Kapitel 27

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Die bisher vergangene Zeit im Auto verbrachten wir mit schweigen. Ab und zu versuchte Kie ein Gespräch in die Wege zu leiten, was aber nicht wirklich funktionierte. Innerlich fühlte ich mich schuldig, weil wir nur wegen mir in dieser Situation waren. 

Gerade als ich den Mund aufmachen wollte, gab der Wagen ein zischendes Geräusch von sich und eine grosse Wolke aus Rauch verdeckte uns die Sicht auf die Strasse. "Scheisse", fluchte Pope. "Ich dachte, du hättest die Karre repariert", rief JJ hustend. Aus Reflex steuerte er das Auto unsanft von der Strasse und fuhr gleich daneben auf das Gras. Nachdem wir alle zünftig durchgeschüttelt wurde hielten wir mit einer Vollbremse, wobei mir der Gurt in die Schulter gedrückt wurde. 

Während JJ bereits aus dem Wagen gesprungen und die Autoklappe aufgerissen hat, öffnete ich die Türe, um ebenfalls raus in die Freiheit zu gelangen. Auch mich überkam ein Hustanfall, als mir der Rauch ins Gesicht schlug. Mit der Hand wedelnd versuchte ich diesen zu vertreiben. "Das schaffen wir nicht alleine. Hat jemand ein Handy da?" Kiara lief zur hinteren Reihe der Sitzplätze zurück und holte dann ihr Phone hervor. "Gib her", murmelte JJ während er sich durch die Haare fuhr. 

Das ganze Chaos endete damit, dass wir mit einem Abschleppdienst zu einer kleinen Autowerkstatt gefahren und das Auto da repariert wurde. Pope nahm Kie an der Hand, um mit ihr und dem Angestellten der Werkstatt die finanziellen Sachen zu klären. Währenddessen sass ich am Boden an den reparierten Truck angelehnt. JJ verweilte ein paar Meter weiter weg mit einem Flachmann in der Hand. Ich wollte ihm diesen mit einem tierischen Verlangen aus der Hand reissen, denn erstens brauchte ich dringendst einen Drink und zweitens konnte ich solche stille Momente nicht ausstehen. 

Von einer zur anderen Sekunde zur anderen stand ich auf den Füssen und ging auf ihn zu. "Es tut mir leid okay", platzte es mir raus. JJ's Blick schoss auf mich. Das Starren liess mich innehalten. Auf meine Entschuldigung reagierte er nicht, zumindest nicht verbal. Er stellte den Flachmann auf die schmale Mauer neben ihm und kam auf mich zu. Mein Puls schoss in die Höhe und ich atmete unbewusst flach. Automatisch legten meine Füsse den Rückwärtsgang ein, um ja genug Abstand zwischen uns zu bringen. Doch die Augen am Hinterkopf haben mir gefehlt, weshalb ich auf einmal an der Hausmauer anstiess und zum stehen kam. Als JJ direkt vor mir stand und ich seinen Atem auf meiner Wange spüren konnte, wusste ich mir selbst nicht mehr zu helfen. 

"Ich hab nur gedacht, dass wir uns genug lange kennen, dass du mir auch dein grösstes Geheimnis offenbaren kannst", murmelte er. Doch so wie ich auch war, liess ich dies nicht einfach so auf mir sitzen. "Wieso sollte ich dir alles über mich erzählen, wenn ich doch kaum etwas von dir weiss?" Wütend schlug ich seinen an der Wand abgestützten Arm zur Seite und schlüpfte auf der anderen Seite neben ihm durch. Ohne mich noch einmal umzudrehen lief ich zurück zum Auto, wo Pope und Kiara gerade wieder eingestiegen sind. "Es kann weitergehen", kam es von Pope, welcher vorne auf dem Beifahrersitz sass. Kie nahm gerade neben mir auf der hinteren Rückbank platz, als die Türe vorne aufgerissen wurde. Maybank stieg mit einer ernsten Miene ein und warf mir einen kurzen Blick über den Autospiegel zu. Um meinem Ego gerecht zu werden, starrte ich ihm extra entgegen. Mit einem kurzen Schnauben wandte er sich wieder ab und konzentrierte sich auf das Lenkrad. Ha! 1:0.

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