Szene 39

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„Es tut mir leid, dass du es so erfahren musst. Was haben sie dir denn erzählt Mäuschen? Das ich dir was schlechtes will? Das ich wieder was im Schilde führe? Wenn, dann haben sie dich angelogen und das ist anscheind nix Neues."
Sie hält mir ein Taschentuch hin.
„Wieso hast du mich damals nicht einfach umgebracht?", frage ich sie leise.
Sie fängt an laut los zu lachen.
„Also wirklich, wieso soll ich dich denn umbringen? Dazu habe ich doch gar keinen Grund, du kannst ja für die damalige Situation nichts, du bist schlau, eine gute Kämpferin, du erinnerst mich an mich oder an deinen Vater. ." Meinen Vater, den sie nur so nebenbei umgebracht hat.
„Na und? Nicht zu Gunste von dir.", antworte ich ihr stur.
„Ja, schade das es Menschen gibt die soetwas ausnutzen. Deine Stärke sollte man anders schätzen. Weiß du, ich hab mich sehr verändert in den Jahren und habe meine Schuld eingesehen. Als ich erfahren habe, dass mir mein Bruder eine Nichte hinterlassen hat, wollte ich dich natürlich direkt kennenlernen. Ich habe alles dafür gemacht, ich wusste nähmlich genau, dass Christina mir den Kontakt verbieten würde und als ich dich im Krankenhaus gefunden habe, habe ich gesehen, dass du eine perfekte Mischung zwischen deinen Eltern bist. Perfekt. Deswegen hatte ich Angst, das die SSA dich nur ausnutzen könnte. So wie sie David ausgenutzt haben."
„Red ihr nicht so einen Müll ein Janine! Ich weiß nicht worauf du hinaus willst, aber hör auf!", schreit Christina Tränen überströmt zu.
„Christina, ich rede ihr keinen Müll ein, wie ihr. Ich berichte ihr die Wahrheit. Hast du ihr denn die Wahrheit erzählt von ihren Pflegeeltern?"
„Sie wusste all die Jahre, dass es ihre Pflegeeltern sind! Sie haben sich perfekt um sie gekümmert und du weißt, dass ich das ganze nur zum Schutz gemacht hab. Für sie. Zum Schutz vor dir, Janine!" Nachdem ich die Wahrheit über mein Leben erfahren habe, habe ich verstanden wofür die Lüge mit meinen Eltern gut war. Um mich zu schützen. Aber so viele Lügen sind sicher nicht mehr zu meinem Schutz . Wie soll ich denn noch wissen, wer ich bin? Wenn ich nichts über mich weiß..
„Das mein ich gar nicht Chris. Hast du ihr gesagt, was mit Cassandra und Steven passiert ist, nachdem Bella wieder in ihr altes Leben zurück gekommen ist, in euer Quatier? Wie du siehst bin ich bestens informiert."
Es sieht so aus, als würden die Lügen nacheinander die Wahrheit erreichen. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ich von allen angelogen wurde und Janine meine Tante ist. Was meint sie jetzt damit, was mit meinen Eltern ist. Wenn etwas mit ihnen passiert wäre, würde ich das nicht verkraften.
„Wo sind sie? Was ist mit ihnen?", ich gucke verwirrt nacheinander Janine und Christina an. Keiner gibt mir eine Antwort. Ich springe von meinem Stuhl auf, ich werde aggresiv und es ist mir egal, wenn die zwei Muskelprotzen hinter mir, mir jetzt wehtun. „Ich hab gefragt, wo sind sie?!"
Jetzt bleibt mein Blick an Christina und Nick stehen. Ich zwinge den Männern mich etwas näher an die beiden zu bringen. „Ihr habt mir gesagt, dass sie nur noch etwas klären in der Stadt und dann zurück ins Quatier kommen. Was ist die Wahrheit? Was habt ihr mit ihnen gemacht?" Christina wendet ihren Blick an mich. Ihr Gesicht voller Tränen, genauso wie meins. „Was habt ihr mit ihnen gemacht?!", schreie ich sie an, während sie mir ins Wort fällt.
„Wir haben gar nichts gemacht. Wir wollten sie abholen, nachdem sie sich gemeldet haben. Als wir an eurem Haus ankamen, stand die Tür auf, sie waren weg und wir konnten sie nirgends finden oder erreichen. Ich habs auch erst kurz vor dem Kampf erfahren. Ich wollte dich nicht noch mehr aufwühlen, du hattest doch schon andere Sorgen.", antwortet sie mir. „Nein, du wolltest mich mal wieder nur "schützen" ." , brülle ich sie wieder an.
