Szene 30

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Es ist die gleiche Bank und die gleiche Aussicht, die ich schon seit Jahren genieße, wenn ich eine Auszeit brauche. Das ist der Ort andem ich "entführt" wurde. Und hinter diesem, für mich wichtigen Rückzugsort, liegt ein Zaun und unter ihm ein ganzes Quatier, wovon ich all die Jahre keine Ahnung hatte.

Jahrelang habe ich gedacht, ich wäre hier die einzige Menschenseele weit und breit. Dabei hätten sie mich die ganze Zeit beobachten können und zurückholen können ohne das es jemand gemerkt hätte, was vielleicht auch so war.

Als hätte mein Herz mich zu diesem Ort damals geführt. Wie ein Peilsender, der mich nach Hause bringt. Und ich habe nichts geahnt.
„Wunderschön hier, was?", reißt Nick mich aus meinen Gedanken.
„Schöner als du dir denken kannst."

Er schaut mich fragend an, doch geht nicht auf meine Antwort ein.

Wir setzen uns auf die Bank, auf der ich ihm vielleicht früher begegnen hätte können, wenn ich hierher gekommen wäre, um mir den Sonnenaufgang anzuschauen.

Schweigend sitzen wir da. Bewegen uns kaum und genießen einfach nur den Anblick, als er mir eine Frage stellt.
„Bist du aufgeregt?", ich realisere seine Stimme erst etwas später, doch antworte ihm noch.
„Sag mir einen Grund, warum ich es nicht sein sollte.... und du?", ich richte meinen Blick auf ihn.

„Ich passe auf dich auf.", er legt eine kurze Pause ein.„Geht so.Okey vor dir kann ich eh nichts verschweigen." Da hat er Recht. Ich erkenne es sofort, wenn jemand lügt. Sein Blick schweigt von meinen Augen runter zu meinen Anhängern. "Darf ich?", fragt er mich vorsichtig und öffnet nach meiner Zustimmung die Bilder. „Cassandra und Steven." ein Lächeln biegt sich aus seinen Lippen. „Kennst du sie?", frage ich ihn neugierig. „Wer kennt sie nicht? Die Tapferen die dich großgezogen haben und im Gegensatz dazu ein Leben unter einer falschen Indentität führen wollten." Das zeigt mir nochmal zu sehr, wie viel sie für mich getan haben. „Ich freue mich so wenn ich sie wieder sehen kann." Er nickt mir zu und nimmt das andere Amulett. An diesem Bild haftet er etwas länger und schließt es ohne ein Kommentar, nur mit seinem Lächeln wieder. Dann nimmt er mich überraschend in den Arm. „Ich bin froh, das ich dich wieder hab, weißt du? Und egal was heute passiert, ich bleib bei dir.", flüstert er mir ins Ohr. Ich nicke nur und bin ihm dankbar, dass er nicht weiter auf dieses Thema eingeht. Er kommt mir heute irgendwie komisch rüber. Eher sensibel und nicht so stark wie sonst.

Dann löst er seine Arme von mir leicht, doch hält sich trotzdem noch an meinen Oberarmen fest.
„Bella, der Name passte schon immer zu dir. Bella heißt auf italienisch Schöne."

Ich fühle mich geschmeichelt „ Ich weiß."
„Die Schöne und das Biest." sagt er in die Luft, wie ein Poet.

Ich schlage ihn an seinen Oberarm.
„Aua, für was war das denn?"
„Du bist kein Biest!"
„Nicht? Ich habe gedacht." „Was bin ich dann?" ,fragt er mich und guckt mich wieder tief mit seinen blauen Augen an, die mir jedes Wort unterschlagen. Ich spüre wie er immer näher kommt. Seine Arme fassen mich an meinem Nacken und sein Gesicht rückt immer näher an meins, bis ich seinen Atem spüre.
„Alles." , sage ich zu ihm bevor unsere Lippen sich berühren. Alles kommt so plötzlich. Seine Lippen fühlen sich an, wie ein Stück Seide. Und die Gefühle die gerade durch mir gehen, wie ein Feuerwerk. Ich würde ihn am liebsten nie wieder los lassen, was mir nur umso mehr zeigt, wie sehr ich ihn doch liebe.

Aus Kindheitsfreunden wurde wohl mehr, als wir je gedacht hätten.

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