Wir setzen uns auf die Bank und ich hole die Thermoskanne aus meinem Rucksack.
"Willst du auch? Ist Apfeltee", sage ich und halte Minna einen Becher entgegen.
Sie nickt und lächelt: "Meine Lieblingssorte."
"Meine auch", wieder sieht sie mir in die Augen und ich vergesse für einen kurzen Moment, dass wir ja nicht alleine sind und will mich vorbeugen, um sie zu küssen, doch dann höre ich jemand auf dem Eis kreischen und es ist, als würde die Blase, in der wir uns gerade noch befunden haben, zerplatzen.
Der Moment ist zerstört und wir beide wenden uns nun unserem Tee zu. Der ist jedoch immer noch viel zu heiß und so puste ich erstmal in den Becher."Wir.Müssen.Reden.Jetzt", höre ich Maureen sagen und sehe, wie sie und Sophie auf uns zukommen.
Mein Blick wandert zu Minna, die sich anspannt.
Zum Glück sind alle anderen gerade auf dem Eis oder auf Toilette, so können wir alleine bei den Bänken bleiben.
"Ihr seid also zusammen?", fragt Sophie und verschränkt die Arme vor der Brust.
Minna und ich sehen uns erst an, ehe wir zu den Mädels sehen und nicken.
"Ich fass es nicht", Maureen lacht, "wie lange schon? Nein...wartet...lasst mich raten..."
Sie grübelt: "Seit den Herbstferien? Ich wusste, dass sich zwischen euch was verändert hat!"
"Nicht ganz", korrigiere ich, "es war ungefähr eine Woche danach."
Maureen verdreht die Augen: "Okay. Aber...ich freue mich für euch."
Sie lacht und nimmt erst Minna, dann mich in den Arm.
Sophie schweigt immer noch und ich sehe, wie sie grübelnd auf ihre Lippe beißt."Also...ich geh dann mal auf die Toilette", sagt Maureen und Minna folgt ihr.
Sophie und ich sitzen nun allein hier und ich bemerke ihren verwirrten Blick auf mir.
"Hör auf mich so anzusehen", sage ich etwas bissig.
Sie schüttelt leicht den Kopf: "Warum...warum hast du es mir nicht gesagt?"
"Naja...Minna und ich wollten es erstmal noch für uns behalten. Also...wir wussten nicht, wie wir..."
"Nein, nicht das", ihre Stimme klingt hart.
Was hat Sophie denn jetzt auf einmal?
"Ähm...was genau ist jetzt dein Problem?", frage ich zögernd und sie zieht mich an meiner Jacke um die Ecke, um etwas abseits der anderen zu sein.
"Was mein Problem ist? Du tust die ganze Zeit so, als wäre alles normal. Als wärst du in einer stinklangweiligen 0 8 15 Beziehung und verschweigst mir die ganze Zeit, dass du lesbisch bist?"
Die letzten Worte sind laut und abwertend und ich schlucke.
"Das ist es...du hast ein Problem damit, dass ich auf Mädchen stehe..."
Sophie zuckt mit den Schultern: "Ja...natürlich. Sowas ist nicht normal und ich bin der Meinung, dass sowas verboten werden sollte."
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, um zu verhindern, dass Tränen sich in meinen Augen sammeln.
"Schön, dass du endlich ehrlich bist", meine Stimme klingt fester als ich erwartet hatte und ich beiße mir auf die Unterlippe.
Sophie will noch was hinzufügen, doch ich hebe die Hand und halte sie damit auf.
"Schon gut. Ich habe genug gehört."
Mit diesem Satz gehe ich zur Bank zurück, tippe eine Nachricht an meine Eltern, sammele meine Sachen zusammen und will die Halle verlassen, ehe ich zusammenbreche.
Fast habe ich es zur Tür geschafft, da höre ich Minna hinter mir.
"Ally, warte."
Auch sie hat ihr Zeug bei sich und greift, sobald sie neben mir steht, nach meiner Hand.
"Gehst du?", sie sieht mich fragend an und ich nicke.
"Also hat das mit Sophie nicht so gut geklappt?"
Ich schüttele den Kopf: "Ich denke wir...wir brauchen eine Pause von dieser...Freundschaft, oder was auch immer das ist."
Minna nickt: "Ich komm mit."
"Meine Eltern holen mich ab. Sie müssten gleich da sein."
Wieder nickt meine Freundin und wir treten an die frische Luft draußen."Ganz schön kalt", murmelt Minna.
"Hey...", sagt sie, als ich nach einiger Zeit immer noch nichts erwidert habe.
"Ally...warst du es nicht, die gesagt hat, dass wir nichts auf die Meinung anderer geben sollen?"
Ich sehe zu Minna und ringe mir ein Lächeln ab, ehe ich nicke.
"Also...folge deinem eigenen Rat und ignoriere Sophies Kommentar einfach."
Ich schüttele den Kopf: "Nein, das geht nicht. Wir...ich dachte, ich kenne sie mittlerweile so gut, dass ich einschätzen kann, wie sie auf gewisse Sachen reagiert, aber...", ich hole schniefend Luft, "...anscheinend habe ich mich getäuscht."
Ich zucke mit den Schultern.
"Das kann passieren. Aber du darfst Sophie deswegen jetzt nicht abschreiben. Sie wird es verstehen..."
"Pff."
Ja okay, meine Mom hat es letztendlich auch akzeptiert. Aber bei Sophie ist es was anderes. Sie wirkte richtig abgeneigt mir gegenüber, als wäre ich auf einmal ein ekliges Tier oder so. Irgendwie tat das weh.
"Na komm", sagt Minna und legt ihre Hand in meinen Rücken. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie unser graues Auto auf den Parkplatz gebogen ist.
Meine Mom steigt aus, um uns mit den Rucksäcken zu helfen, doch als sie mich sieht stockt sie und legt ihre Hände um mein Gesicht.
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What We Could Be
Teen FictionWas machst du nur mit mir? frage ich und bin mir nicht so ganz sicher, ob ich das laut ausgesprochen habe. Doch als Minna zu mir sieht und verlegen fragt: "Wie bitte? Ich habe nicht ganz verstanden, was du gesagt hast", weiß ich, dass ich es laut ge...