13.

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"Also...auf geht's, würde ich mal sagen", meint Minna und holt ihren Hefter raus. Auch ich krame in meinem Rucksack nach den Unterlagen und lege die Blätter auf meinem Schoß ab.
Eine Windböe zieht an uns vorbei und ich bemerke, wie sie Minnas Haare wild durcheinanderwirbelt. Bei dem Anblick muss ich lächeln und ich spüre das Herz in meiner Brust immer stärker schlagen.
Ich sehe Minna dabei zu, wie sie redet, wie sich ihre Lippen dabei öffnen und wieder schließen. Wie ihre Nase sich kräuselt, wenn sie etwas nicht versteht und ich bemerke ihre angespannte Haltung. Schon die ganze Zeit wirkt sie etwas steif und ich will ihr schon sagen, sie soll sich mal locker machen, als ich bemerke, dass ich mich genauso verhalte.

Was machst du nur mit mir? frage ich und bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das laut ausgesprochen habe. Doch als Minna zu mir sieht und verlegen fragt: "Wie bitte? Ich habe nicht ganz verstanden, was du gesagt hast", weiß ich, dass ich es laut gesagt habe.
"Äh...ich..." Mist.
"Ich...äh...die Aufgabe macht mich einfach nur fertig." Ich lache verlegen und sehe auch das wunderschöne Mädchen neben mir schmunzeln.
"Also...hast du es verstanden?", fragt Minna mich, als ich noch immer ratlos in meinen Hefter starre und meine Aufzeichnungen mit dem, was ich im Internet herausgefunden habe, vergleiche. In der Aufgabe sind irgendwelche Rechnungen zu lösen und wenn ich wüsste, welche Formeln man dazu benutzt, dann könnte ich das vielleicht sogar hinbekommen.
"Eher nicht", sage ich also, um auf Minnas Frage zu antworten und blättere nochmal durch das Buch, welches Minna mir aber sofort abnimmt. Ihre Finger streifen dabei meine und mich überkommt ein wohliger Schauer. Sie blättert kurz, zeigt dann auf irgendeinen gelben Kasten und meint, da würde alles drinstehen.
Zusammen rechnen wir die Aufgaben durch und als wir fertig sind, sehe ich zu der dunkelhaarigen Schönheit neben mir.
"Dankeschön. Ohne dich hätte ich das nie geschafft", sage ich und sehe ihr direkt in die Augen.
"Kein Problem. Wenn du...wenn du nochmal Hilfe brauchst...dann...dann weißt du ja, wo du mich findest."
Ich nicke und erwidere immer noch ihren intensiven Blick.
Spürt sie es auch?
Keiner von uns macht Anstalten, sich weg zu bewegen und ich spüre mein Herz in meiner Brust sich fast tothämmern.

Minnas Augen sind so klar und ihre sinnlichen Lippen einen Spalt geöffnet. Das dunkle Haar fällt ihr locker auf die Schultern und ich würde es ihr gerne hinters Ohr streichen. Der Moment wäre einfach perfekt.
Jetzt oder nie!
Ich strecke also meine Hand aus und schiebe die dunkle Strähne zurück. Minna zuckt kurz zurück, lässt es aber zu. Ihr Haar ist so weich an meinen Fingern, dass ich das Gefühl sofort vermisse, als ich es loslasse.
Ich weiß nicht, ob ich zu weit gehe, als ich mit meinem Ringfinger vorsichtig an Minnas Wange entlangstreiche, doch als sie nichts dagegen unternimmt, nehme ich es als Einladung und nähere mich ihr langsam, ehe meine Lippen auf ihre treffen.
In mir entflammt etwas und ich glaube mein Herz explodiert, als ich sie auf so intime Weise berühre.
Der Kuss ist sanft und so kurz, dass ich glaube, es mir nur eingebildet zu haben. Doch als ich in Minnas Gesicht sehe, bin ich mir sicher, dass es real ist.

Ich räuspere mich: "Äh...sorry...
Das...das...das war nicht so geplant."
Ich stehe auf, doch Minna hält mich an meiner Hand zurück und ich bleibe ruckartig stehen. Ich drehe mich zu ihr und sehe sie unsicher lächeln.
"Das...das kam jetzt überraschend", stellt sie fest und ich versuche, mich nicht auf mein stark pochendes Herz zu konzentrieren. Ich zucke nur mit den Schultern und sage: "T-tut mir leid...vergessen wir es einfach."
Mann. Da traue ich mich einmal in meinem Leben was und dann geht es in die Hose...
"Ähm...", beginnt Minna und ich sehe, wie ein Lächeln ihre Lippen umspielt.
"Ally, du...du bist wirklich super und wir...wir verstehen uns ja auch mega gut."
Aber?
"Aber es...es liegt nicht an dir...ich...ich muss nachdenken. Tut mir leid."
Minna nimmt mich in den Arm, streicht kurz mit ihrer Hand an meinem Rücken entlang und packt ihre Sachen dann zusammen, ehe sie verschwindet und mich sprachlos hier zurücklässt.

Der Kuss hat irgendwie an Bedeutung verloren und ich kann in meinem Kopf nur die vergangenen zwei Stunden wiederholen, während ich auf dem Rückweg wieder im Bus sitze.

What We Could BeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt