Secret Life

Szene 4

Wieso schlafen sie um diese Uhrzeit noch nicht?

Und wer zum Teufel sind diese angsteinflüssenden Männer?

„Aber es ist doch viel zu gefährlich, sie ist noch zu jung!"

erwidert meine Mutter.

„Wir tun alles um sie zu schützen, die Jahre sind problemlos abgelaufen... es ist nichts aufgeflogen." sagte einer der Zwei, er ist sehr groß, muskulös und seine Arme sind mit Tattoos bedeckt.
Um was geht es? Wer ist zu jung? Etwa ich? Und was ist problemlos abgelaufen?
Ich verstehe nur noch Bahnhof...

Ich verstecke mich noch eine Zeit lang und lausche dem geheimen Gespräch meiner Eltern und der Fremden zu. Jedoch bekomme ich nichts genaueres mit, stattdessen sammeln sich in meinem Kopf immer mehr Fragen und Vermutungen.

Vielleicht sind wir ja in so einem Zeugenschutzprogramm?Mein Vater ist Polizist, meine Mutter Anwältin, da hätte es schonmal zu einer heitlen Situation kommen können.Vielleicht war das ja bevor sie mich adoptiert haben...Vielleicht haben sie mich gerade deswegen adoptiert. Nein stopp Isabella. Du machst dir wieder flasche Gedanken und redest dir selbst was ein. Stoppe ich mich selber.
In diesem Gespräch gehts bestimmt um was harmloses, wie so ziehmlich immer wenn ich laut meiner Mam aus einer Mücke einen Elefanten mache. Doch ich werde das Gefühl nicht los, dass es hier um mich geht.
Aber wieso ist meine Mutter so aufgelöst? Zumindestens kenne ich  sie nur als starke Frau. Ich beneide sie dafür sehr, wie sie den ganzen Alltagsstress mit mir und ihren Klienten regelt und dabei trotzdem so taff bleiben kann.

Ich rede mit meinen ,,Eltern" eigentlich immer ziehmlich offen über das Thema 'Adoption'. Sie haben mich schon von klein an so erzogen und mir immer schonend beigebracht, dass sie nicht meine leiblichen Eltern sind, trotzdem habe ich sie immer so behandelt und sie mich, wie ihr ein und alles. Damals habe ich mich sowieso noch nicht richtig dafür interessiert, wo ich herkomme. Spätestens nachdem wir in der Schule unseren Stammbaum zeichnen sollten, kamen mir immer mehr Fragen in den Kopf, wer ich eigentlich bin. Aber wenns um meine leiblichen Eltern geht stellen sich beide auf „dumm". Dabei müssten sie doch irgendetwas erfahren haben? Wo ich her komme? Wer meine Eltern waren? Irgendwas.
Natürlich ist es mir trotzdem noch etwas egal, ich glaube nicht, dass ich meine leiblichen Eltern jemals sehen will, zumindestens hatte ich noch nie das Bedürfnis dazu, weil ich immer damit gerechnet habe, dass sie vielleicht gar nicht mehr leben.
Aber man will schon gerne irgendetwas erfahren, um zu wissen, wer man ist.

Nach einer Weile schaue ich nochmals auf die Uhr: 4:19 uhr

Mittlerweile stehe ich schon, beziehungsweise hänge ich hier halb, seit einer Stunde herum.Trotzdem bekomme ich immer noch nix aus diesem Gespräch heraus.

*kling kling*  das Handy des Mannes fängt laut an zu klingeln. Ohne zu zögern, geht er mitten im Satz ran...
„Ja...ja...wir sind soweit...bereit."
„Cassandra, Steven, wir müssen los...es erfolgt alles nach Vereinbarung, okey?", sagt einer der  Männer und schüttelt meinem Vater die Hand.

Dann verschwinden sie vorsichtig durch die Hintertür... das heißt, es ist Zeit das ich verschwinde. Ich seh nur noch, wie mein Vater meine aufgelöste Mutter in den Armen hält. Anscheind waren es gar keine Fremde für meine Eltern, sonst würden sie sich nicht bei Vornamen ansprechen und sich die Hände schütteln.

Aber welche Vereinbarung?

Was ist los? Hab ich ein Teil der Unterhaltung verpasst, weil ich mal wieder mit meinen Gedanken mit mir selbst beschäftigt war?

Langsam aber zügig versuche ich die Treppen wieder raufzukommen, ohne das jemand erfährt, dass ich jemals hier war.

Schnell lege ich mich in mein Bett und schließe gezwungen meine Augen.

Meine Eltern kommen hoch. Ich höre wie meine Mam in mein Zimmer kommt , mich zudeckt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Für sie bin und bleibe ich ihre kleine Tochter. Eine Träne, die anscheind von ihr herunterfließt, erwischt mein Gesicht. Fast hätte ich meine Augen aufgeschlagen, um sie in den Arm zu nehmen.

Kaum höre ich, wie sie die Tür leise beizieht, decke ich mich wieder auf.

Jetzt ist erst recht nicht an Schlaf zu denken!