19.

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Nach dem das Frühstück aufgegessen ist, lehnt sich Minna einfach wieder an das Bettende und ich stelle das Tablett mit den Sachen auf meinen Schreibtisch. Als ich wieder unter die Decke schlüpfe, sehe ich Minna lächeln.
"Was ist?", frage ich und bemerke, wie meine Mundwinkel sich auch nach oben bewegen.
"Ich...naja...", sie rümpft die Nase und ich spüre mein Herz gegen meine Brust schlagen.
Ich sehe Minna abwartend an und bemerke, wie sie tief Luft holt.
"Ich...ich hab dir gesagt, dass ich nachgedacht habe..."
Ich nicke. Ja, das hatte sie gestern erwähnt.
"Äh...und über was jetzt nochmal genau?", frage ich und halte die Luft an, so angespannt bin ich.
"Über...über uns...", sie deutet mit dem Zeigefinger zwischen uns hin und her und ich ziehe die Augenbrauen in die Höhe.
"Äh...okay?", frage ich und weiß echt nicht, was jetzt kommt.
Minna räuspert sich und sieht mir dann tief in die Augen.
"Der...der Kuss...", sie macht eine Pause und ich nicke.
"Was ist damit?", frage ich erstickt und staune, dass ich überhaupt ein Wort rausbekommen habe.
"...der hat was verändert...also...hier drinnen", sie hält sich die Hand auf ihre Brust, da, wo ihr Herz sitzt und ich kann nur nicken.
"Ich...ich habe nie daran gedacht, mich irgendwann mal in ein Mädchen zu verlieben", Minna macht eine Pause.
"...aber du...du bist so anders als alle anderen und ich beginne, mir Gedanken darüber zu machen", gesteht sie und ich nicke.
Jetzt ist sie an dem Punkt, an dem ich schon vor knapp einem Jahr war. Der Moment, an dem man feststellt, dass diese eine Person alles verändert.
"Okay", sage ich nur und sehe sie weiterhin an.
"Ich wollte dir sagen, dass...", wieder macht sie eine Pause und ich muss wissen, was sie sagen will, also hake ich nach.
"Was willst du mir sagen?", ich klinge, als wären ihre nächsten Wort soo wichtig für mich.
"Du...du lässt mich Dinge fühlen, die ich vorher noch nie gefühlt habe. Schon vor dem Kuss mochte ich dich. Du warst mir sympathisch...bist es natürlich immer noch. Wir...ich...ich denke, dass zwischen uns eine Verbindung besteht. Wir sind uns ähnlicher, als wir denken und das...das macht mir...Angst", ihre letzten Worte kommen leise über ihre zitternden Lippen und ich spüre eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.
"Wieso?", frage ich flüsternd und sie zuckt mit den Schultern.
"Ich habe schon immer davon geträumt, irgendwann mal zu heiraten...einen Mann, Kinder zu haben und all das und dann...dann stelle ich fest, dass ich auch auf Mädchen stehe, dass ist merkwürdig", sie zuckt mit den Schultern und ich muss lächeln.
"Heutzutage geht so viel. Gleichgeschlechtliche Paare können heiraten und Kinder adoptieren...es ist so viel möglich...", sage ich und sehe, wie Minna die Stirn runzelt.
"Das ist was anderes", eine kurze Pause, "außerdem habe ich...habe ich Angst vor der Reaktion meiner Eltern."
Bei der Antwort zieht sich mein Herz zusammen.
Die Baustelle existiert ja bei mir auch noch.
"Die werden es verstehen", sage ich...vielleicht auch mehr zu mir als zu Minna. Diese zuckt aber nur mit den Schultern: "Mal sehen. Ich werde es ihnen vorerst nicht erzählen...irgendwann vielleicht...aber nicht in absehbarer Zeit."
Ich nicke: "Die Zeit wird kommen."
Dann schweigen wir und es ist, als könnte ich sehen, was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich geht, als ich sie betrachte. Minnas Augen sind leicht geweitet und ich spüre einen Frieden in mir, wie schon lange nicht mehr.

Nach dem wir eine Weile einfach so nebeneinander auf dem Bett gelegen haben und über alles Mögliche gequatscht haben, höre ich jemanden durch das Treppenhaus nach oben kommen.
Schnell setze ich gerade hin und warte auf das Klopfen an meiner Tür. Zuerst hört man die Wohnungstür und dann das Knarzen der Dielen im Flur.
Es klopft und ich rufe: "Ja?"
Meine Mom betritt den Raum sieht mich erstaunt an: "Äh..."
Sie runzelt die Stirn und ich sehe Minna neben mir das Gesicht verziehen.
"Hallo", sagt sie schüchtern und lächelt dann doch meine Mutter an.
"Hallo. Äh...du musst Minna sein, richtig?", fragt meine Mom und das Mädchen neben mir auf dem Bett nickt.
"Jap."
"Ich bin Amanda, Allys Mutter."
Sie lächelt Minna zu, die nur nickt.
"Willst du mit uns in einer Stunde Mittag essen?", fragt meine Mom, eben die perfekte Gastgeberin.
Die schwarzhaarige Schönheit neben mir zuckt mit den Schulter: "Wenn es keine Umstände für Sie macht."
"Aber nicht doch. Gäste sind bei uns immer willkommen", meine Mutter lächelt und ahnt nicht im geringsten, was ich für Minna empfinde.
"Danke", sagt diese, doch meine Mom lächelt und hebt die Hand abwinkend.
"Wir essen gegen halb eins. Kommt ihr dann einfach runter, ja?", fragt sie und Minna und ich nicken gleichzeitig.

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