Kapitel 18

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Am späteren Abend beschloss ich, JJ im Garten aufzusuchen. Tatsächlich befand er sich wenige Meter abseits auf einer Hängematte, welche zwischen zwei dicken Bäumen eingespannt war. Sein Blick war auf die Meerseite gerichtet. Die blonden Haaren zerzaust vom Wind der Abenddämmerung. In der Hand hielt er einen Joint, von dem kleine Rauchwolken in den Himmel stiegen.

Langsam ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn auf die freie Fläche der Hängematte, welche eine grosse Breite hatte. Seinen Kopf drehte er in meine Richtung. "Wie geht es dir?", fragte ich ihm vorsichtig. Er zuckte nur mit den Schultern. "Darf ich?" Ich zeigte auf seinen Joint. Mit einem kurzen, überraschenden Blick händigte er mir die Kippe aus, von der ich ein paar Züge nahm. "Du kiffst?" kam es nur von ihm. "Nicht regelmässig. Eigentlich nur wenn ich es brauche", murmelte ich.

Natürlich durfte man im Internat nicht mal an rauchen denken. Doch ich hatte ein paar gute Connections, welche mir die Sachen besorgen konnten. Dafür gab ich fast das ganze von meinem klein bestehenden Gehalt aus.

Ohne jegliches Husten reichte ich JJ seinen Joint zurück. Mit einer plötzlich mich überkommender Müdigkeit legte ich mich zur Seite hin und starrte in die Ferne. Mit den leisen Atemgeräusche meines Gegenübers fielen mir die Augen zu und ich versank in die Dunkelheit.

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Als ich eine Hand auf meinem Arm spürte, schlug ich die Augen auf. JJ sah von oben auf mich herab und meinte dass wir los müssen, um das Boot zu holen, welches John B von der Insel bringen würde. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich die ganze Nacht in der Hängematte verbracht hatte. Mit Nackenschmerzen, welche ich im nachhinein kläglich bemerkte, rappelte ich mich auf und nahm JJ's Hand an, welche mir aus der Hängematte half.

Da es noch recht frisch draussen war, zog ich eine mir viel zu grosse graue Trainerjacke an, welche ich im Haus von John B gefunden hatte, respektiv hatte ich keine Ahnung, wem diese gehörte. Darunter trug ich wie gestern meine kurze Hose und das weisse Top mit den Spaghetti-Träger. Die offenen Haare band ich zu einem schnellen und nicht sehr ordentlichen Dutt zusammen. Danach huschte ich raus zu JJ, welcher bereits vor dem Twinkie wartete.

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Nach einer mehr oder weniger längeren Fahrt kamen wir vor einer grossen abgelegener Halle an. Sie war aussenrum grau gestrichen, obwohl die Farbe bereits abbröckelte. Das Dach, auf welches ich nur schwer sehen konnte, bestand aus reinem Blech, welches von abgefallenen Blättern und anderem Dreck übersehen war.

"Hier steht das Boot?", fragte ich mit einem kritischen Blick zu JJ. "Von draussen nicht gerade vielversprechend, ich weiss aber warte mal bis du drinnen bist", bekam ich als Antwort. JJ schloss die schon alte Tür zur Halle mit einem Schlüssel auf und liess mich als erstes eintreten.

Tatsächlich sah es im inneren Bereich ganz akzeptabel aus. Mehrere Boote türmten sich auf verschiedenen Ablagen an den Seiten während auch kleinere Transportmittel zu sehen waren. JJ lief direkt auf ein grosses, weisses Boot zu, welches für mich als kleine Yacht galt. Trotzdem war nicht mehr alles ganz so weiss, wie es eigentlich sollte.

"Fährt das überhaupt noch?", fragte ich ihn und erhielt in der nächsten Sekunde einen ist-das-dein-ernst Blick von JJ. Ich hob die Hände. "Na klar fährt dieses Baby noch".

In diesem Moment ging die Eingangstüre wieder auf. "Das müssen Kie und Pope sein", sagte JJ, ohne sich vom Boot abzuwenden. Um dem nachzugehen, lief ich in Richtung Eingangstüre, blieb aber dann wie angewurzelt stehen, als jemand ganz anderes die Halle betrat. Rafe.

