Kapitel 23

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Als ich aus meinem Dornröschenschlaf erwachte, war der Platz neben mir kalt und leer. Seufzend stand ich auf und trank erst mal ein Schluck aus dem Wasserhahn. Die Kälte der Flüssigkeit rannt mir den Hals herunter und liess mich jetzt erst richtig aufwachen. 

Die Tür ging auf und Pope trat ein. "Morgen". "Morgen", wiederholte ich leise und folgte ihm raus in den Garten, wo ich von weitem die Anderen beiden erkennen konnte. Während Kie auf den Knien etwas im Gras buddelte, hielt JJ in einer Hand eine Eisenstange und in der anderen ein Feuerzeug, mit welchem er die Spitze der Stange zum glühen brachte. Sobald dies zu rauchen begann, begab er sich wieder zum Baum und ritzte da etwas ein. Als ich näher trat, konnte ich John B's Name mit seinem Jahrgang darauf erkennen. "Es zeigt, dass er auch ein Teil von uns war", murmelte Kie, welche gerade eine alte, kleinere Kiste am Fusse des Baumes fertig begraben hatte. Danach stellte sie sich neben Pope liess ihren Kopf an seine Schulter fallen. JJ währenddessen trank einen Schluck aus seinem Flachmann. Von hinten respektierte ich die Pogues und liess ihnen Zeit mit ihrem verstorbenen Freund. 

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Die Zeit von Mittag bis Nachmittag verbrachten wir hauptsächlich mit Surfen und dem Geniessen des letzten Schulfreien Tages. Denn morgen würde die Schule wieder beginnen. Leider war ich nicht an der gleichen Schule wie die Pogues. Zusammen mit Sarah hätte ich an einer Schule bei den Kooks gestartet. Mit ihr hätte ich mich wenigstens nicht wie der grösste Aussenseiter gefühlt. Doch jetzt wo klar ist, dass sie mich nicht begleiten wird, fühlte ich mich noch einsamer.   

"Gia, du musst endlich lernen, richtig zu surfen", rief Kie mir zu, wobei sie gerade vor wenigen Sekunden auf einer hohen Welle geritten ist. "Naja, stehen geht zumindest", sagte ich schultern zucken. Dabei kreuzte ich JJ's Blick welcher ein Schmunzeln auf den Lippen hatte. Kiara bemerkte dies und schwamm näher zu mir. "Was war das? Und komm mir ja nicht mit Nichts". "Es ist etwas, aber ich weiss nicht was, zufrieden?" "Noch nicht ganz", sagte Kie und kniff ihre Augen sarkastisch zusammen. "Kie", lachte ich und stupste sie mit der Hand an. 

"Kie, es tut mir ja unglaublich leid, aber ich will mir diese Lady mal kurz ausleihen", kam JJ auf seinem Surfboard angeschwommen. "Klar, sie steht dir zur vollen Verfügung". Ich warf ihr einen warnenden Blick zu, worauf sie kicherte. "Leute, ernsthaft?"

"Erinnerst du dich an unsere Lektionen gestern?", fragte JJ auf einmal. Ich wendete meinen Blick, welcher immer noch an Kiara hing, zu meinem neuen Gegenüber. Mittlerweile war er von seinem Board gehopst und ohne grossen Abstand vor mir zum stehen gekommen. Ich verdrängte das Verlangen, ihn auf der Stelle zu küssen. Er sah einfach zu gut aus, mit den blonden Strähnen, welche nass an seiner Stirn klebten. 

"Denke schon" murmelte ich während mein Blick von seinen Augen auf seinen Lippen hängen blieb. Natürlich bemerkte er dies sofort und kam darauf noch näher, bis ich seine Hände auf meinem Rücken spüren konnte. Während diese weiter runter wanderten, schoss mein Puls in die Höhe. Mittlerweile war er so nahe, dass er diesen bestimmt hören musste. Sein Gesicht kam noch näher, doch leider nicht geradeaus. "Das wird nachher weitergeführt. Es wäre doch vor den anderen beiden nicht wirklich anständig", murmelte er mir ins Ohr. "Für dich vielleicht", sagte ich leise zurück, was JJ leise zum lachen brachte. "Vielleicht". Um Abstand zu schaffen trat ich gleich zwei Schritte zurück. 

"Also, surfen", begann Maybank und erklärte mir dann nochmals die wichtigsten Grundlagen. 

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Als bereits die Dämmerung über den Himmel zog, schaffte ich es tatsächlich, eine kleine Welle zu befahren, ohne gleich vom Board zu fallen. Mit diesem Erfolgserlebnis durfte ich meinen fast vierstündigen Surfunterricht beendet. Kie und Pope hatten sich bereits vor einer halben Stunde verabschiedet und waren ins Haus von John B verschwunden. Jubelnd riss ich die Arme nach oben. Zu früh gefreut, denn genau in diesem Moment vernachlässigte ich meine Balance für eine Sekunde. Mit dieser Erkenntnis platschte ich mit dem Rücken voraus ins Wasser. 

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