Kapitel 40

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Nachdem wir in aller Eile zum Twinkie gerannt und den Motor gestartet haben, waren wir alle gespannt, was uns an unserem Ziel erwarten würde. Würden wir das Kreuz finden oder sind wir auf einer völlig falschen Fährte?

Doch bevor wir den alten Baum erreichen konnten, erwartete uns ein weiteres Hindernis. Die Flut. Vor uns erstreckte sich eine mindestens zwanzig Meter lange Pfütze. Diese war umgeben von einem grösseren Bach. Es drohte die Gefahr, dass wir es nicht durch den Matsch schafften und John B's Wagen das Steuer Richtung Wasser selbst übernehmen würde.

"Mist", fluchte Pope. "Ich weiss nicht, ob mein altes Baby das schafft", kam es von John B während er mit der Hand über das verfärbte Steuerrad fuhr. "Haben die Pogues schonmal einen auf Safe gemacht?" kam es nun von Sarah. JJ sah zu John B, welcher seinen Blick erwiderte. Wenige Sekunden später folgte ein "Sie hat Recht". Damit war die Sache beschlossen und unser Fahrer trat mit Vollantrieb auf das Gaspedal. "Geschwindigkeit ist dein Freund, Geschwindigkeit ist dein Freund", wiederholte JJ ein paar mal, während er eifrig mit fieberte.

Ich atmete auf, als wir sicher durch die meterlange Pfütze fuhren und schliesslich wieder auf festem Boden standen. Wir klatschten uns ab und dann ging es auch schon weiter Richtung Engelsbaum.

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Extra mit Abstand zu unserem wirklichen Ziel, parkierte John B auf Anweisung von Pope in der Nähe des Waldrands. Danach stiegen wir aus und bewegten uns langsam Richtung Kreuz. Wie schon von Sarah vermutet, waren wir nicht die Einzigen, welche den Engelsbaum im Inselzimmer entdeckt hatten.

Rafe, die alten Limbrey und ihr Knecht Renfield befanden sich schon dort und waren fleissig an der Arbeit. Mit zwei anderen Männern, welche sogar ein grösseres Ausgrabungsgerät mitgebracht hatten, erschufen sie ein tiefes Loch im Erdboden.

Limbrey stiess einen spitzen Kommentar aus und gab den Männern den Befehl, mit dem Graben aufzuhören. Anscheinend hatte sie etwas entdeckt.

Mit vereinten Kräften hoben die starken Männer mit Rafe's Unterstützung einen schwarzen, verdreckten Sarg aus dem Boden. "Oh Mann", sprach Pope seine Gedanken leise aus. "Was ist wohl da drin?", frage Kie. "Werden wir gleich sehen".

"Nein, dass kann nicht sein. Wir müssen etwas übersehen haben", sagte Limbrey frustriert. Anscheinend hatte sie nicht das gefunden, was sie eigentlich wollte oder erwartet hat. "Kommt schon, schneller", wies sie die männlichen Geschlechter um sie an. In Windeseile brausten diese in ihren zwei Jeeps davon. Das Grab liessen sie einfach offen so stehen.

Pope bewegte sich sofort hinter dem Gebüsch und betrat die grosse, offene Lichtung. Er kniete sich neben den Sarg. Kie und Sarah taten es ihm nach. JJ, John B und ich sahen von oben auf den alten Gegenstand hinab. "Es sind Knochen. Hier wurde jemand begraben. Und sie haben das Grab zerstört", sagte Pope fast schon traurig. "Keine Sorgen Mann, wir werden das wieder in Ordnung bringen", klopfte John B Pope die Schulter.

Dieser legte die Hand in den Sarg und nahm etwas raus. Ein kleines Schild, von dem er den Namen "Cecilia" ablas. "Denmark's Frau".

"Das hier ist seine Frau". Pope's Gesicht erhellte sich. "Das Kreuz ist nicht hier. Denmark hat seine Frau hier begraben, weswegen er gehängt wurde. Sie ist der Schatz".

"Das habe ich nicht kommen sehen", kommentierte JJ leise. Ich nickte um zuzustimmen. "Helft ihr mir, das wieder hinzubiegen?" "Klar, Pope".

