Kapitel 16

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"Wie sollen wir John B vom Gold erzählen?", fragte ich JJ, als wir zusammen mit Kiara zum Bootssteg runterliefen. Kie traf vor wenigen Minuten ein und da habe ich gleich die Gelegenheit genutzt und ihr erzählt, was vorhin passiert war.

Er zuckte nur mit den Schultern. Unser Freund lag am Ende des Steges und sah in die Ferne. "Hey John B", begrüsste ihn Kie und setzte sich neben ihn auf den Boden. "Hey Leute", murmelte dieser nur. JJ sprang auf einen Balken und verweilte dort während ich mich zu Kie gesellte. "Ward war vorher hier", begann ich. "Er hat alles, ich weiss", beendete John B meine ganze Gesichte mit einem Satz. Ich zog meine Augenbrauen hoch. "Woher weisst du das?" "Er hat sich verraten als wir angeln gegangen sind und er mich dann umbringen wollte". Kiara verzog aus Mitleid das Gesicht. "Scheisse", entfuhr es mir. Mit einem tiefen Atemzug liess ich meinen Kopf an den hinteren Balken fallen.

Ausser JJ, welcher gerade einen seiner selbst gedrehten Joints rauchte, machte niemand einen Mucks. Das Rauschen des Meeres war etwa das lauteste, was man hören konnte.

Dies blieb auch für eine Weile so, bis ich plötzlich aufhorchte als sich ein neues Geräusch offenbarte. Als mein Blick diesem Ton folgte, konnte ich Pope erkennen, welcher völlig ausser Atem bei uns ankam. Keuchend stütze er sich mit seinen Armen auf den Knien ab und zupfte an seinem verschwitzten aber schicken Hemd. Verwirrt blickten wir ihn an, den eigentlich hätte er gerade sein wichtiges Vorstellungsgespräch für eine Uni.

"Wie lief das Gespräch?", fragte JJ, während er seine Kippe rauchte. "Frag nicht", ächzte Pope immer noch nach Luft schnappend. "Na klar", kam der Kommentar von John B. Anscheinend war er noch immer sauer auf Pope, obwohl ich nicht genau wusste, weswegen.

"John B, weisst du, es tut mir leid man". "Schon gut", akzeptierte John B die Entschuldigung von Pope. "Ich habe nicht viel Zeit und ich habe Informationen von taktischer Relevants", sprudelte es aus dem vor Sekunden noch rennenden Jungen heraus. "Also hört mir zu. Vor dem Gespräch hat mir mein Dad gesagt, dass er zum Flugplatz muss, um Palmen zu fällen, für Camerons Flugzeug". Interessiert setzte John B sich auf. Auch wir anderen spitzten unsere Ohren.

"Weil es zu schwer ist und zum Starten eine längere Bahn braucht. Ich sitze in meinem Bewerbungsgespräch und denke mir, hmm, warum braucht Cameron eine längere Bahn zum Starten", setzte Pope fort. "Was ist so schwer, dass es das Flugzeug so nach unten drückt?" "Gold", ergänzte JJ unsere Gedanken. Pope wedelte ganz wild mit den Armen rum. "Ganz genau, das ist unsere Chance, wir müssen jetzt sofort los". "Wie sieht der Plan aus?" "Wir holen es uns wieder zurück", sprach John B mit fest entschlossener Stimme. Schnell sprangen wir auf uns rannten zum Van.

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Schon von weitem konnte ich das grosse, weisse Flugzeug erkennen, welches am Anfang der Landebahn stand. Autos und andere Transportmittel fuhren um das grosse Teil herum. Dabei luden verschiedene Arbeitskräfte grosse Kisten ein und sicherten die darin gelagerte Ware. Sie gingen sehr vorsichtig mit dieser um, weshalb ich mir fast zu hundert Prozent sicher war, das Pope recht mit dem Gold gehabt hatte.

Mit einem Fernglas beobachtete John B das ganze Geschehen. "Scheisse". "Was?", fragte JJ schnell. "Sarah. Ward hat Sarah dabei". "Was, wieso?", fragte ich verwirrt. Kiara warf mir einen genauso fragenden Blick zu. Fluchend rannte John B zu unserem Van, mit welchem wir vor wenigen Minuten eine Vollbremse hingelegt hatten. "John B, was hast du vor?", rief Kiara ihm nach. "Sarah wehrt sich, er zwingt sie mitzugehen", sagte er nur schnell, während er bereits auf dem Vordersitz sprang.

Ohne weitere Worte auszutauschen drückte John B aufs Gas. Der Van fuhr mit voller Kraft gegen das Gatter, welches uns von dem Flugplatz weghalten sollte. "Mach mal langsam", rief Pope empört, doch das brachte nun auch nichts mehr. Mit vollem Tempo raste John B dem Flugzeug hinterher, welches mittlerweile bereits gestartet hatte.

