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"Okay...und jetzt? Was bringt uns dieser Streit jetzt?", frage ich, während ich mich an die Heizung lehne und Sophie aufgebracht im Raum herumstreift.
Ich wusste, dass das Ding noch nicht durch ist und ich habe ein ganz schlechtes Gefühl dabei.
"Keine Ahnung. Aber ich hoffe, dass du einsiehst, dass das alles falsch ist."
Ich lache auf: "Natürlich ist es falsch", sage ich sarkastisch und sehe Sophie nicken.
"Bei dir ist doch alles falsch, was nicht annähernd an die perfekte Beziehung grenzt, die du hast."
"Was soll dieser Unterton? Meine Beziehung läuft super und ich wünschte, du könntest dir daran ein Beispiel nehmen."
"Ein Beispiel nehmen? Ein Beispiel nehmen? Wozu? Damit ich genauso eingeschränkt denken kann wie du? Nein danke."
"Nein...natürlich nicht. Aber um zu erkennen, was richtig ist und nicht diesen Mist hier abzuziehen."
"Du wiederholst dich..."
Sophie schnaubt und ich verdrehe die Augen.
"Es ist einfach nur peinlich. Wenn du denkst, dass Liebe so aussieht, dann muss ich dich leider enttäuschen, aber das tut sie nicht."
"Du hast keine Ahnung, was ich fühle...", murmele ich und wünschte, nie diese Diskussion angefangen zu haben.
"...was du fühlst, ha", ihr Lachen ist grässlich und ich bete zu allen Göttern, dass es gleich klingelt und die Gänge sich mit Schülern füllen, sodass wir nicht weiterreden müssen.
"Ja, ganz genau...was ich fühle. Warst du nicht immer die, die meinte, man solle man selbst sein, denn so sei man am schönsten? Ich erinnere mich, wie das mal sowas wie dein Motto war."
Sophie lacht: "Ja natürlich. Aber nicht so...das ist falsch."
"Du sagst immer nur, dass es falsch ist. Aber mehr kommt da nicht. Wie kommst du darauf, dass es falsch ist."
"Ist eben so. Es ging mehr als tausend Jahre so und auf einmal sind gefühlt siebzig Prozent der Bevölkerung schwul, lesbisch oder sonst was."
Ich muss lachen, da sie einfach komplett übertreibt.
"Es sind nicht mal zehn Prozent...aber schön, wie du dich mit dem Thema auskennst."
Auf einmal ist sie sprachlos, als wären ihr die Argumente ausgegangen.
"Schön, dass wir das geklärt hätten", sage ich sarkastisch und verlasse, ohne ein weiteres Wort, den Raum.

"Und?", fragt Minna, als ich wieder das Klassenzimmer betrete und ich schnaufe.
"Nichts zu machen."
Sie verzieht das Gesicht und ich bemerke, wie Maureen hinter ihr, mir aufmunternd zulächelt.
"Es wird immer solche Leute geben", sagt sie und ich nicke. Trotzdem tut es weh.
Als es still wird, bemerke ich die Blicke unserer Klassenkameraden, die sich immer wieder auf Minna und mich richten. Jedoch spüre ich bei ihnen nicht diese Abneigung, die bei Sophie die ganze Zeit zum Vorschein kommt. Es ist eher Interesse oder sowas, was sie aufsehen lässt.
"Hört auf so blöd zu gucken", sage ich an die anderen gewandt, die sich sofort alle wieder auf etwas anderes konzentrieren.
Minna legt ihre Hand auf meine Schultern und ich seufze.

What We Could BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt