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Es ist Samstag, zwei Wochen nach dem ersten Schultag und ich bin furchtbar nervös. Da wir nächste Woche eine Arbeit in Wirtschaft schreiben, habe ich Sophie, Maureen und Minna gefragt, ob wir uns zum Lernen treffen wollen. Keiner der drei hat irgendwie Zeit. Beziehungsweise wohnen wir zu weit auseinander, um das wir uns an einem zentralen Punkt treffen könnten.
Ich will schon fast aufgeben und mich in unseren Garten setzen, da kommt eine Nachricht von Minna:
Ich fände es cool, wenn wir zusammen lernen würden. Nur leider komme ich heute nicht mehr aus der Stadt raus...
Na toll...ich meine...ich hätte kein Problem damit, zu ihr zu fahren.
"Was ist?", fragt meine Mutter, die neben mir sitzt und gerade ein Buch liest.
Ich erkläre ihr die Situation und sie verdreht die Augen.
"Ally, was hindert dich daran, zu ihr zu fahren?"
Erst verstehe ich die Frage nicht, dann zucke ich mit den Schultern: "Fährt überhaupt ein Bus oder so?"
"Das weiß ich doch nicht", sagt meine Mom flappig und ich verdrehe die Augen. "Du hast doch Zugang zum Internet. Wieso schaust du nicht einfach da nach?"
Es ist eindeutig, dass meine Mom mich für heute los haben will und so öffne ich den Internetbrowser auf meinem Handy.
Ich google, ob ein Bus oder so fährt und die passende Uhrzeit. Als ich eine passende Verbindung gefunden habe, schreibe ich Minna:
Okay, kein Problem. Wenn du mir sagst, wo, dann können wir uns auch bei dir treffen.
Minna schreibt, hört aber kurz darauf wieder auf. Was sie wohl gerade denkt?
Kurze Zeit später kommt ein okay und eine Adresse, an der sie sich mit mir treffen will. Vierzehn Uhr! Mist...da muss ich mich beeilen, um den Bus um 12:35 Uhr noch zu erwischen.
Schnell sage ich meinen Eltern Bescheid, die natürlich damit einverstanden sind und schon mache ich mich auf den Weg ins Bad.

Während ich auf dem Sitz im vorderen Teil des Busses sitze, Musik höre und die Landschaft beobachte, überlege ich, wie ich zu unserem Treffpunkt an der Kirche komme.
Ich war zwar schon sehr oft da, aber immer nur mit meiner Mom. Sie kennt sich in der Stadt aus, da sie dort aufgewachsen ist und somit überlasse ich es meist ihr, den richtigen Weg zu finden. Heute bin ich auf mich allein gestellt und habe keine Ahnung, wo ich lang muss. Zum Glück gibt es ja Google Maps.

Der Bus hält an und ich steige aus. Als ich an die frische Luft trete, sehe ich mich erstmal um. Na toll...hier war ich ja noch nie! Auf einem Straßenschild entdecke ich das Wort Zentrum und beschließe, in diese Richtung zu gehen.
Dann laufe ich eine Straße hinunter und komme zu einem mir bekannten Platz, der zwar nicht das Zentrum ist, aber eine gute Orientierungshilfe. Von hier aus weiß ich zum Glück, in welche Richtung ich muss und biege in eine Seitenstraße ein.
Ich laufe an den vielen Geschäften vorbei, über den Markt und schließlich ein Stück am Fluss entlang.
Nach ungefähr zwanzig Minuten bin ich da, wo ich hinwollte.
Schon von weitem erkenne ich Minna, die auf einer Bank unter einem Baum sitzt.
"Hey", rufe ich und sie sieht auf. Ich bemerke das Lächeln, dass sich auf ihre Lippen schleicht und erwidere es freundlich.
Minna steht auf und nimmt ihren Rucksack auf die rechte Schulter, ehe sie mich fragend ansieht. Da ich denke, dass wir schon so weit sind, begrüße ich sie mit einer kurzen Umarmung. In diesem Moment versuche ich, so unauffällig wie möglich, ihren Duft einzuatmen...mmh...himmlisch.

Nach dem wir ein paar Minuten gelaufen sind, meint Minna: "Ich kenne da einen guten Platz. Ist nicht weit von hier..."
Sie fragt, ob wir dahin gehen wollen und ich stimme zu.
Wir laufen schweigend nebeneinander her und erreichen nach einer Weile sowas wie einen Mini-Park (er ist wirklich winzig) und lassen uns dort auf einer Bank nieder. Dieser Teil der Stadt ist etwas erhoben und man kann die Umgebung aus der perfekten Höhe betrachten.
Bevor ich auch nur an irgendwas denken kann, hole ich mein Handy raus und fotografiere den gigantischen Ausblick über die Stadt.
"Du machst echt ein Foto davon?", fragt Minna und deutet mit einer laschen Handbewegung auf die Häuser vor uns.
Ich nicke: "Ja. Ich liebe es zu fotografieren. Ich mache von allem Bilder und dieser Ausblick ist einfach nur toll...auch, wenn es bloß Häuser und der Fluss sind."
Sie nickt und wir lassen das Thema fallen.

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