Teil 39

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Kaum hatte Lily mich in mein Zimmer geschleppt und ich in meinem Bett lag, schlief ich ein.
Ich war so müde und ausgelaugt, dass ich nicht mal selbst die Treppe hatte hochgehen können.

Wahrscheinlich hatte ich nur 3 oder 4 Stunden geschlafen, als ich etwas später wieder aufwachte und noch etwas Müdigkeit mich kontrollierte.
Ich setzte mich auf und brauchte erstmal ein bisschen, bis ich realisierte, dass wir Dienstag Abend hatten und ich meine Zeit damit verplemperte auf meinem Bett rumzusitzen und nichts zu tun.
Also erhob ich mich mit steifen Gliedern und schlurfte ins Bad.
Dort spritzte ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, um wacher zu werden und versuchte irgendwie das Gewühl an Haaren zu bändigen.

Noch immer schläfrig transportierte ich mich zurück in mein Zimmer und setzte mich an meinen Schreibtisch, was ich schon lange nicht mehr getan hatte.
Auf meinen Laptop hatte ich keine Lust und lesen war mir gerade auch zu anstrengend.
Ich seufzte und stand wieder auf.
Unschlüssig stand ich in dem vertrauten Raum und dennoch war alles so fremd.

Ich hatte seit zwei Jahren nicht sehen können, wie sich die Pflanzen auf der Fensterbank entfaltet hatten oder eingegangen waren.
Wie sich das Licht einen Weg durch eine Welt aus Schatten suchte.
Wie sich die Wellen an der Küste brachen.
Wie sich alles veränderte. Wie ich mich veränderte.

Wie von selbst strichen meine Finger über die glatten Tasten des Klaviers. Ich ließ mich auf dem polsterbesetzten Hocker nieder und fing leise an zu spielen.
Ich kannte das Stück nicht, aber es war sanft und beruhigend.
Die Melodie und die Töne schienen für mich zu singen und ich ließ mich von den sanften Klängen forttragen.
"Wunderschön" flüsterte jemand und brachte mich damit aus dem Konzept, sodass ich mich prompt verspielte.

"Entschuldigung. Ich wollte dich nicht erschrecken" Schritte kamen näher und mir stieg ein vertrauter Geruch in die Nase.

"Was machst du hier, Jason?" Ich strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und wandte mich ihm zu.

"Lily hat mich reingelassen"
"Okay" Leicht verwirrt rückte ich und machte ihm somit Platz.

"Du kannst verdammt gut spielen" sagte er und setzte sich neben mich.
"Danke. Aber ich habe es lange nicht mehr getan" Ich war so beschäftigt mit anderen Dingen gewesen, dass ich das total vergessen hatte.

"Trotzdem. Ich hatte als kleines Kind mal Klavierunterricht, aber ich hatte nicht die Geduld dazu" gestand er und brachte mich damit zum schmunzeln.

"Du spielst?" Fragte ich ungläubig und stellte mir gerade klein Jason vor, wie er vor einem Klavier saß und eifrig in die Tasten haute. Ein göttlicher Gedanke.

"Du glaubst mir nicht? Dann pass auf"
Ich wartete gespannt und als er anfing, bekam ich eine Gänsehaut.
Die Töne tief und so gefühlvoll gespielt, ich würde nicht glauben, dass da Jason sitzt, wenn ich ihn nicht neben mir spüren könnte.
"Wow" war alles was ich rausbrachte, als er endete.
"Sag ich doch" triumphierte er und lachte leicht.
"Warte, ich möchte etwas ausprobieren"

Noch ehe ich protestieren konnte, hob er mich hoch und schon im nächsten Moment saß ich auf seinem Schoß.
"Was soll das?" Fragte ich verwundert und klammerte mich am Hocker fest.
"Wirst sehen" Er nahm meine Hände und legte sie auf das Klavier.
"Spiel einfach" Sagte er leise und ich tat es.

Nach einer Weile stieg er mit ein, in einer tieferen Tonlage als meiner. Es hörte sich wundervoll an.
Ich weiß nicht, wie lange wir da so saßen, aber als wir aufhörten, kam es mir viel zu kurz vor.

"Das war ..." "... Wunderschön" beendete er meinen Satz. "Fand ich auch"
Ich errötete aus unerfindlichen Gründen und versuchte irgendwie von seinem Schoß runterzukommen.
"Warte, ich helf dir" Jason umfasste sanft meine Taille und rutschte unter mir weg, sodass ich mich ordentlich hinsetzen konnte.
"Danke"

Ein unbehagliches Schweigen machte sich breit und ich versuchte ein normales Gespräch in Gange zu bringen.
"Warum bist du eigentlich hergekommen?"
"Äh... Ich wollte dich sehen" meinte er und ich lächelte leicht.
"Okay"
"Ich hab gehört, dass du vorhin beim Arzt warst. Irgendwelche guten Neuigkeiten?"
"Na ja, wie mans nimmt. Da sind ja Nerven in meinem Gehirn blockiert und der Arzt meinte, dass sich das gebessert hätte. Wenn ich Glück hab, kann ich in einem Jahr wieder sehen"
Ich zuckte mit den Schultern und setzte einen gleichgültigen Gesichtsausdruck auf.