"Was willst du hier?", fragte ich ihn kalt. Auf Rafe's Gesicht bildete sich ein kleines Grinsen ab. Mein Puls begann schneller zu schlagen was mein Zeichen zum Rückzug war. Hinter mir hörte ich einen Schraubenschlüssel zu Boden fallen. Erschrocken fuhr ich herum und sah Barry mit einer Pistole auf JJ gerichtet.

"Fühlt sich gut an was? Eine Waffe auf jemanden gerichtet zu haben", sagte Barry laut. Verbittert nahm JJ die Hände nach oben. "Wo ist John B?", fragte Rafe hinter mir. Als JJ ihn sah, wurden seine Gesichtszüge um einiges härter. Danach lachte er. "Ich sterbe lieber als meinen besten Freund zu verraten". Das war definitiv die falsche Antwort.

Wie vermutet schlug Barry ihn darauf mit der Waffe zu Boden. Meine Beine wollten automatisch losrennen, um ihm zu helfen, doch ich wurde von hinten gepackt. Rafe hielt meinen rechten Oberarm fest und obwohl ich mir beim Versuch mich zu befreien selber Schmerzen zufügte, gelang es mir nicht, mich loszureissen. "Wo ist John B?", wiederholte Barry die Frage. JJ, welcher mittlerweile mit Nasenbluten auf dem Boden lag, blieb stumm. Sein Angreifer tritt ihm darauf mit dem Fuss in die Magengrube. 

Auf einmal drehte mich Rafe zu sich und legte mir die Hand um den Hals. "Wo ist John B, ich frage nicht noch einmal". "Ich weiss es nicht", schrie ich ihn an und versuchte verzweifelt ihn davon abzuhalten, mir die Luftröhren zu zerquetschen. "Ist das dein Ernst?", fragte Rafe und legte den Kopf schief. "Ich weiss es nicht", sagte ich nochmals, dieses Mal aber eine Oktave leiser, da mir langsam die Luft ausging. Rafe schüttelte den Kopf und kniff die Augen zusammen. "Falsche Antwort". Fassungslos sah ich ihn an.

"Lass sie los", hörte ich eine weit entfernte Stimme. Irgendetwas musste Rafe dazu gebracht haben, mich loszulassen. Ohne jeglichen Halt stürzte ich auf den Boden. Im letzten Moment konnte ich mich mit den Händen auffangen und verhindern, dass mein Kopf mit voller Wucht auf den Boden knallte.

Verschwommen bekam ich mit, wie Rafe die Hände hoch nahm und sein Blick zur Seite wanderte. Als ich diesem folgte, konnte ich Kie und Pope entdecken. Kiara rannte zu mir während Pope zu dem blutenden JJ lief und ihm eine Waffe, wahrscheinlich die von Barry, aus der Hand nahm.

"Gia, geht es dir gut?" Kie beugte sich zu mir runter. Mittlerweile hatte ich wieder eine klare Sicht und das Flackern vor meinen Augen war verschwunden. Die Stelle, an der Rafe mich festgehalten hatte, pochte immer noch. Zum Glück war sonst alles unversehrt. Aufgrund dessen nickte ich. Noch während mein Blick auf den Boden gerichtet war, konnte ich auf einmal laute Schritte hören, welche aber immer leiser wurden.

Eine plötzliche Gefühlswelle von Wut überrollte mein Inneres. So schnell wie es mein Körper zuliess, stand ich auf. "Langsam", kam es von Pope, welcher meine plötzliche Aktion beobachtet hatte. "Wo sind sie hin?", fragte ich Pope hingegen schnell und wurde von einem plötzlichen Hustanfall übernommen. "Wo sind sie hin Pope?", wiederholte ich meine Frage wütend.

"Du kannst nichts mehr machen. Die Arschlöcher sind weg", regte sich auch JJ auf und funkelte mich an. Für einen kurzen Moment lieferten wir uns ein Starrduell, wobei ich nach wenigen Sekunden aufgab. Seufzend fuhr ich mir durch die zerzausten Haare die in den vorherigen Minuten dem am morgen gemachten Dutt entflogen waren.

"Wir müssen John B helfen. Um den Rest kümmern wir uns später" sagte Kiara und machte sich daran, die Benzinflaschen zum Twinkie zu bringen. "Sie hat recht, kommt schon", ergänzte Pope. Mit einem kurzen Blick zu JJ, welcher sich jedoch bereits abgewendet hatte, machte ich mich ebenfalls an die Arbeit.

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