Kapitel 19

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Nachdem wir trotzdem fast mehr als eine Stunde gebraucht hatten, um alles für unseren Freund zu organisieren, atmete ich laut aus, als wir unsere Arbeit endlich beenden konnten. Das Boot wurde auf einem Anhänger zum See transportiert, das Benzin war eingefüllt und der Proviant verstaut. Die Stelle, an der Rafe mich vorhin gepackt hatte, konnte ich immer noch deutlich spüren, doch nun ging es um John B und nicht um mich.

"Scheisse, was soll das?", stiess Kie aus und blickte hinter mich. Eine laute Sirene heulte auf. Schnell fuhr ich herum und sah das Polizeiauto vor uns halten. Überraschenderweise stieg jemand ganz anderes aus dem Wagen, als ein dummer Bulle. "John B", kam es von Pope. "Das ist ja mal was Neues", sagte JJ und klatschte bei seinem besten Freund ein. "Geht es dir gut?", fragte ich. John B nickte und sah sich im nächsten Moment fragend umher. "Wo ist Sarah?", folgte die Frage. "Sie ist nicht aufgetaucht". "Tut mir leid man". Enttäuscht sah John B zu Boden.

Zusammen liefen wir zum Boot, welches bereits startklar auf dem Wasser trieb. Bevor John B sich auf sein Fluchttransportmittel stieg, drehte er sich nochmals zu uns um. "Danke Leute". JJ fiel seinem besten Freund nochmals um den Hals. "Dafür sind die Pogues doch da". John B lächelte uns mit Tränen in den Augen zu. Mit einem letzten Blick in die Runde legte John B schliesslich ab. Wir sahen ihm nach, bis ihn die Sonne verschluckte.

Der Plan war, ihn über die Grenze zu bringen. In zwei Monaten würden wir ihn wieder treffen. So wäre es am sichersten.

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Während ich mich bereits zusammen mit JJ vom Steg entfernte, verweilten Pope und Kiara in einem tiefen Gespräch, welches dazu führte, dass sie sich küssten. Es brachte mir sogar ein kleines Lächeln auf das Gesicht.

Doch vorerst musste ich mich mit dem auseinandersetzen, was jetzt passiert. Denn im nächsten Moment fuhren mehrere Polizeiwägen vor, wobei mehrere Polizisten Richtung Bootssteg rannten. Darunter auch Officer Shoupe.

Passend zur ganzen düsteren Stimmung erklang ein lauter Donner. Als ich zum Himmel sah, bemerkte ich die dunklen Wolken, welche sich vermehrt über dem Himmel verteilten.

"Er ist weg, Chef", rief ein älterer Polizist Shoupe zu. Dieser kam mit wütendem Gesichtsausdruck auf uns zu. "Wisst ihr, was ihr gerade getan habt?" "Unser Freund vor einer ungerechten Strafe bewahrt, aus meiner Sicht also nur Gutes", kam es von Pope, welcher mit Kiara an der Hand zu uns stiess. Der Bulle ignorierte Pope und behielt seinen Blick weiterhin starr auf JJ gerichtet. Dieser starrte genauso wütend zurück. "JJ, du wirst mir jetzt sofort verraten, wohin dein Freund fährt", zischte Shoupe. Im Augenwinkel sah ich, wie JJ seine Hände zu Fäusten zusammenballte. Damit er nichts dummes anstellen konnte und nicht plötzlich wirklich im Gefängnis landen konnte, legte ich meinen Arm auf JJ's Bauchhöhe um ihn ein wenig nach hinten zu stossen. "Wir werden ihnen gar nichts sagen", lautete meine simple Antwort, wobei der Polizist ein noch röteres Gesicht bekam. "Jackson, richtig? Cameron hat uns gebeten, dich zu ihm zu bringen, wenn wir dich das nächste Mal sehen. Dieser Dreckskerl! "Sie geht nirgendwo hin", fiel JJ Shoupe ins Wort. "Das werden wir noch sehen". Danach winkte er seinen Kollegen. "Mitnehmen, alle vier".

Ich hätte nicht mal einen Schritt nach vorne machen können, da war schon jemand hinter mir und packte meinen Arm. Ohne Wiederstand wurden wir gezwungen, uns zu zweit in eines der Polizeiautos zu setzten. "Nimmt Jackson und Maybank auseinander. Ich will nicht, dass sie zusammen abgeführt werden", wies Shoupe die Polizisten an. Wütend wollte ich mich wehren. "Mach so weiter und du darfst über Nacht bleiben", kam es vom Polizist hinter mir. Wütend aber schlussendlich doch ruhiger liess ich mich zusammen mit Kiara in einen Wagen führen.

