Kapitel 3

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Sobald ich aus dem Restaurant trat und mich umsah, entdeckte ich einen kleinen, schrotten Van. Vor diesem standen drei Jungs, welche so aussahen, als würden sie auf jemanden warten. Und damit lag ich richtig. Tatsächlich war es sogar Kiara, welche ich vorher erst kennengelernt hatte, welche nun auf die Jungs zumarschierte. Als ich die Augen zusammenkniff sah ich, wie sie zu mir rüber sah und die anderen ihrem Blick folgten. Ertappt lief ich weiter. "Hey Kook, schöne Grüsse an Rafe. Wenn ich ihn das nächste Mal sehe, haue ich ihm auf die Fresse", rief mir jemanden der Jungs zu. Kiara hatte also schon Alles erzählt. Toll, sehr toll.

Ohne darüber nachzudenken streckte ich ihnen den Mittelfinger entgegen. Danach setzte ich meinen Weg fort, welchen ich zum Glück vorher von Kiara erklärt bekommen hatte. Ich wunderte mich, was an den Cameron's so schlimm war.

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Etwa eine Viertelstunde später kam ich vor einem grossen Vorgarten an. Auf dem eleganten Briefkasten, welcher sich gleich neben dem Eingang des Hauses befand, stand in einer Schnörkelschrift: Cameron.

Ich bewegte mich zum Eingang und klingelte. Ein blondes Mädchen, welches ich in meinem Alter schätzte, machte mir die Tür auf. "Bist du Gia?", fragte sie mit einem freundlichen Lächeln. Ich nickte. "Ich bin Sarah", stellte sie sich vor. "Freut mich". Sie zog mich an der Hand in das grosse Haus. Erstaunt blieb ich stehen und betrachtete die ansehenswürdige Einrichtung. "Das habe ich definitiv nicht erwartet", sagte ich wahrheitsgemäss. "Ist das etwas Positives?", fragte Sarah unsicher. Ich sah sie an. "Das ist verdammt positiv", antwortete ich begeistert. "Komm, ich stelle dir die Anderen vor".

Sarah zog mich an sämtlichen Räumen vorbei in den zweiten Stock, welcher wir mit einer weissen Treppe erreichten. Schliesslich traten wir durch eine grosse Terrassentüre, welche uns anschliessend zu den anderen Familienmitgliedern brachte. So wie es aussah, waren sie gerade am Mittagessen. "Dad, Rose, Wheezie, das ist Gia", stellte mich Sarah in den Mittelpunkt, was mir alles andere als angenehm war. Trotzdem setzte ich ein kleines Lächeln auf und sah in die Runde. Sarahs Dad, Ward Cameron wie sich im Nachhinein herausstellte, stand auf und schüttelte mir die Hand. "Hallo Gia, willkommen in Outer Banks. Ich hoffe, du hattest eine gute Reise". "Hatte ich, danke", erwiderte ich kurz und knapp. "Das ist Rose, meine Frau und das ist Wheezie", stellte Ward die zwei Ladies vor. Wheezie kam mir mit ihrer Brille und dem langen Zopf sympathisch vor. Rose dagegen hatte was eisiges.

"Wo ist Rafe?", fragte Sarah ihren Vater. "Er ist nicht aufgetaucht, keine Ahnung", beantwortete Wheezie die Frage für Ward. Eine kurze Stille trat ein.

"Sarah, würdest du Gia bitte ihr Zimmer zeigen?" "Klar".

Zusammen mit Sarah lief ich zurück ins Haus. Auf derselben Etage liefen wir einen längeren Gang nach hinten, bis wir bei zwei Türen ankamen, bei denen eine auf der rechten Seite, sowie die andere auf der linken Seite verweilte. "Unsere Zimmer liegen gleich nebeneinander", sagte mir Sarah und stiess dann die Türe zu meinem zukünftigen Rückzugsort auf. Staunend sah ich die schlichte aber doch schöne Zimmereinrichtung an. Das Zimmer war doppelt so gross als das im Internat und dazu noch viel heller. "Du kannst natürlich so gestalten wie du wills. Wir haben es extra mal basic eingerichtet". Ich bedankte mich bei Sarah. "Ich lasse dich mal alleine und gehe nach unten. Komm einfach wenn du dich eingerichtet hast". Ich nickte ihr zu bis sie aus der Türe trat und um den Ecken verschwand.

Mein Rucksack schmiss ich in den ersten Ecken, welchen ich sehen konnte. Danach schmiss ich mich auf das grosse Bett. Es war weich und bequem. Ich liebte es. Natürlich brauchte dieses Zimmer noch einiges an Renovierung, aber vorerst konnte ich damit leben.

Im Zimmer selbst befand sich ein grosser Kleiderschrank, das vorhin schon erwähnte Bett, ein Schreibtisch mit Stuhl und ein graues, grosses Sofa. Als ich ans Fenster trat, bemerkte ich, dass man direkt auf das untere Dach steigen konnte. An dem Baum, welcher sich direkt nebendran befand, konnte man sich theoretisch festhalten, um runter zu klettern. Zufrieden trat ich vom Fenster zurück.

Danach schnappte ich mir meinen vollgestopften Rucksack und versorgte die wenigen Klamotten, welche ich besass, in den Kleiderschrank. Ich hoffe Sarah nimmt mich mal auf ihre Shoppingtour mit.

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Wenige Minuten später machte ich mich auf den Weg nach unten. Als ich meinen Weg zur Treppe antrat, kam mir jemand entgegengeschossen, doch es war nicht Sarah. Ich machte eine Vollbremse und stand vor einem etwa gleichaltrigen Jungen. Er hatte kurze, über die Stirn fallende, blonde Haare und kalte Augen. "Sorry", murmelte ich. "Kein Ding. Bist du Gia?", fragte er und sah mich an. Ich nickte. "Und du?" "Rafe", sagte er und hielt mir die Hand hin. Ich schlug ein. "Bist du heute Abend dabei?" fragte er. "Was ist heute Abend?" "Jedes Jahr findet in den OBX ein Freihimmelskino statt. Das ist Tradition. Du kommst", sagte Rafe, als wäre es schon beschlossene Sache. "Ich habe dich vor einer Minute das erste Mal gesehen und du fragst mich, ob ins Kino komme? Vielleicht habe ich ja auch schon etwas vor", sagte ich herausfordernd. "Das glaub ich nicht und kennenlernen kann man sich auch während dem Film", sagte Rafe und grinste. Ich hob die Hände hoch. "Schon gut, bin dabei". "Wusste ichs doch. Um 7 unten". Danach lief er davon.

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