Szene 28

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„Sorry, das ich einfach so reinplatze.Ich habe angeklopft, aber du hast nicht geantwortet.”

Vor lauter Gedanken, habe ich Christinas Körper erst als ihr Spiegelbild bemerkt.
„Schon gut.”, antworte ich ihr knapp.
„Was wolltest du denn?”, frage ich sie und drehe mich um, damit ich ihr ins Gesicht schauen kann.
„Ich wollte dir eigentlich nur noch etwas geben.”

Sie schaut bedrückt und zieht einen goldenen Faden aus ihrer Hosentasche.

Ich schaue sie fragend an.
„Das hätte ich dir eigentlich schon viel früher geben müssen.”
„Was ist das?”
„Ein Amulett.”, nun schaut sie mir in meine Augen.
„Von dir und deinen Eltern, die Kette ist zwar schon leicht mitgekommen und das altmodischste, was wir hier unten besitzen, aber es kommt auf das Innere an.”

Sie drückt es mir in die Hand. Ich weigere kurz, bevor ich es öffne und das was ich sehe rührt mich zu Tränen. Eine perfekte Familie, bestehend aus mir, meiner wunderschönen Mutter und meinem Dad. Ich sehe sofort die Ähnlichkeiten zu Mums braunen Haaren und Dads braunen Augen. Und dies ist das erste Babyfoto von mir. Schon auf dem ersten Blick erkennt man, dass wir eine Familie sind.Die Wärme, die dieses Bild ausstrahlt. Alle drei strahlen und lachen vor sich hin. Sie sehen fröhlich aus und sie hätten es noch sein können.

Ich starre gefühlte Stunden auf das Bild und merke schon gar micht mehr wie viele Tränen nacheinander meine Backen runterkullern. Aus meinem leisen Wimmern, wird ein richtiger Heulkrampf. Christina nimmt mich in ihre Arme, um mich zu trösten, doch ich kann einfach nicht aufhören. Ich würde sie gerne jetzt umarmen und ihnen sagen, wie sehr ich sie liebe und das es alles anders hätte kommen können, wenn es nicht ihr gefährliches Leben geben würde.
„Sie wären so stolz auf dich gewesen.”

Ich kann ihr keine Antwort darauf geben.
„Ich bin stolz auf dich und du kannst auch stolz auf dich sein!” Sie streckt mich von ihr leicht weg, damit ich ihr in ihre braun, grüne Augen sehen kann, die ebenfalls voller Tränen sind. Ich gucke sie an und sehe in ihr meine Mutter. Sie sieht genauso aus wie sie, nur in blond. Wenn ich mich jemals daran erinnert hätte, wie meine Mutter aussah, hätte ich Christina, beziehungsweise Julia, damals sofort erkannt.
„Hast du mich verstanden?”

Ich nicke, damit sie Ruhe gibt.
„Du bist wunderschön, kannst gut kämpfen und bist in allem talentiert. Also musst du vor gar nichts Angst haben und erst Recht nicht vor morgen. Seh dir immer dieses Bild an und du weißt, für was du kämpfst. So wie ich als ich mir dieses Bild immer angeguckt habe.”, sie lächelt mir mit ihren weißen Zähnen zu.
„Gehört das dir? Wenn ja... ich will es dir nicht wegnehmen.”
„Nein, das ist dir, das hat dein Vater deiner Mutter damals geschenkt und ich habe es aufbewart. Ich habe das hier.”

Sie zieht unter ihrer Jacke eine Kette hervor, die ich noch nie an ihr gesehen habe, sie öffnet sie und in ihrem Anhänger ein Bild, von einer jungen heranwachsenden Frau und einem kleinen Mädchen.Sie und ich. Ich lächel sie an und wische mir die Tränen mit meinem Top weg. „Du warst einer der wenigen Dinge, für die es sich nach dem Tod von Maria noch gelohnt hat zu kämpfen.”, wieder steigen in ihr Tränen auf. Und dieses mal bin ich es, die sie in den Arm holt und ermutigt.
„Keine Angst, es wird morgen alles gut verlaufen, dieses mal ist keiner alleine, sondern wir sind wieder ein Team.”

Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und verabschieded sich.
„Ich hoffe du hast dich gefreut über das kleine Andenken. Ich glaube wir müssten jetzt beide mal schlafen gehen. Bevor wir als Team morgen beide umfallen vor Müdigkeit. ”

Das ist wieder sie. In jeder Situation ironisch bleiben. Ich lache, drücke sie noch einmal und dann verlässt sie mein Zimmer.

Ich setze mich auf das Bett und schaue zu beiden Amuletten die um meinen Hals hängen . Beide sind von meinen Eltern. Egal ob Pflegeeltern oder leibliche Eltern. Beide haben mich lieb und ich sie und beide haben mich großgezogen, auch wenn welche von ihnen nicht viel Zeit dazu haben durften. Ich frage mich, wann ich sie endlich wieder sehen darf. Nachdem wir im Streit getrennt wurden, will ich ihenen einfach nochmal sagen, wie dankbar ich ihnen bin.

Ich ziehe das Amulett, das Christina mir geschenkt hat aus und fädel den Anhänger aus der alten Kette heraus und in die neue von meinen Pfegeeltern hinein. So hängen beide an der selben Kette.

Noch ein letztes mal schaue ich mir beide Bilder an. Schalte das Licht neben mir aus, lege mich hin und schlafe ein.

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