Während die Jungs den Sarg schlossen und wieder in das Loch hievten, suchten wir Girls ein paar schöne Blumen in der näheren Umgebung. Die Einzelnen konnten wir dann zu einem Strauss verbinden.

Mit diesem kehrten wir zum mittlerweile wieder mit Erde überschütteten Sarg zurück. Der Strauss, welcher Kiara bei sich trug, wurde Pope übergeben. Dieser legte die gepflückten Pflanzen mit den verschiedenen Farben auf das neu kreierte Grab.

Während die Aufmerksamkeit immer noch bei Cecilia lag, wendete sich JJ ab und lief näher auf den grossen Baum zu. Schnell folgte ich ihm so leise wie möglich. "Was machst du da?" fragte ich ihn. Er zeigte mit der Hand nach oben. Mein Blick fiel jedoch auf den silbernen Ring, welcher er immer trug und sofort spielte sich in meinem Kopf ein Deja Vu von gestern Nacht ab. Die kalten Berührungen des Metalls hinterliessen Brandspuren auf meiner Haut. Kein guter Zeitpunkt!

Also ich zu JJ aufsah, funkelte Belustigung in seinen Augen. Er wusste ganz genau, an was ich gerade gedacht habe. Sofort folgte ich seinem Zeichen in Richtung Himmel oder besser gesagt, zu einem oberer Ast des grossen Baumes. "Siehst du das Loch da?" Ich nickte. "Ich muss da mal was auschecken". Mit geschickten Bewegungen schwang er sich auf den ersten Ast. "Leute, kommt mal her", rief ich die Anderen. "Was gibts?", fragte Sarah. "JJ hat vielleicht etwas entdeckt".

Der blonde Pogue steckte seinen Arm in das Loch und begann auf einmal laut zu schreien. Vor Ahnungslosigkeit, was gerade passierte, versuchte ich ebenfalls auf den Ast zu kommen, um ihm zu helfen. Doch bevor ich dies tun konnte, begann JJ dreckig zu lachen. "Ich habe euch alle erwischt". "Das ist nicht witzig", beschwerte ich mich und liess den Holz-Ast wieder los. "Arschloch".

"Nein wartet, da ist wirklich was drin". Tatsächlich zog er dann ein vergoldetes Fernrohr aus dem Loch und überreichte es Pope. Wir alle drehten uns zu ihm um, während er das alte Stück aufklappte. "Da ist etwas eingraviert", sagte John B. "Du bist weit gekommen, wohl wahr, das Kreuz ist auf dem Freedman-Altar", las Pope vor.

"Oh mein Gott, wir haben es gefunden". "Noch nicht ganz aber wir sind nahen dran, sehr nahe".

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Nach wenigen Minuten eilten wir zurück zum Twinkie. Leider kam es so, dass wir den gleichen Weg durch die Flut wieder zurückfahren mussten, um zur Kirche zu gelangen. Als ich ein Blick nach draussen wagte, konnte ich eine deutlich Steigung des Wassers erkennen. "Wie hoch sind die Zündkerzen, John B?" "Etwa auf der Höhe des Wassers". "Etwa?" fragte Pope ungläubisch.

"Komm schon, Geschwindigkeit ist dein Freund". "Na dann", war das Startsignal und John B drückte das Gaspedal wieder voll durch. Doch diesmal kamen wir nicht so einfach davon. Denn auf einmal verlor unser Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug und wir fuhren regelrecht in den Bach rein, sodass der Wagen ziemlich sicher bis zur Hälfte unter Wasser stand. "Scheisse". Wir stiegen aus und musterten verzweifelt den sinkenen Twinkie.

"Was nun?" Kie seufzte und sagte dann, dass sie den Truck ihres Dad's nehmen könnte, doch dass sie bei dieser Aktion Hilfe bräuchte. "Ich kann dir helfen", meldete ich mich freiwillig. "Ich sollte noch ein Abschleppseil im Chateau haben. Das können wir benützen", kam es von JJ.

"Also dann, holt uns hier raus", verabschiedete uns John B. "Eyey Captain".

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