht.

-Weibliche Hexen bekommen pro Wurf meist 8-9 Kinder, wobei nicht alle überleben. Da diese ab einem gewissen Alter auf sich allein gestellt werden, indem die Eltern verschwinden und auf einen anderen Planeten weiterziehen, kommunizieren sie mit unbeschreiblich lauten Tönen, die für keinen hörbar sind. Sobald die leiblichen Eltern auf dem gleichen Planeten, wie deren Kinder sind, erzeugen sie diese schrillen Schreie, um sie alle wiederzusehen. Das Lustige daran ist, dass jedes Kind nur die Schreie der leiblichen Mutter oder des leiblichen Vaters hören kann, somit können andere Hexer nicht einfach aufgefunden werden.

-Wissenschaftler haben bereits einige Experimente durchgeführt mit bestimmten Kindern. Man wollte herausfinden, wie die Hexen genau kommunizieren beziehungsweise wie die Töne hörbar gemacht werden. Wenn dies einem gelingt, kann man sich vor jedem Hexenangriff schützen. Fündig geworden sind die Forscher und Forscherinnen nicht, dafür haben sie aber ein Hexenbaby beobachtet, dass dauernd Blut ausgeschieden hat. Nach 1 Monat wurde das Kind gestohlen, man geht heute davon aus, dass eine Hexe oder ein Hexer sein Kind wiedergefunden hat. Dies ist eine neue Methode der Kommunikation und wurde bis dato weiterhin nicht erforscht.-

Bis dato? Von wann ist das Buch? Mit Herzklopfen drehe ich das Buch auf den Bauch und erkenne unten ganz leicht eine Jahreszahl. 1655. Das ist schon etwas länger her, gibt es bereits neuere Ausgaben? Warum muss ein Hexenbaby Blut ausscheiden, warum steht das hier drinnen? Vielleicht war es einfach nur schwer krank? Und warum muss von ihnen so schlecht geredet werden, sie werden beschrieben, als wären sie irgendwas. Wer würde sein Kind nicht retten wollen vor verrückte Wissenschaftler? Viel zu viele Fragen schweben in meinem Kopf und ich bemerke, wie lächerlich meine Gedanken sind. Ich vergleiche ein Mythenbuch, in dem kaum was bewiesen wurde, mit meinem realen Leben. Zur Beruhigung sollte ich die nächsten Tage echt einmal wieder einen Joint rauchen. Als ich mich ins Bett lege, höre ich den Sturm draußen zu und checke mein Handy ab. Riven schrieb mir zwei neue Nachrichten, aber dafür habe ich heute keinen Kopf mehr. Vielleicht sollte ich nur zur Sicherheit morgen zur Direktorin gehen und ihr die Seite zeigen. Nur damit sie mich vergewissert, dass dies nichts mit mir zu tun hat. Das Protokoll, was auf der nächsten Seite zu sehen war, ist in einer verschlüsselten Schrift geschrieben, die ich nicht entziffern konnte. Vielleicht kann sie das machen und erklärt mir dann, wie lächerlich meine Gedanken waren oder was sie im Endeffekt wirklich rausgefunden haben. 

What are you doing to me? | Riven |  Winx FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt