Kapitel 48

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"Das ist jetzt nicht dein Ernst", kam es von JJ. Sein Freund nickte. "Was für eine Scheisse". "Fokussieren wir uns lieber darauf, wie wir dieses Schiff übernehmen", lenkte Kie von Cameron ab. "Sie hat recht", stimmte Cleo mit ein.

Minuten später fand ich mich in ein Team eingeteilt und bereit zum Aufbruch. Ich würde mit JJ und Kie dafür sorgen, dass die ganze Crew im grossen Heizungsraum versammelt wird und schlussendlich als übernommen gilt, wenn wir sie einsperren. Wenn man Cleo's Worten Glauben schenkt, hat es zwei Türen, welche innert kürzester Zeit geschlossen werden müssen. Da wir jedoch zu dritt unterwegs waren, sollte dies gut möglich sein.

John B wird sich um Sarah kümmern und Pope macht sich mit Cleo auf dem Weg zu Deck, um da dann die Crew erst mal in den Heizungsraum zu dirigieren. Danach würden sie sich um den eigentlichen Grund kümmern, wieso wir überhaupt auf diesem Schiff waren.

Nachdem John B, Pope und Cleo als erstes aus dem Lüftungsloch geklettert sind, folgen nun JJ, Kie und ich. Das Gitter platzierte JJ angelehnt an den Container, sodass wir im Falle einer Katastrophe einen Rückzugsort hätten. Danach ging es auch schon los.

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Während John B vorauseilte und Pope und Cleo sich auf den Weg Richtung Schiffsdeck machten, bahnten JJ, Kie und ich uns einen Weg Richtung Heizungsraum. Wir würden uns da verstecken, bis die Ansage des Captain kommt, dass sich die ganze Crew im grossen Heizungsraum besammeln müsse. Das diese Ansage überhaupt zu Stande kommt, dafür sorgen Pope und Cleo.

In der Zwischenzweit gab uns JJ die Anweisung, dass wir uns bei den Türen verteilen sollten. Er würde sich um die Türe auf der anderen Seite des Raumes kümmern, während Kie und ich mit vereinten Kräften die Vordertür zugeteilt bekamen.

Schneller als gedacht ging es dann auch schon los.

Mit klopfendem Herzen versteckte ich mich mit Kie wenige Meter von der Haupttüre entfernt. Wir konnten uns ein gutes Versteck gleich um die Ecke ergattern, sodass uns da niemand sehen konnte. Hoffte ich zumindest.

Irgendwie hatten es Pope und Cleo geschafft, das Schiffsdeck zu übernehmen, denn genau in diesem Moment erklang eine laute und klare Ansage auf dem ganzen Schiff.
"Bitte besammelt euch alle so schnell wie möglich unten im grossen Heizungsraum. Ich muss euch noch etwas mitteilen".

Wie der Captain gebeten hatte, marschierten immer mehr Crewmitglieder in den grossen Raum. Sie hatten keine Ahnung von unserem Plan, was mich einerseits erleichterte aber zur selben Zeit auch sehr beunruhigte. Als ich kurz um die Ecke blickte, konnte ich Rose mit Wheezie erkennen, welche auch gerade den Raum betraten. Hinter ihnen folgte Rafe, welcher aber vor der Türe stehen blieb und sich misstrauisch umsah. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Hatte er etwas bemerkt oder uns sogar gesehen?

Mit zusammengepressten Lippen presste ich mich an die Wand und machte ein kurzes innerliches Gebet, dass die Sache jetzt nicht schief ging. "Er ist weg, verdammt", flüsterte Kie. "Was?" "Rafe ist verschwunden, aber nicht dorthin wo er eigentlich sollte". "Scheisse", fluchte ich und ballte meine Hände zu Fäusten, um meine Anspannung in den Griff zu bekommen. "Wir brauchen Rafe, er muss da rein", murmelte ich. "Wir haben keine Zeit mehr", entgegnete Kiara knapp. "Das sollten alle sein. Es sind alle drinnen". "Dann los?" "Dann los", nickte sie mir zu.

Aus dem nichts sprangen wir beide um die Ecke und schlugen die grosse und schwerer als erwartete Tür zu. JJ hatte es auf der anderen Seite anscheinend schon geschafft, denn im Augenwinkel sah ich blonde Haare aufblitzen. Zu dritt stemmten wir uns gegen die Eisentüre und schafften es dann schlussendlich, diese zu verschliessen.

Die Erleichterung, dass dieser schwere Schritt geschafft ist, lässt meine Beine ganz wackelig werden. Auch die anderen waren erleichtert und wir klatschten uns ab.

"Kommt, auf zum Kreuz. Hoffen wir mal, Pope ist in Position". "Ja, los gehts".

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Tatsächlich verliefen wir uns ein paar Mal, bevor wir zum Frachtraum gelangten. Gerade als wir dort ankamen, wurde die Decke aufgeklappt und die Sonne strahlte in unsere Gesichter. Da es auf einmal so hell wurde, hielt ich mir eine Hand vors Gesicht. Trotz diesem Manöver konnte ich oben Pope erkennen, welcher auf uns runterschaute. "Die Zeit der Bösen ist vorbei. Es ist der Moment gekommen, an dem wir das zurücknehmen, was uns gehört". Bei seiner epischen Ansprache hielt er den einten Arm wie ein Held in die Höhe. JJ, Kie und ich jubelten Pope zu und deckten das Kreuz ab, sodass das Gold in der Sonne förmlich strahlte. Pope rannte zum Kranen, welcher typisch war für so ein grosses Warenschiff und steuerte ihn so, dass er eine Art Anker zu uns runterlassen konnte. Das Kreuz befestigten wir an diesem Anker mit einem dicken Seil. Sobald dies getan war, machten JJ, Kiara und ich uns auf den Weg nach oben um dann mit den anderen zusammen auf einem Rettungsbot samt Kreuz verschwinden zu können.

Wir liefen vorsichtig zu dritt draussen an der Reling entlang, um dann mit einer Treppe auf die oberste Etage des Schiffes zu gelangen, wo sich auch Pope und Cleo befanden. Plötzlich erklangen Schüsse in der Luft und ich zuckte zusammen. JJ schob mich und Kie hinter sich und lief langsam voraus. "Wer war das?", fragte Kiara ängstlich. "Hat Cleo eine Waffe mit sich?", fragte ich leise. Dabei versuchte ich meinen pochenden Herzschlag zu beruhigen und mir ein gutes Gewissen zu machen, dass es den beiden dort oben immer noch gut ging.

Das Adrenalin floss mir vor Aufregung durch die Venen und ich konnte das Kribbeln in mir nicht loswerden. "Vielleicht konnten sich die Crew befreien", sagte ich den Satz, welcher am meisten Sinn ergeben würde". "Wenn das wahr ist, sind wir am Arsch", kam es von vorne. JJ vor mir stoppte und wies uns an zu warten, den wir waren an einer Ecke angekommen und dahinter konnte alles und jeder lauern.

Doch ich wollte ihn nicht alleine gehen lassen und lief ihm nach. Und natürlich, wie es das Schicksal so wollte, wurden wir sofort von einem grossen, bärtigen Mann entdeckt. Er war etwa ein Kopf grösser als JJ und doppelt so breit.

Der Mann zuckte gerade seine Pistole und richtete sie auf, als JJ sich auf ihn stürzte und ihm die Waffe aus der Hand schlug. "Gia", rief er und kickte die Waffe zu mir. Ich versuchte sie aufzuheben, doch in dieser Sekunde stösst mich der Mann so heftig zur Seite dass ich an die Reling geschleudert wurde und dort meinen Kopf anstiess. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf und hielt mir die Hand an den Hinterkopf. Kie rannte zu mir. "Alles okay?" Ich nickte. "Geh zu Pope und Cleo. Vielleicht brauchen sie Hilfe", murmelte ich mit verzogenem Gesicht. "Bist du sicher?" Ich nickte nur noch als Antwort, wobei das Pochen wieder ein wenig abschwoll.

Kie drehte sich um und machte sich auf den Weg Richtung Treppe. Der Mann wollte ihr nach, doch in diesem Moment sprang JJ ihn von hinten an und hinderte ihn daran, Kie zu folgen. Dafür bekam er einen direkten Schlag mit dem Ellenbogen Richtung Brust. JJ taumelte nach hinten und ich richtete mich auf um ihm zu helfen. Woher auch immer hatte der Mann plötzlich eine Art Schlagstock in der Hand.

Gerade als ich aufstand und nur darauf fokussiert war, gerade zu stehen, bemerkte ich, wie der Mann mit Schläger auf mich zu rannte. Er holte bereits zum Schlag aus, weshalb ich mich duckte. Doch anstatt ins Nichts zu treffen, wurde JJ, welcher sich im letzten Moment dazwischen gestellt hatte, am Kopf getroffen. Von der Wucht wurde er über die Reling ins Wasser geschleudert. Der Mann stand vor mir und ich trat ihm ohne zu zögern zwischen die Beine. Dies setzte ihn für einen Moment ausser Gefecht und ich stürzte mich zur Reling, um zu sehen, wie es JJ ging. Zu meinem Schreck trieb er bewusstlos auf dem Wasser, das Gesicht auf den Meeresgrund gerichtet.

Ohne zu zögern stand ich auf die Reling und sprang über Bord.
Die Kälte des Wassers liess mich für einen Moment zusammenzucken, doch plötzlich war sie überall und mein Körper gewöhnte sich an die Temperatur. Ich schwamm an die Oberfläche und rieb mir die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sofort schwamm ich zu JJ und drehte seinen Körper um, sodass er Luft bekam. Es fiel mir mit den Minuten immer schwerer, ihn über Wasser zu halten, da ich ihn und mich selbst an der Luft halten musste. Langsam aber sicher gingen mir die Kräfte aus.

Panisch schrie ich um Hilfe und betete, dass die Pogues bemerken würden, dass wir beide fehlten.

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