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Später wurden wir in das aufgeschlagene Lager der Polizei in der Nähe des Meeres gebracht. Es stürmte bereits ziemlich heftig, weshalb wir halb rennend ins Zelt gelangten. Zu viert wurden wir in einen separaten Raum gesteckt, wo wir nichts anderes machen konnten, als zu warten.

"Denkt ihr er hat es wirklich geschafft?", stellte Pope die Frage in die Runde. "Ich mein sogar das scheiss FBI ist hier". Pope sprang auf. "Pope, beruhig dich. Du kennst John B. Er schafft immer alles, was er sich in den Kopf gesetzt hat", sagte Kie.

Während Kiara auf Pope einredete sass ich still in der Ecke verkrochen und dacht über die vergangenen Ereignisse nach. Dabei fuhren meine Gefühle Achterbahn. Ich wusste nicht, wie in so kurzer Zeit, so viel geschehen konnte. Dazu kam die immer wieder aufkommende Angst, zurück in das Höllenloch in Texas zu müssen. Schliesslich sass ich gerade in einem Polizeirevier, obwohl es geheissen hatte, dass ich sofort zurück gehen müsste, wenn ich ein so etwas verwickelt werden würde.

Schnell hob ich den Kopf, als Shoupe unseren Raum betrat. Zu unserem Glück sah er nicht gerade erfreut aus. Die Anderen bemerkten das auch und standen auf. "Und?" "Hat er es geschafft?" Shoupe hielt sein Blick gesenkt und war merkwürdig still.

"Wir haben sie verloren". "Was heisst sie?", fragte ich. "Die Tochter von Ward. Sie ist mit euerem Freund mitgefahren". "Sarah", murmelte Kie leise. "Und wieso verloren? Konnten sie entkommen?", fragte Pope. Shoupe zuckte mit den Schultern. "Wir haben sie verloren. Ja, sie sind entwischt aber wir wissen nicht um ihren aktuellen Zustand". In mir stauten sich unbehagliche Gefühle an und einige unschönen Gedanken drängten sich in den Vordergrund.

JJ schien dasselbe zu denken wie ich, denn auf einmal wurde seine Haltung aufrechter sowie angespannter. "Sind sie Tod?", fragte er den Polizisten und die auf meiner Zunge liegende Frage. "Wir wissen es nicht", antwortete Shoupe kleinlaut. Es fühlte sich so an, als würde sich mein Herz von Ort und Stelle lösen. Tot.

Wie aus dem Nichts stürzte sich JJ auf Shoupe. "Sie haben sie mitten in den verdammten Sturm getrieben", schrie er ihn an. Sofort waren andere Polizisten vor Ort welche JJ von ihrem Chef runterrissen. Hinter mir schluchzte Kiara auf und klammerte sich in Pope's Arme. In mir fühlte es sich so an, als würde alles auseinandergerissen werden. Die schönen letzten Wochen waren wie weggeblasen und die Dunkelheit von früher überrannte mich. Ich bekam ganz schlecht Luft und es fühlte sich wieder so an, als würde mich jemand würgen. Schnell trat ich ein paar Schritte zurück, sodass ich mich an einer Wand anlehnen konnte, um nicht wieder umzukippen. Lautlose Tränen der Wut und Trauer rannten mir über das Gesicht. Die Wut auf mich selbst, wieder einmal so schwach vor anderen Menschen zu wirken und die Trauer um zwei neu gewonnene Freunde, für die ich mein Leben riskiert hätte.

Ich fühlte auf einmal Arme um mich, welche Kiara gehörten. Weinend hielt sie mich fest und spendete trotz allem Trost und Sicherheit. Vollkommen verloren klammerte ich mich an ihr fest, um wenigstens einen festen Halt während der ganzen Situation zu haben. Doch dieser wurde mir genommen, als ihre Eltern auftauchten. Gleich darauf auch noch die von Pope.

Sie empfingen Kiara mit offenen Armen und spendeten ihr Liebe. In meinem Inneren wurde es bei diesem Anblick noch düsterer. Solche Momente liessen mich immer fühlen, wie alleine ich eigentlich war. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben. Niemand ausser ihm...

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