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Am nächsten Morgen wache ich mit Rückenschmerzen, aber auch einem Lächeln im Gesicht auf. Minna und ich haben in der Nacht zusammen gechattet. In meinem Bauch beginnt es zu kribbeln und mein Herz fängt an, schneller zu schlagen.
Die Tür geht auf und Maureen betritt das Zimmer.
"Leute! Mensch, seid ihr auch endlich mal wach? Es gibt nicht mehr lange Frühstück!"
Hinter ihr kommt Sophie zum Vorschein und hält ihre Waschtasche in der Hand.
"Also ich war schon vor euch dreien essen", sagt sie und setzt sich an den Tisch am Fenster, um sich zu schminken.
Murrend stehen Minna und ich auf und machen uns auf den Weg ins Bad.

Eine Viertelstunde später sitzen wir gemeinsam an einem der vielen Tische im Speisesaal und haben unser Frühstück vor uns stehen. Ich habe mir Jogurt mit Cornflakes geholt und Minna Brötchen mit Marmelade.
Wir essen schweigend, bis ich bemerke, dass sie sich was von dem roten Gelee an die Wange geschmiert hat.
"Du hast da...äh...", ich deute mit meinem Finger auf meine Wange, um ihr deutlich zu machen wo. Erst sieht Minna mich fragend an, doch dann kapiert sie und wischt sich mit der Serviette den Klecks Marmelade aus dem Gesicht.
Verlegen lacht sie mich an, als sie das Stück Papier zur Seite legt.

"Machen wir heute eigentlich was Besonderes?", fragt Minna und ich muss überlegen, was Frau Müller gesagt hat.
"Ich glaube wir wollten heute eine Wanderung durch den Wald machen. Nur die, die wollen. Die anderen können hier bleiben oder in den nächsten Ort laufen."
So war das doch, oder?
"Okay, willst du mitgehen?", fragt Minna und ich nicke.
"Auf jeden Fall, ich kann hier nicht den ganzen Tag rumsitzen. Das ist zu langweilig."
"Wirklich?", Minna sieht mich skeptisch an und ich nicke wieder.

Da kommt auch schon Frau Müller in den nun fast leeren Raum, um zu erklären, dass die Wanderung in einer Stunde startet.
Nur noch zwei, drei Tische sind besetzt, inklusive unserem. An den anderen sitzen die Jungs und sind mal wieder viel zu laut. Ich frage mich, wie ich je denken konnte, dass ich auf Jungs stehe.
Auch Minna sieht genervt von Christian und den anderen aus. Sandro spricht generell sehr laut und zieht somit meistens die gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
In einem Moment der Unaufmerksamkeit, stolpert Pit, der gerade von Egon gejagt wird und hält sich an Minnas Stuhl fest, welcher durch die Aktion gefährlich wackelt. Dies führt dazu, dass Minna ihr Marmeladenbrot aus der Hand und direkt auf ihren weißen Pullover fällt.
Sie bleibt still, aber in ihren Augen sehe ich die Begriffe, die sie den Jungs am liebsten ins Gesicht schleudern würde.

Wir gehen gemeinsam zurück zu unserem Zimmer und ich ringe mit mir, ob ich sie fragen soll, was mir auf der Zunge liegt. Ach, was soll's...
"Hast du Ersatzsachen dabei?"
"Naja...ich hätte noch ein Top, aber heute ist es verdammt kalt."
Da hat sie recht, ich habe mir vorhin schon meinen Lieblingshoodie drübergezogen.
"Wenn du...wenn du willst da, da könnte ich dir einen Pulli geben...ich habe zwei."
Lächelnd sehe ich zu ihr rüber und sie nickt. Minna und ich könnten ungefähr die gleiche Größe haben.
Im Zimmer angekommen sind weder Maureen noch Sophie da. Was machen die bloß die ganze Zeit? Naja, vielleicht sitzt Sophie an einem Ort wo man besseres Netz hat und telefoniert wieder mit ihrem Freund. Bei Maureen habe ich echt keine Ahnung.
"Hier bitte", ich reiche Minna den roten Pulli, den ich zum Glück eingesteckt habe und sie lächelt mich dankend an.
Da er bauchfrei ist, zieht sie ihr Shirt drunter und ich muss schlucken, als sie da steht...in meinem Hoodie und mich vorsichtig lächelnd ansieht.
"Sieht super aus", sage ich lachend und hebe beide Daumen in die Luft. Das Rot steht ihr wirklich ausgezeichnet und ich muss mich zusammenreißen, um sie nicht durchgehend anzustarren.

"Was habt ihr denn die ganze Zeit gemacht? Wir haben ewig auf euch gewartet", Maureen kommt mit einem Handtuch auf dem Kopf ins Zimmer, dicht gefolgt von Sophie.
"Ja, hat ein bisschen länger gedauert", sage ich und frage gleich darauf, ob Sophie und sie Lust hätten, mit auf die Wanderung zu kommen.
Sophie schüttelt den Kopf: "Sorry, aber ich bin so gar nicht der Naturtyp. Außerdem wollte ich dann mit meinem Freund telefonieren."
"Okay und du?", frage ich Maureen, die zu überlegen scheint.
"Bin mir noch nicht sicher. Mal sehen", sie zuckt mit den Schultern und Minna und ich nicken.
"Was ist mit dir?", Maureens Frage ist an Minna gerichtet und diese zuckt mit den Schultern.
"Ich komme mit. Ich kann Ally doch nicht allein lassen, wenn du dich doch anders entscheiden würdest", sagt sie an Maureen gerichtet und mein Herz beginnt wieder schneller zu schlagen.
Dankend lächele ich ihr zu, doch Minna wendet schnell den Blick von mir ab.

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