Kapitel 20

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Nach wenigen Minuten, welche ich in einer dunklen Ecke verbracht hatte wurde ich an der Schulter angetippt. Am Anfang bemerkte ich dies gar nicht, da ich so in Gedanken versunken war. Die Leere hatte mich übernommen und das einzige was ich tat, war ins Nichts zu starren. Im einten Moment wirbelten tausende Gedanken in meinem Kopf herum und im nächsten war nichts mehr da.

"Gia, komm", sagte Kiara mit geröteter Nase und nahm meine Hand, um mich zum aufstehen zu bringen. Wiederwillig liess ich mich mitziehen. "Wohin?" "Meine Eltern meinten, du könntest über die Nacht zu uns kommen. Ich will nicht, dass du dich alleine irgendwo herumtreibst". "Ich bin nicht", begann ich und verstummte, als ich mich im Raum umblickte. "Wo ist JJ?"

Kiara folgte meinem Blick. "Er ist bereits gegangen. Keine Ahnung wo er hingegangen ist". Ein kleiner, dumpfer Stich machte sich in mir spürbar. Er hatte mich ohne ein Wort zu sagen zurückgelassen.

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Ohne mich Kiara zu widersetzten ging ich mit ihr und ihren Eltern mit. Die beiden wirkten wie zwei aufgestellte und nette Eltern, welche ihre Tochter in allem unterstützten.
Kiara war der perfekte Mix zwischen den beiden. Sie übernahm die Haare von ihrer Mom während ihr brauner Teint eher dem ihres Vaters galt.

Die Carrera Familie wohnte in einem grösseren weissen Haus auf Figure Eight. Nachdem der Truck vor dem Wohnheim hielt, verzogen Kiara und ich uns in ihr grosses Zimmer. Um mich ein wenig frisch zu machen, durfte ich bei ihr duschen und eine frische Trainerhose mit einem schwarzen Top anziehen.

"Wie fühlst du dich?", fragte sie mich, als ich aus dem angeschlossenen Badezimmer trat. Ich zuckte mit den Schultern, antwortete jedoch trotzdem mit einem: "Ganz okay". Sie legte ihren Kopf schief. "Was war das im Polizeirevier?", fuhr sie fort. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. "Was meinst du?" "Gia, du weisst ganz genau, was ich meine. Hast du sowas öfters?"

Ich setzte mich zu ihr aufs Bett. "Panikattacken?", fügte sie leise hinzu. Stumm blickte ich zu ihr auf und fuhr mir durch die nassen Haare. Schliesslich beschloss ich mit meinen Innern, mich ihr ein wenig zu öffnen.

"Ich weiss selbst nicht genau, was der Auslöser ist. Ich weiss nicht mal, ob das überhaupt solche Panikattacken sind. Es ist einfach Etwas", sagte ich leise und merkte, wie dumm das eigentlich klang. "Wieso geschah es heute? An was hast du gedacht?", hakte Kiara nach, was mich in eine Stressphase versetzte.

Langsam schüttelte ich den Kopf und versuchte, das Thema zu wechseln. "Ist nicht so wichtig. Jetzt bin ich ja hier und es geht mir gut". In Kiara's Blick konnte ich genau sehen, dass sie mir nicht glaubte.

Trotzdem ging sie dann zum Lichtschalter, um die helle Beleuchtung auszuschalten. Währenddessen legte ich mich in das bequeme Bett und war dankbar, dass sie nicht weiter nachfragte. "Danke dass ich mit dir mitgehen durfte", murmelte ich leise. "Nicht der Rede wert. Du bist hier immer Willkommen.

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Gefühlte Stunden später lag ich immer noch hellwach auf dem Rücken. Zum hundertsten mal tippte ich auf mein Smartphone um mir einen Überblick über die Zeit zu verschaffen. Seit der letzten Entsperrung waren knappe zwei Minuten vergangen.

Seufzend legte ich das Handy zurück unter mein Kissen. Obwohl es stockdunkel war, überkam mich kein Gefühl von Müdigkeit. Ehrlich gesagt konnte ich gerade gar kein Gefühl in mir spüren. Und genau da wiederholt sich mein elender Teufelskreis wieder, denn sobald ich nichts mehr fühlen konnte (oder wollte), begann ich dumme Sachen anzustellen. Menschen von mir abzustossen und sie zu verletzen. Mich selber zu verlieren.

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Nochmals wenige Minuten später hielt ich es nicht mehr aus. So leise wie möglich schlüpfte ich aus dem Bett, welches ich mit Kiara teilte und schnappte mir mein Handy vom Nachttisch. Mit der Taschenlampe auf dem Handy suchte ich mir den Weg durch das dunkle Haus nach draussen.

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