"Scheisse, was macht er den da?", murmelte Kie und sah besorgt zu Pope, welcher ihre Hand nahm. Süss die beiden. "Er serviert Ward seinen Tod auf dem Silbertablett", sagte JJ wütend und sah John B hinterher, welcher nun das Flugzeug aufgeholt hatte.

Auf einmal ertönten hinter uns gewisse Polizeisirenen. "Fuck". "Wir müssen von hier weg, schnell", sagte Kie und riss Pope an der Hand mit. Mit einem kurzen Blick zu JJ rannte auch ich los. Sobald die Polizei ins Spiel kam, hiess das für mich nichts gutes. "Wenn du einmal mit der Polizei zutun hast, bist du schneller wieder hier als du auf wiedersehen sagen kannst", hallte es in meinen Gedanken. Wir durften auf keinen Fall gesehen werden.

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Verzweifelt suchten wir uns ein Versteck, indem wir einigermassen sicher waren. "Da, hinter diesem Schrott könnte es funktionieren", rief JJ uns zu. Schnell folgen wir ihm. Plötzlich konnte ich einen kurzen Aufschrei hören. Als ich stehen blieb und mich umdrehte erkannte ich Pope, welcher über eine auf dem Boden verlegte Metallstange geflogen war. Dabei hatte er sich das Knie aufgerissen. "Pope, komm schon", rief Kiara ihm zu, welche bereits bei JJ im Versteck war. Aus dem Augenwinkel sah ich den Polizeiwagen auf uns zukommen. Meine Gedanken spielten verrückt und doch wusste ich, was ich zutun hatte.

Anstatt zu den anderen beiden zu rennen, machte ich meinen Weg zurück zu Pope, welcher sich gerade aufraffe. "Gia, verdammt was machst du?", zischte JJ mir zu, doch ich drehte mich nicht um. Ich riss Pope auf die Beine und stützte ihn, sodass er seinen Weg zu Kiara und JJ machen konnte. Die letzten paar Meter liess ich ihn los und gab ihm einen sanften Schubs. Ich konnte nicht nach, sonst würden die Bullen uns alle festnehmen.

Ohne auf die Rufe der Anderen zu hören, entfernte ich mich von dem Versteck. "Hey, stehen bleiben, Polizei", rief mir ein bulliger Polizist zu. Im Augenwinkel sah ich JJ, wie er Kiara etwas zuflüsterte.

So wie es der Polizist gesagt hatte, blieb ich stehen. "Ganz langsam umdrehen", kam die nächste Anweisung. Wiederwillig begann ich mich umzudrehen und konnte im gleichen Moment erkennen, wie JJ aus dem Versteck sprang und sich meine Hand schnappte.

"Hey", schrie der Polizist wütend und stieg in sein Auto. Ohne mich noch einmal umzudrehen rannte ich neben JJ her. "Hier", sagte er kein bisschen ausser Atem und wies auf ein kleines Haus hin. Schnell sprinteten wir darauf zu. Woher auch immer wusste er, das dies geöffnet war. Sobald die Eingangstüre geschlossen war, stürzten wir uns in den Raum neben dem Eingang. Dort warteten wir und hörten nur den Atem des anderen. Um die Lage zu checken, raffte JJ sich nach einer Weile auf und richtete sein Blick durch das kleine Fenster nach draussen. "Er ist weg", sagte er und drehte sich wieder zu mir um.

Erschöpft liess ich meinen Kopf an die Wand hinter mir fallen. "Was hast du dir dabei gedacht?", fragte JJ immer noch wütend. Ich konnte es an dem Funkeln in seinen Augen entdecken. "Wärst du lieber wieder hinter Gitter?", verteidigte ich mich. JJ schnaubte laut aus.

"Mach das einfach nicht mehr. Wir haben schon genug Ärger". Ich legte den Kopf schief ohne etwas anderes zu bewegen. "Was soll das heissen?" Mein Gegenüber musterte mich und kam auf mich zu. Da ich jetzt schon an einer Wand stand, konnte ich nicht ausweichen. "Das soll heissen, dass ich dich nicht irgendwo anders als an meiner Seite haben will". Sein Atem kitzelte auf meiner Haut. Ich hoffte fest, er konnte mein rasendes Herz nicht hören, was ich aber bei dieser Stille um uns ,schwer bezweifelte. Mein Blick fiel auf seine geöffneten Lippen welche er in der nächsten Sekunde auf meine drückte. Während seine Hände an meine Hüfte gelangten, legte ich meine um seinen Nacken. Während wir uns küssten fuhr eine meiner Hände durch sein blondes Haar.

Doch so schnell es anfing, löste er sich auch wieder von mir. Mit glühenden Wangen sah ich ihn fragend an, bis ich es auch hörte. Ein Auto, welches direkt vor dem Haus hielt.

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