What We Could Be

2.

Um ein Haar wäre die Klassenfahrt dieses Jahr ausgefallen. Doch irgendwie konnten meine Mitschüler unsere Klassenlehrerin dann doch noch überreden. Also sitzen wir jetzt im Bus und sind auf dem Weg zu irgendeinem Bauernhof irgendwo im nirgendwo.
Sophie sitzt neben mir auf der Gangseite und schaut schon die ganze Zeit auf ihr Handy. Durch meine Kopfhörer läuft Musik, doch als sich Maureen zu uns umdreht, um etwas zu fragen, nehme ich einen Stöpsel aus dem Ohr.
Maureen saß das ganze Schuljahr über neben Minna und ist eigentlich auch ziemlich nett.
"Ja?", frage ich und zeige ihr damit, dass ich zuhöre.
"Wisst ihr, was Frau Müller zu den Zimmern gesagt hat?"
Ich schüttele den Kopf, selbst wenn unsere Klassenleiterin was gesagt hätte, hätte ich es eh schon wieder längst vergessen.
Sophie hat nun auch ihre Ohrstöpsel aus dem Ohr genommen und sagt: "Ja, sie meinte, wir sollen es uns schon mal überlegen. Aber aufgeteilt wird dann dort."
Maureen nickt: "Also...wäre es für euch okay...wenn...wenn wir zu viert ein Zimmer nehmen? Weil die anderen...naja...ihr wisst schon."
Und ob ich es weiß. Der Rest der Klasse tut insgesamt auf beste Freunde und irgendwie sind wir vier ohne Grund ausgeschlossen worden. Naja...und zwei andere, aber die beiden sind wirklich komisch.
Sophie nickt: "Also ich hätte kein Problem damit."
"Womit?", fragt Minna und dreht sich zu uns um.
Hat sie nichts von dem Gespräch mitbekommen?
Ich bin von Minnas Augen so fasziniert, dass ich erst nicht merke, wie Maureen mich fragend ansieht.
Mit Minna ein Zimmer teilen?
Ich bin dabei!
"Ja klar, kein Problem."
Ich lächle und Maureen nickt und dreht sich wieder auf ihren Sitz um.
"Wie lange fahren wir eigentlich noch?", frage ich an Sophie gewendet, die nur mit den Schultern zuckt.
"Ich denk, dass es nicht mehr lange sein kann."
Ich nicke, starte meine Musik wieder und schalte ab.

Irgendwann kommen wir an und während Minna und Maureen noch ihre Taschen aus dem Gepäckraum des Busses holen, stehen Sophie und ich schon am Rande und betrachten skeptisch die Gegend. Wir sind hier irgendwo in der Pampa angekommen und ich habe auch noch weiße Schuhe an.
"Also. Sind alle da? Bewegt euch mal bitte nicht, ich zähle schnell durch", meint unsere Klassenlehrerin und beginnt zu zählen.
"Gut dann...bitte alle mir hinterher."
Sie ist ein Monster! Ich hoffe, dass sie sich in den kommenden Tagen etwas entspannt, denn mit dieser Furie, die sie in der Schule ist, will ich eigentlich nicht meine Freizeit verbringen.
Als wir vor dem Bauernhaus, oder was das ist, stehen bleiben fragt sie, wie wir uns das mit der Zimmeraufteilung gedacht haben und bittet uns, uns in Grüppchen zusammenzustellen.
"Also wir haben genau fünf vierer Zimmer und vier zweier Zimmer."
Minna, Maureen, Sophie und ich stellen uns zusammen und erst jetzt fällt mir Minnas Outfit auf. In der Sonne, die durch die Baumkronen scheint, strahlt sie in ihrem schlichten, weißen Top, dem Karo Hemd und den Hotpants.
Doch als ich merke, dass ich sie schon wieder anstarre, richte ich meinen Blick schnell wieder auf unsere Lehrerin.
Irgendwann bekommt jede Gruppe einen Schlüssel zu einem Zimmer und wir machen uns schon auf den Weg.

Die Treppe des alten Bauernhauses knarzt, als wir hinaufsteigen und fast stoße ich meinen Kopf an der Decke, also bücke ich mich leicht nach vorne, als wir den niedlichen kleinen Raum betreten. Zum Glück ist dieser nicht so altmodisch wie der Flur. Ganz schlicht, so ein typischer Raum in Jugendherbergen eben. Zwei Doppelstockbetten, ein Tisch, vier Stühle, zwei Schränke und zwei Fenster.
Sophie geht sofort auf das untere Bett des einen Doppelstockbetts zu und lässt sich nieder.
"Jetzt soll ich dort hochklettern?", fragt Minna skeptisch, beginnt aber sofort zu lachen und ich erwische mich schon wieder dabei, wie ich sie beobachte.
Maureen erklärt, dass sie in der Nacht immer mal auf die Toilette muss und entscheidet sich für das andere untere Bett, gegenüber von Sophie.
Also klettere ich auf das andere Hochbett und mache es mir gemütlich.