Die Fahrt war nicht so unangenehm wie gedacht.
Jason unterhielt sich mit mir wie ein kleines zivilisierter Mensch, obwohl die Gespräche mit ihm bisher alles andere als zivil waren.
"Wie kommt es, dass deine Augen normal aussehen. Ich meine, du siehst die Leute normal an und ich wäre beim besten Willen nicht darauf gekommen, dass du blind bist." Jason hatte mir viele Fragen gestellt und es war, als würde er sich wirklich für mich und mein Leben interessieren. Als ob.
"Ich weiß es nicht. Ich höre halt alles viel deutlicher und wenn ich mit jemandem rede, dann sehe ich halt dort hin, wo die Stimme ist."
"Okay. Und was ist mit lesen und schreiben. Oder Handy." Er trommelte mit seinen Fingern auf das Lenkrad und schien zu warten, dass es weiterging, denn er hatte erzählt, dass Stau wäre. Na klasse.
"Ich lese und schreibe in Blindenschrift. Und mit meinem Handy kann ich sozusagen sprechen. Es sagt mir, wenn ich eine Nachricht bekommen habe und ich sage was wem ich etwas senden möchte." Den meisten Leuten, denen ich das erklärte, musste ich es mehrmals erläutern, denn sie verstanden es nicht. Jason hingegen nahm alles mit einer Selbstverständlichkeit und Gelassenheit auf, dass ich mich fühlte, als würde ich mit einem Freund reden. "Also könnte ich dich zum Beispiel anrufen, wenn ich deine Nummer hätte und dein Handy würde dir sagen, dass ich es bin?" Ich wusste, dass er darauf anspielte, ihm meine Nummer zu geben.
"Ja, vorausgesetzt, dass du meine und ich deine Nummer hab, sonst würde mein Handy sie nicht erkennen."
"Und, kann ich?"
"Was kannst du?"
"Deine Nummer haben." Ich merkte sein Lächeln und diesmal hatte ich kein komisches Gefühl, sondern ich spürte seine Aufrichtigkeit. Er wollte wirklich nett sein.
"Ähm, klar." Ich errötete leicht und rasselte die Zahlenfolge runter. Ich hatte sie irgendwann auswendig gelernt.
"Danke."
Wir fuhren eine Weile, ohne zu reden, bis ich etwas aussprach, dass mir schon die ganze Fahrt auf der Zunge lag.
"Wie war das eigentlich damals mit Lily?" Ich wandte mich zu ihm und war gespannt auf die Antwort.
"Das war nichts besonderes. Wir hatten nur ein Date und nachdem wir gevögelt hatten, war Schluss." Da war er wieder. Der gute alte Jason. Wie ich ihn verabscheute.
"Weißt du Jason, ich dachte echt, dass du in Wirklichkeit anders bist als in der Schule. Nicht so ein Arsch. Und ich hatte recht. Du bist anders. Kein Arsch, sondern ein riesiges Arschloch. Lily war in dich verliebt und du hast sie einfach ausgenutzt und gedemütigt. Ich bereue es echt dich kennengelernt zu haben." Er hatte es verdient. Nein, eigentlich hatte er mehr verdient, aber dazu war ich nicht in der Lage, sonst hätte ich noch vor Wut geweint.
"Man, November, es tut mir leid. Ich wollte das nicht so sagen, okay? Es tut mir wirklich leid, das mit Lily. Bitte sei nicht sauer." Er sprach es so aus, als würden wir uns schon ewig kennen und ich dabei war eine jahrelange Freundschaft zu beenden.
"Halt an, Jason." Bat ich mit zusammengebissenen Zähnen.
"Amber, bitte..." Ich merkte trotz seines Widerspruchs wie er den Wagen verlangsamte.
Ich schnallte mich ab, sprang aus dem Auto und verabschiedete mich mit einem "Fahr zur Hölle". Dann knallte ich die Beifahrertür zu und stolzierte los, ohne etwas zu sehen.
Ich hörte wie sich das Auto entfernte und blieb stehen.
Die Tränen liefen sacht über meine Wangen und ein kalter Wind verpasste mir Gänsehaut.
Ich war allein, im nirgendwo und konnte rein gar nichts sehen.
Ich dachte, dass es nicht noch schlimmer werden könnte, aber ich war ja noch lange nicht zu Hause.{Rechtschreibfehler sind dabei}
Hoffentlich gefällt euch mein Kappi; ich weiß, nicht so spannend. Mein Nächstes Kapitel kommt wahrscheinlich erst am Mittwoch, weil ich zurzeit echt keine Ideen habe. Wäre nett wenn ihr Voten oder kommentieren würdet. Danke im Voraus.