Wie so oft verbrachte ich den Rest des Tages in meinem Bett.
Ich war auf Depritage vorbereitet und hatte einige Schokoladen in der Nachttischschublade gebunkert.
Ich tastete nach den Griff und schnappte mir die erstbeste Tafel.
Meine Augen waren wund geweint und juckten.
Die Tränen waren versiegt und getrocknet, dennoch hatte ich ihren salzigen Geschmack im Mund.
Die zarte Süßigkeit vertrieb ihn und machte einem nussigen Platz.
Genüsslich aß ich alles auf und fühlte mich sofort besser.
Mein neben mir liegendes Handy gab einen klingenden Ton von sich und eine Frauenstimme verkündete monoton: "Sie haben 1 neue SMS" Ein Piepen ertönte.
"Hey Amber, sorry, dass ich heute nicht kommen konnte, hatte totalen Schnupfen. Aber jetzt gehts mir schon besser. Ich komm nachher mal vorbei, wenn das okay ist.
Liebe dich, Lily" Ich lächelte und nahm mein altes Tastenhandy in die Hand.
Ich drückte den einzigen Knopf den es gab und es piepte wieder.
"SMS an Lily" sagte ich und wartete kurz ab, bis ich mit meiner Nachricht begann.
"Hey, ist schon okay. Kannst gerne kommen. Freu mich schon.
Amber" Sie wurde verschickt und ich überlegte mir was ich jetzt machen wollte.
Auf Klavierspielen hatte ich komischerweise keine Lust und im Radio lief auch nur Schrott.
Ich seufzte und ging langsam rüber zu meinem Schreibtisch. Mittlerweile kannte ich mein Zimmer so in und auswendig, dass ich, wenn ich sehen könnte, mich mit geschlossenen Augen zurechtfinden könnte.
Neben meinem Laptop lag unter ein paar Papieren mein Ziel. Ein Buch.
Ich setzte mich in meinem Sessel, in dem ich früher immer gelesen hatte und schlug es auf.
Meine Mum hatte es mir gekauft und gesagt 'vielleicht ist das ja was für dich'. Ich hatte es nie angerührt.
Anscheinend war ich jetzt sogar schon so verzweifelt, dass ich Ratschläge von meiner Mutter annahm.
Es war in Blindenschrift geschrieben und natürlich konnte ich sie lesen und schreiben, aber ich hatte mir nie die Mühe gemacht mein altes Hobby wieder aufzunehmen.
Die ersten paar Seiten waren okay, nicht allzu vielversprechend, aber dennoch interessant.
Es ging um einen Jungen, dessen Freundin verschwunden war und er sich auf die Suche nach ihr machte.
Das Buch war nicht sonderlich dick, vielleicht zwei- bis dreihundert Seiten.
Ich hatte es in kürzester Zeit verschlungen und legte es gerade wieder zur Seite, als ich die Türklingel hörte.
Erfreut darüber, dass ich endlich Gesellschaft bekommen würde, stand ich auf und strich mein Bett glatt.
In Zukunft würde ich mehr lesen.
