Kapitel 24

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Schlaftrunken lief ich zu der einzigen Bushaltestelle, die es auf dem Cut gab. Die Pogues waren bereits mit dem Twinkie losgedüst. Nach einer zwanzigminütigen Fahrt, auf der ich mich sehr bemühen musste, dass mir nicht die Augen zufielen, kam ich schliesslich bei der Kookschule an. Schon wieder war der Unterschied zwischen den Pogues und denn Kooks deutlich zu erkennen. Ich befand mich vor einem weissen, grossen Schulgebäude. Die meisten Mädchen hier trugen grosse, goldene Klunker an den Ohren und präsentierten sich meiner Meinung nach etwas zu billig. An solchen Orten ist das einzig wichtige das Geld der Familie.

Da ich sonst schon knapp dran war, lief ich in schnellen Schritten Richtung Klassenzimmer. Eine der wenigen Vorteilen einer reichen Schule - sie war gut Beschriftet.

In genau letzter Minute schlüpfte ich ins Klassenzimmer. Meine Hoffnungen, nicht mit den Schlimmsten der Schlimmsten in einer Klasse zu sein, sank auf Null. Als mein Blick durch die Menge wanderte, konnte ich mehrere bekannte Gesichter erkennen, darunter Topper und Kelce. Bevor sie auch nur den Mund aufmachen konnten, um wieder etwas Dummes zu sagen, drehte ich ihnen den Rücken zu und setzte mich an einen leeren Tisch. In diesem Moment betrat ein älterer Mann, ich vermutete unser Lehrer, das Klassenzimmer. Nach einer Vorstellung seiner Person begann er die erste Stunde mit Geschichte. Ich mochte ihn gleich zehn mal mehr, dass ich mich nicht als die Neue vorstellen musste.

Nach Ende der zweiten Stunde hatten wir eine Viertelstunde Pause. Schnell steckte ich mir die Kabelkopfhörer in die Ohren, um ja mit niemandem reden zu müssen. Leider Gottes funktionierte dies nicht so leicht, denn sekundenspäter hatte ich Topper vor mir, welcher mir ein Kopfhörer wieder aus dem Ohr riss. Mit einem wütenden Blick sah ich ihn an. "Verpiss dich Topper". "Heute nichts so gut drauf was?" "Eigentlich ganz gut bis du aufgetaucht bist". Mein Gegenüber begann zu lachen. "Der war gut". Nach einigen Sekunden Stille folgte die Frage: "Was machst du hier?" "Ich bin nicht freiwillig hier, wenn es das ist, was du wissen willst". "Krass, ein Pogue an unsere Schule", kam es von Kelce, welcher hinter Topper hervorgekrochen kam. "Rafe wird sich freuen". Ich horchte auf. "Was hat Rafe damit zu tun?" fragte ich die beiden, welche sich kurze Blickkontakte zuwarfen. "Halt deinen Pogue einfach von ihm fern", war das letzte, was ich von Topper hörte, bevor sie sich tatsächlich verzogen.

Als die Klingel zur Fortsetzung des Unterrichts erklang, vibrierte mein Handy und auf meinem Display erschien eine neue Nachricht. Schnell hielt ich das Hand unter meinen Schreibtisch, um zu sehen, wer mir geschrieben hatte.

Es war eine fremde Nummer welche ein Foto in eine Gruppe geschickt hatte. Zu meiner Überraschung waren auch Kie, Pope und JJ in diesem Chat. Also klickte ich auf das Foto, welches sich automatisch öffnete. Mein Herz begann höher zu schlagen, als John B mit Sarah in den Armen darauf zu erkennen waren. Wer ist das? - kam die Nachricht von Kiara. Ist JJ da? - fragte die unbekannte Nummer. Hier - kam es auch schon als Antwort von Maybank. Hast du mein Board geputzt?

Ich konnte es in diesem Moment kaum fassen. Sie lebten. Sie waren am Leben. Schon tauchte die nächste Nachricht auf. Dieses mal war sie von Kie privat. Wir wollen John B's Namen reinwaschen, bist du dabei? - Na sicher, wo treffen wir uns? - Ich schnapp mir den Truck meines Dad's, dann werden wir nicht so schnell erkannt. JJ und Pope warten bei John B, geh zu ihnen.

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In letzter Sekunde konnte ich mit meinem Rucksack aus dem Klassenzimmer springen. Auf dem Gang kreuzte ich Mr. Lawrence, den Lehrer, doch ich würdigte ihm keines Blickes und rannte den Rest bis zur Bushaltestelle. Zum Glück war gleich ein Bus da, mit welchem ich zurück zu meinen Freunden fahren konnte.

