What We Could Be

11.

Das neue Schuljahr hat begonnen und ich finde es fast lustig, dass meine Klasse genauso dasitzt, wie im letzten.
Ich lasse mich auf meinem Platz in der letzten Bankreihe nieder und sehe mich im Raum um.
Nur die Jungs, Caroline und Victoria sind schon da.
Als sich die Tür ein weiteres Mal öffnet, sehe ich von meinem Handy auf. Sophie kommt auf unsere Bank zu und ist vollkommen auf das Smartphone in ihren Händen fixiert.
"Hey", sage ich und sie lächelt mich an.
"Na...lange nicht gesehen."
Nachdem sie ihre Sachen ausgepackt hat, beginnen wir von unseren Ferien zu erzählen. In der ersten Woche hatten wir noch miteinander geschrieben, weil wir beide verreist waren und gegenseitig wissen wollten, was bei der anderen so abgeht, aber dann ist bei keinem mehr so richtig was passiert.

"Ally? Hörst du mir überhaupt zu?", fragt Sophie und ich reiße meinen Blick von Minna, die gerade den Raum betreten hat.
"Äh...ja klar", ich sehe wieder zu meiner Banknachbarin, die mich skeptisch betrachtet.
Doch dann beginnt sie, weiter von ihren Ferien zu erzählen. Ich gebe mir wirklich Mühe, zuzuhören, doch in Gedanken bin ich bei Minna...
Ich sehe, wie sie ihre Sachen auspackt und mit Maureen redet. Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als ich an unsere Klassenfahrt denke. Erst jetzt wird mir bewusst, wie schwer mir die letzten sechs Wochen gefallen sind.
Ja...okay...es war toll, mal keine Schule zu haben, aber um ehrlich zu sein...ich habe das dunkelhaarige Mädchen schon ziemlich vermisst.
Genau in dem Moment, in dem ich anfange zu lächeln, dreht sie sich um und sieht mir genau in die Augen. Ich erstarre und beginne erst zu lächeln, als sich ihre Mundwinkel nach oben bewegen. Schüchtern winkt sie mir zu und ich winke natürlich zurück.
Leider bleibt uns nicht mehr viel Zeit, denn genau fünf Sekunden später betritt unsere Klassenlehrerin den Raum und sieht sich um, so, als wolle sie überprüfen, ob auch wirklich alle anwesend sind.
Hermine sitzt natürlich wieder in der ersten Reihe und beginnt sofort ein Gespräch mit unserer Lehrerin. So eine Schleimerin...ich könnte kotzen.
"Und freust du dich auch schon auf dieses Schuljahr?", fragt Sophie und ich drehe mich zu ihr, dann nicke ich energisch und sage so sarkastisch wie möglich: "Natürlich. Die letzten sechs Wochen waren wie Folter für mich. Ich wusste gar nicht, was ich mit der ganze freien Zeit anfangen sollte."
Meine Sitznachbarin beginnt zu lachen, dann zuckt sie mit den Schultern: "Naja...wird schon gehen..."
Sie muss es ja wissen, sie wiederholt ja schließlich...

Als sich Frau Müller räuspert, richten sich alle Blicke auf sie und ich bete zu allen Göttern des Universums, dass sie sich keine neue Sitzordnung ausgedacht hat und falls doch, dass ich nicht nach vorne muss.

"Also, meine Damen und Herren. Ich hatte Ihnen ja schon letztes Jahr immer mal wieder damit gedroht, Sie umzusetzen..."
Und da ist es.
"In den Ferien hatte ich genügend Zeit, um darüber nachzudenken. Erst wollte ich Ihnen die Möglichkeit geben, sich dieses Jahr klüger zu entscheiden, doch Sie sind ja furchtbar unkreativ wie es aussieht."
Man hört Hermine und Pauline in der ersten Reihe kichern und ich verdrehe die Augen.
Dann klickt Frau Müller kurz auf dem Computer rum, schaltet den Beamer an und legt ihr Blatt Papier unter diese Linse, die das an die Tafel projiziert.
Als ich sehe, dass sich an meiner Position nichts verändert, atme ich erleichtert auf und auch Sophie neben mir, muss sich nicht woanders hinsetzen.
"Glück gehabt", flüstere ich ihr zu und sie nickt.
Neben mir höre ich Caro und Vicky stöhnen und ihr Zeug zusammenpacken, ehe sie aufstehen und den Gang entlang gehen.
Frau Müller hat die beiden gleich in die erste Reihe zu Hermine und Pauline gesetzt und ich muss schmunzeln. Hermine und Caroline verstehen sich sowieso super gut, also warum nicht.
Im nächsten Moment, setzt mein Herz aus, als ich bemerke, dass sich jemand neben mich gesetzt hat. Erst sehe ich auf die Tafel und hoffe, dass es nicht einer der Jungs ist.
Dann sehe ich ihren Namen neben meinem und ich muss schlucken. Als ich nach links sehe, hat sich Minna schon auf den Stuhl gesetzt und tippt kurz auf ihrem Handy rum.
Ich atme tief durch. Oh Mann...ich muss unbedingt mit jemandem darüber sprechen.