In der letzten Nacht schlief ich sehr unruhig, weshalb ich mich am nächsten Morgen nicht wirklich fit fühlte. Als ich gerade in eine Jeans und ein Top geschlüpft bin, kam Kie angerannt. "Ist es wahr, dass Rafe gestern hier war?" Ich nickte und wurde dann von ihr am Arm gepackt. "Dann müssen wir sofort weg von hier", hörte ich sie noch murmeln. Draussen konnte ich die Jungs mit Sarah bereits am Bootssteg warten sehen.
Zu sechst stiegen wir in das Motorboot und fuhren eine knappe halbe Stunde auf eine Insel im Moor. Die Fahrt dahin verlief schweigen. JJ's besorgte Blicke wanderten immer wieder zu mir, doch ich war gerade echt zu müde, um mit irgendjemanden zu reden.
Als wir an unserem Ziel ankamen, setzte ich mich auf einen Baumstamm, während John B nervös hin und her lief und sich dabei immer wieder durch die Haare fuhr. Sarah versuchte ihn ein wenig zu beruhigen und Kie gesellte sich zu mir.
"Ich könnte versuchen, mein Vater umzustimmen", sagte Sarah auf einmal und sah sich in der Gruppe um. "Das wird nicht funktionieren", schnauze JJ sie an. "Sarah bist du sicher?", kam es von John B nachdem er seinem besten Freund einen warnenden Blick zuwarf. Sie zuckte mit den Schultern und machte sich wieder auf, um zu unserem Transportmittel zu gelangen. "Wie haben keine andere Wahl", konnte ich sie noch sagen hören, bevor sie nach einem Kuss von John B mit dem Boot in die See stach.
JJ warf genervt die Arme in die Luft und sah dem Boot nach. "Was willst du sonst machen?", fragte John B ihn fast schon wütend und wendete sich dann ab. Seufzend lehnte ich meinen Kopf nach hinten und schloss die Augen.
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Während Minuten wie Stunden vergingen und wir uns alle fragten, ob Sarah Erfolg hatte, erklang dann auf einmal tatsächlich das Brummen eines Motors. Im Augenwinkel konnte ich John B aufspringen und an den Strand rennen sehen. Meiner Meinung nach sah Sarah nicht wirklich glücklich aus.
"Und? Hat es funktioniert?" Niedergeschlagen schüttelte sie mit dem Kopf. "Ich habs euch gesagt", brummte JJ, worauf er nicht nur von John B sondern auch von mir einen bösen Blick kassierte.
"Wir müssen uns etwas neues überlegen, irgendjemand eine Idee?" "Ich glaube für das ist es zu spät", sagte Kie mit Blick auf das Wasser gerichtet. "Wieso meinst", begann ich und verstummte, als ich Kiara's Blick folgte.
Insgesamt konnte ich 4 Boote zählen. Einige der Personen, gekleidet mit Kugelsicheren Uniformen und Waffen an den Gürteln, stiefelten bereits durch das Wasser ans Ufer. Mein Puls schoss in die Höhe. Sie hatten uns gefunden.
Erst als mich jemand an der Hand packte und John B hinter uns schrie, erwachte ich aus meiner Starre. Meine Beine begannen zu rennen. Es gab keinen Halt. Es durfte keinen Halt geben. JJ hielt meine Hand entschlossen fest und war nicht bereit, sie wieder loszulassen. Wir rannten über Sand, Gras und auch durch Wasser, welches uns den Weg zum anderen Teil der Insel blockierte. Pope und John B stützen Sarah, welche durch ihre Schusswunde immer noch eingeschränkt war. JJ und ich führten die Gruppe vorne an.
Als wir das Ufer des Stroms erreichten und Schutz unter ein paar Bäumen suchten, hinderte uns John B am weiterrennen. "Wartet", keuchte er und stellte sich uns in den Weg. "Wir haben keine Chance". "Dann nutzen wir die", murmelte JJ und holte seine Waffe aus der Hosentasche. "Nein", sagte sein Freund bestimmt und packte die Waffe am vorderen Teil. JJ's Hand verkrampfte sich am anderen Ende und weigerte sich, loszulassen. Mit einem bittenden Blick von John B liess er dann aber doch davon ab.