"In einem Jahr? Das ist noch total lange"
"Ich weiß, aber man kann da nichts machen"
"Und was ist mit Operationen oder sowas?"
"Nichts. Ich hab's geerbt und werde es auch weitervererben"
"Oh"

Ich nickte und stand auf.
In meiner Schublade kramte ich ein bisschen, bis ich die Schokolade gefunden hatte.

"Auch was?" Bot ich an und versuchte die Verpackung zu öffnen.
"Klar. Gib her, ich mach das" Jason nahm mir die Tafel ab und ich setzte mich auf mein Bett.

"Mund auf" Meinte er selbstgefällig.
"Haha-" In dem ich beim Sprechen den Mund geöffnet hatte, schob er mir ein Stückchen Schokolade zwischen die Zähne und lachte.
"Wie lustig" wehrte ich mich, als ich fertig gekaut hatte.
"Find ich schon"
"Ach ne"
Dann hörte ich ein lautes quietschen und spürte wie sich die Matratze hinter senkte.

"Was machst du da?"
"Ich hab mich nur hingelegt"
"Aha"
Ich dreht mich um und setzte mich im Schneidersitz vor ihn.
"Du, Amber, kann ich dich was fragen?"
"Klar doch"

"Ähm... Würdest... Würdest du.. Mit mir..."
"Mit dir was, Jason?"
Ich hörte ihn einmal tief durchatmen, ehe er antwortete. "Würdest du mit mir an Samstag auf den Ball gehen?"

Shit. Darauf war ich ganz und gar nicht vorbereitet gewesen.
"Äh... Ich würde schon gerne, aber... Ich kann nicht. Ich geh schon mit jemand anderem hin"
Stammelte ich und pulte nervös an meinen Fingernägeln.
"Oh, und mit wem?" Er klang verletzt. Sehr sogar.
"Damon" Flüsterte ich und erwartete einen Wutausbruch.
"Klar, du kennst ihn länger als mich.
Du magst ihn lieber, das versteh ich. Schon okay" Das hörte sich an, als würde ich einen kleinen Welpen treten.

"Nein! Das ist es nicht. Damon ... Hat nur früher gefragt" redete ich mich raus und fing an an den losen Fäden meines Tops fummeln.
"Na dann" Sagte er leise. Ich kannte Jason gar nicht traurig. Nicht so. 'Klasse gemacht, du Depp!' Schrie ich mich innerlich an.

"Jason, ich kann ja auch mit dir tanzen. Ich wette Damon hat nichts dagegen, wenn ich für einen Tanz bei dir bin"
Und wie er was dagegen haben würde.
"Wirklich?"
"Ja, wirklich"
"Danke" Er war erleichtert, genauso wie ich.

"ESSEN!" Kreischte plötzlich Lily von unten und ich musste lachen.
"Willst du mit essen?" Fragte ich, während ich aufstand.
"Gern"
Zusammen 'gingen' wir nach unten, wobei ich eher rutschte.
"Jason isst mit"
Erklärte ich, als wir in der Küche angelangt waren.
"Hab ich mir schon gedacht. Es gibt Pizza. Selbst bestellt"
Prahlte Lily und ich setzte mich an den Tisch.
"Oha" machte Jason und ich merkte, wie er sich neben mich setzte.
"Margherita oder Salami?" Lily stellte etwas ab und füllte etwas in mein Glas.

"Salami, bitte"
"Wow, du kannst ja sogar höflich sein. Hätte ich nicht gedacht" Es schwang noch immer ein leicht saurer Unterton mit, aber sie bemühte sich nicht allzu wütend zu sein.
"Ich kann noch vieles mehr"
Ich wusste, dass er breit grinste und ich trat ihm gegens Bein.
"Aua!" Bescherte er sich. "Was soll das?"
"Denk an unsere Abmachung" mahnte ich ihn und schneidete meine Pizza klein.
"Sorry" murmelte er.
"Okayyyy" kommentierte Lily.
Es dauerte nicht lange, bis wir aufgegessen hatten und Jason ging.

"Und, was habt ihr beiden so schönes da oben gemacht?" Fragte Lily, während ich ihr beim Abwasch half.
"Mhm... Jason hat mit mir Klavier gespielt, danach haben wir geredet" "Und mehr nicht?"
"Weiß nicht, aber ich steck richtig tief in der scheiße, Lily"

{Rechtschreibfehler sind dabei}

Hoffentlich gefällt es euch. Würde mich freuen, wenn ihr Verbesserungsvorschläge hättet. Ein Sternchen wäre auch nett. c:

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