Lily blieb noch den ganzen Nachmittag.
Wir versuchten die Mathehausaufgaben zu machen, aber irgendwie fanden wir immer ein spannenderes Thema.
"Also, wie war das jetzt genau mit dir und Jason?" Hakte ich nach und schob das Mathebuch weg. Es nervte.
"Keine Ahnung. Irgendwie fand ich immer mehr Gefallen an ihm und dann hat er eines Tages gefragt, ob wir nichtmal was zusammen unternehmen wollen. Natürlich hab ich ja gesagt und wir sind dann ins Kino gegangen. Danach hat er mich nach Hause gebracht und war auch total süß und nicht so ein Bad Boy wie sonst. Ich war total verknallt und hab ihn dann noch reingebeten. Erst haben wir geredet, aber dann hat er mich geküsst und ich sag dir: Er küsst wie ein Gott. Ich bin schwach geworden und dann... Ich glaub den Rest kannst du dir denken." Ich wusste auch ohne sehen zu können, dass sie rot wurde.
"Ach Lily, ich hab das Gefühl du schläfst mit jedem Typen gleich nach dem ersten Date. War 'es' denn wenigstens gut?" Ich betonte 'es' deutlich und sie wusste was ich meinte.
"Sagen wir es so. Es war wie Skittles (Sie liebte Skittles abgöttisch) und Milliarden seiner Küsse zusammen." Das erklärte alles. "Wirklich? So gut? Okay, dann frag ich mich wirklich ob er überhaupt ein Mensch ist. Na ja, ein Arschloch ist er auf jeden Fall." Ich lächelte.
"Da hast du recht. Machst du eigentlich morgen beim Sportunterricht mit?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nein, aber ich 'guck' gerne zu." Sport war noch nie mein Lieblingsfach gewesen.
"Okay, mach das." Sie lachte leicht. "Ich muss jetzt los, meine Eltern sind nicht da und mein Bruder ist jetzt allein zu Haus. Sie vertrauen ihm nicht." Das konnte ich gut verstehen. Partys, Drogen, Alkohol. Früher hing ich viel mit ihm rum. "Ist in Ordnung. Holst du mich morgen früh wieder ab?" "Mach ich. Tschüss."
Ich lächelte noch zum Abschied und wandte mich dann wieder Mathe zu. Nach zehn Minuten hatte ich dann keinen Bock mehr und suchte mir ein Buch.
Mum hatte mir ein paar gekauft und ich hoffte, sie würden gut sein.
Dieses hier war ganz okay. Nicht so fesselnd, dennoch wollte ich schon gern wissen was am Ende mit dem Mädchen passiert, dass eigentlich hätte tot sein sollen.
Da ich mittlerweile überhaupt kein Zeitgefühl mehr hatte, könnte es schon nach elf Uhr sein, als ich beschloss ins Bett zu gehen.
Ich träumte von dem heutigen Schultag.
Alles wiederholte sich haargenau, nur ein Detail veränderte sich.
Jason küsste mich.
Lily hatte mir ja beschrieben wie toll es war und so fühlte es sich dann auch an.
Es war zwar nur ein kurzer Moment, in dem er seinen Mund auf meinen legte, trotzdem löste es eine Explosion an Gefühlen in mir aus, von denen ich gar nicht wusste, dass sie in mir schlummerten.
Angst, Lust, Verlangen und unglaublich tiefe Scham kamen hoch und überrumpelten mich.
Ich war total froh, als ich am morgen von meinem eigentlich behinderten Wecker geweckt wurde.{Rechtschreibfehler sind dabei}