Wenige Sekunden später tauchten über zehn Polizisten mit den Waffen auf uns gerichtet auf und schrien uns an, wir sollen die Hände nach oben nehmen. Mit laut klopfendem Herzschlag tat ich wie befohlen. Verbittert liess JJ die Waffe fallen und schob mit den Fuss ein paar vom Baum heruntergefallene Blätter über diese. "John B, komm langsam hierher und Hände oben behalten", rief ein breiterer Polizist unserem Freund zu. Mit einem letzten Blick zu uns trat John B schliesslich vor die Polizei. Mit einem dreckigen Schmunzeln auf den Lippen versorgte der Polizist, welcher sich als Thomas herausstellte, die Waffe wieder an seinen Gürtel und stürzte sich aber dafür auf John B. Nur schon vom Gewicht her war John B dem Bullen klar unterlegen weshalb er nach wenigen Schlägen zu Boden ging. "Hey", schrie JJ wütend. "Hört auf damit", kam es von Sarah, welcher die Tränen über die Wange lief.
John B lag hustend auf dem Boden und die Komplizen von Thomas schauten dem Ganzen nur zu. Nicht mal Shoupe bewegte sich. Entsetzt sah ich dem Geschehen zu. "Thomas, es reicht jetzt", kam es dann endlich von Shoupe als John B sich nicht mehr verteidigen konnte. Mit einem letzten Haken gegen das Gesicht des Pogue liess der Polizist von ihm ab.
Sarah wollte zu John B rennen, wurde jedoch mit einem schrillen Ruf eines Polizisten davon abgehalten. Unser Freund wurde von beiden Seiten gepackt, in Handschellen gelegt und abgeführt. Shoupe wendete sich mit den restlichen fünf Polizisten zu uns um und musterte uns, besonders mich. Mein Schicksal lag in seinen Händen.
"Wir werden euch zurück nach Outer Banks bringen. Vier von euch jedenfalls". Den letzten Satz sprach Shoupe leiser aus. Als sich der Blick des Mannes in meine Richtung wendete, fühlte es sich so an, als erleide ich gerade einen Herzstillstand. "Ward hat mich gebeten, dich bei einem weiteren Vorfall mit auf Revier zu nehmen und deine Rückkehr nach Texas anzumelden".
In diesem Moment wollte ich lieber sterben als wieder in meine vergangen Jahre zurückzukehren. "Ich gehe nie wieder dahin", sagte ich bestimmt. Shoupe warf mir einen fast schon mitleidigen Blick zu. "Nein", murmelte ich und schüttelte den Kopf. "Tut mir leid, du wusstest was auf dem Spiel steht", kam es von meinem Gegenüber.
"Sie geht nirgendwo hin", mischte sich JJ laut ein. Wütend starrte er den Polizisten an. Da Shoupe bereits wusste, dass JJ ein Problem werden würde, nickte er zwei seiner Komplizen zu, um ihn festzuhalten. "Shoupe bitte", flehte ihn nun auch Kie. "Abmarsch jetzt", sagte dieser hart. "Ich gehe nicht dahin zurück, Shoupe", sagte ich laut und in mir brodelte auf einmal eine unglaubliche Wut. "Du beruhigst dich jetzt erst mal", versuchte der Polizist mich wieder auf den Boden zu bringen, doch mich hatte jeglicher Funken Hoffnung verlassen. "Ich gehe da nicht wieder zurück", wiederholte ich noch lauter als vorhin und bemerkte dann im Augenwinkel, wie sich ein Polizist mir näherte.
Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen und rannte wenige Meter zu der Stelle, an der JJ seine Waffe versteckt hatte. Diese hob ich hoch und richtete sie auf den näher kommenden Polizisten. "Nicht näher", zischte ich mit wütender Stimme während meine Augen zu brennen begannen. "Gia, leg sofort die Waffe weg", rief Shoupe mir zu, während seine Hand langsam zu seinem Gürtel wanderte, um seine eigene Pistole zu ziehen. Was hatte ich auch für Chancen gegen einen ausgebildeten Offizier.
Immer noch mit der Waffe auf die Person wenige Meter vor mir gerichtet, sah ich die Person von hinten nicht kommen. Erst als JJ, welcher ebenfalls von einem Polizisten gepackt wurde, meinen Namen schrie und auch Kie entsetzt keuchte, nahm ich Kenntnis von der Person hinter mir. Gerade als ich mich umdrehen wollte spürte ich etwas spitziges in meine Haut eindringen. Der Überraschung zu Folge liess ich die Waffe fallen. Ein paar Sekunden später wurde es plötzlich schwer, meine Augen noch ganz offen zu halten. Das Letzte, was ich wahrnahm, bevor alles um mich herum schwarz wurde, war der Ruf einer tiefen Stimme. Danach war ich weg.
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ADDICTED
Fanfiction"Von klein auf lebte ich in einem Internat. Mittlerweile bin ich 17 und habe ausser den Verhaftungen der Polizei noch nichts anderes erlebt. Doch das änderte sich alles, als ich zu meinen fernen Verwandten, den Camerons, zog und dazu eine Gruppe von...