Ich bin verletzt und am Ende. Es muss ihr doch klar sein, dass Lügen nie gut enden können. Sie hat mich nur noch mehr enttäuscht, wie geschützt. Wie kann man sich in einem der wichtigsten Menschen bloß so täuschen. Meine Gedanken sammeln sich, ich denke über die Wörter von Janine und Christina nochmal nach. Und stelle fest...dass Janine mich eigentlich schon fast mehr geschützt hat als Christina. Vielleicht hat sie meine Eltern getötet, aber sie wollte mir nie etwas antun, hat mich noch nie angelogen und mir sogar das Leben gerettet. Mittlerweile glaube ich ihr sogar, dass sie mich wirklich nur ausnutzen wollen. Ich bin eine gute Kämpferin. All die Jahre habe ich unbedacht trainiert und habe nicht gemerkt, dass sie mich darauf trainieren, dass Janine das Böse ist, in der Hoffnung, dass ich etwas gegen sie tun kann.
Doch dabei sind sie das Böse und nicht Janine. Wir haben sie angergriffen ohne einen Grund und nicht sie uns.
Ich erblicke auf meine Anhänger, die aus meiner Jacke hervor gucken, dann hoch zu Christina, schüttel meinen Kopf und kehre ihr den Rücken zu.
Ich bleibe vor Janine stehen, die mich in ihre Arme schließt, um mich zu trösten. Ich gehe auf sie ein, weil mir jetzt echt alles egal ist. „Du steckst dahinter Janine! Wo sind sie? Was hast du mit unseren Leuten gemacht?", ertönt Christina von hinten.
Janine lässt mich los und wendet sich wieder an Christina. „Du willst mir nicht unterstellen, dass ich was mit dem Verschwinden zu tun hab?", fragt sie genervt.
„Wer sonst?"
„Ich weiß ja nicht, was ihr mit euren Leuten anstellt."
Christina holt mit ihrem Fuß aus und trifft sie an ihrem Bauch. Sie fällt ein Stück zurück, richtet ihr Kleid und spielt so, als wäre nichts passiert, während die Männer Christina fester packen. „Eigentlich müsste ich euch beide umbringen lassen, aber das kann ich ihr nicht nochmal antun,", sagt sie zu den Beiden, dann stehe ich wieder im "Mittelpunkt".
„Ich könnte es verstehen, wenn du bei so Leuten nicht bleiben willst, du bist hier herzlich willkommen.", bietet mir Janine mit einem Lächeln an. Irgendwas in ihrem Gesicht überzeugt mich und manipuliert mich. Ich weiß nicht mehr, auf welcher Seite ich stehen soll, wer die Wahrheit sagt und wer nur Schlechtes will.
Meine Augen wandern zu Nick und Christina. Erst haften sie an Nick. Eigentlich kann er für die Situation nichts, aber er wusste genauso wie alle anderen, dass Janine meine Tante ist, also hat er mich auch angelogen und das tur mir weh, weil ich ihn liebe. Von Christina brauchen wir garnicht zu reden. Angelogen hat sie mich genug. Sie ist zwar meine Tante, aber Janine ja auch.
„Was willst du? Weiter in einem Leben voller Lügen leben oder hier? Klar du wirst es mir nie verzeihen können, was ich damals getan habe, aber ich habe nicht nachgedacht und es war ein großer Fehler, den ich jeden Tag bereue.", wenigstens sagt sie mir die Wahrheit und verschweigt die Vergangenheit nicht.
„Vielleicht könnte ich eine Auszeit gebrauchen, da hast du recht.", sage ich ihr, was hab ich schon zu verlieren? „Bella! Glaub ihr nicht! Bitte! Sie versucht dich doch nur zu gewinnen!", redet mir Christina ein.
„Sag mir, wieso ich ihr nich glauben sollte und dir schon? Dir habe ich eine zweite Chance gegeben, wieso sollte ich ihr keine zweite Chance geben?"
Ruhe herrscht, es scheint als wüsste sie selbst kein Gegenargument.
Ihre Blicke lassen mich kalt, genauso wie die von Nick, der sich gar nicht erst einmischen will. „Du hast Recht, ja? Jeder hat eine zweite Chance verdient auch Janine. Aber ich bitte dich. Das ganze ist einfach nicht echt! Du kennst sie nicht, ich schon. Sie ist falsch! Ich weiß nicht was sie vor hat, aber...." , ich ziehe die Jacke aus, an der das SSA Symbol befestigt ist und werfe es ihr vor die Füße, bevor ich mich wieder zu Janine wende. „Bella... mach keinen Fehler! Du bist wie eine Tochter für mich, ich war immer für dich da, hab dich nur schützen wollen. Und sie!Sie ist der Grund, weshalb die ganzen Lügen überhaupt zu Stande kamen !" Ich bleibe auf der Strecke zwischen Janine und Christina stehen, denke kurz über meine Entscheidung und ihre Worte nach. Es kommt mir vor, als würde ich keinen von ihnen wirklich kennen, noch nicht mal mich selbst. Ich suche nach einer Antwort in Janine, Christina und in Nicks Gesicht doch ich kann keinen von ihnen einschätzen. Doch dann kommt mir die Antwort förmlich durch die Tür gesprungen.

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