Nach wenigen hundert Meter war ich endlich zurück bei dem schon vertrautem Heim der Pogues. Ich lief zur Türe hinein, wo JJ und Pope bereits ungeduldig im Wohnzimmer rumtigerten. Sobald die Türe aufging stürmte JJ auf mich zu auf umarmte mich mit voller Kraft. Die Berührungen waren erfüllt mit Glück und Lebensfreude. "Er lebt", jubelte JJ und hob mich beinahe in die Luft. "Ich weiss", sagte ich lachend und legte meine Arme auch um ihn. Als sich sein Kopf von meinem Nacken wegbewegte zögerte er nicht, mir einen intensiven Kuss auf die Lippen zu drücken. Überrascht musste ich die ganze Zeit über ein Lachen unterdrücken. "Ha", rief Pope plötzlich und klatschte in die Hände. "Ich wusste es", ergänzte er jubelnd und ich wusste, dass er den Kuss meinte. "Klar", sagte ich belustigt und umarmte ihn ebenfalls. "Kie müsste jeden Moment hier sein". "Wisst ihr denn schon, wie wir das überhaupt anstellen?" "Gavin. Das war der Pilot, welcher das Flugzeug von den Obx auf die Bahamas geflogen hat. Er muss wissen, was wirklich passiert ist. Vielleicht bringen wir ihn zu einem Geständnis oder er hat sonstige andere Beweise", erklärte Pope mir die aktuellste Version ihres Planes. "Das ist doch schonmal was". "Wie lief es in der Schule?", kam die Frage von JJ. "Alles gut, wirklich. Sind alle ganz okay", log ich ihn an. Ich ging damit eine Nummer sicher, ihm nicht zu erzählen, dass ich mit zwei seiner "Feinden" in der Klasse war.

Zum Glück fuhr in diesem Moment Kiara mit dem Truck ihres Dad's die Auffahrt hoch. JJ stürmte mit grosser Euphorie aus dem Haus, während Pope und ich es gemütlich nahmen und dem übermütigen Pogue in den Wagen folgten.

"Wir fahren jetzt zu Gavin, richtig?", fragte ich die Gruppe. "Zumindest in die Nähe von ihm. Während wir ihn anrufen kann Pope das Gespräch mit seinen Kopfhörern abhören. Für das müssen wir allerdings zuerst Pope's Handy in Gavin's Wagen schmuggeln".

Nach einer etwas längerer Fahrt hielt Kie am Strassenrand an. Pope sprang aus dem Truck und kam wenige Minuten später ohne Phone zurück. "Wer ruft an?", kam es von Kie. Da von Niemandem eine Antwort kam, seufzte sie und schnappte sich ihr Hand aus dem Autofach neben ihr. "Soll ich meine Stimme verstellen?" Pope nickte. "Soll ich so reden?", fragte sie in einer sehr tiefen Stimme. "Könnte klappen", sagte JJ. Also tippte Kiara die Nummer des Piloten in ihr Handy ein, wobei ich keine Ahnung hatte, woher sie diese kannte.

"Hallo", sagte sie mit einer tiefen Stimme und legte dann die Hand auf den Lautsprecher. "Ich kann das nicht", murmelte sie plötzlich hilflos. Pope wedelte mit der Hand, wobei er wahrscheinlich meinte, sie solle einfach weitermachen. Kiara stiess ein genervtes Schauben aus und sprach weiter. "Sie wissen, was wirklich geschehen ist". "Ich verstehe nicht, wer ist da?", ertönte es aus dem Lautsprecher. "Es war Rafe Cameron. Er hat Sheriff Peterkin erschossen". "Ich weiss nicht, was Sie von mir wollen", sagte Gavin mit einem panischen Unterton. "Sie lügen für Ward Cameron. Dafür werden Sie lebenslänglich in den Knast wandern". Das war das Letzte, was Kie sagen konnte, bevor das Telefonat von dem Piloten unterbrochen wurde.

"Pope?" Wir drehten uns fragend zu ihm. "Ich höre noch nichts vielleicht, doch, wartet". Gespannt blieben wir alle mucksmäuschenstill und warteten auf eine Antwort. "Gavin telefoniert mit Ward. Er spricht von einer höheren Entlohnung und das er etwas hat, was Ward und Rafe lebenslänglich hinter Gitter bringen könnte". "Was ist es?" "Die Waffe, mit der Rafe geschossen hat", sagte Pope wenige Sekunden danach. "Scheisse, er fährt direkt auf uns zu", kam es plötzlich von Kie. "Was?" "Mach eine Runde um den Block, schnell". "Kie riss das Lenkrad umher und fuhr um die Kurve. "Ich kann ihn nicht mehr hören, wir sind zu weit weg", rief Pope. "Ich bin dran", sagte unsere Fahrerin. Plötzlich machte sie eine Vollbremse und als ich meinen Blick auf die Strasse richtete, konnte ich die Sperrung sehen. "Zurück", sagte JJ laut. Doch genau als Kiara den Rückwärtsgang einlegen wollte, kam ein grosses Baufahrzeug und versperrte uns auch diesen Weg. "Fuck". Auf einmal riss Pope die Autotür auf und begann zu rennen. "Pope", versuchte Kiara ihn aufzuhalten, doch dieser war nicht zu stoppen. "Wir gehen nach oder?" Mit einem Nicken stiegen wir auch aus dem Truck. "Hey, der Wagen muss weg", schrie uns ein Bauarbeiter zu. "Wir stellen ihn gleich weg, versprochen", schrie Kie zurück während wir zusammen hinter Pope her waren. Das Gerenne stoppte nur wenige hundert Meter in einem fremden Garten, wo es Pope umgehauen hatte. Gerade im letzten Moment konnte er seinen herausgefallenen Kopfhörer wieder ins Ohr stecken und den Wichtigsten Teil von allen mithören. "Gavin trifft sich mit Ward. Wir müssen dahin". "Wo?", fragte Kie ausser Atem. "Schnell", war das einzige, was wir von Pope zu hören bekamen, bevor er den ganzen Weg wieder zurück rannte.

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