Brave Enough // Larry

Die Fehlgeburt und der Schwule

Hello,

hab mir mein Mittelfinger verstaucht, cause I flipped to many people off :c

All the Love ~ L xx

《♡》

Pov. Louis

"Wieso telefonierst du mit ihm?" ,frage ich verwirrt. Kyle hält das Handy kurz an sein Ohr, bevor er es sinken lässt und sich mir zuwendet. Er sieht sich prüfend um und zieht mich anschließend noch ein Stückchen mehr zur Seite.

"Diese Joe war hier" ,flüstert er mir zu, weshalb ich meine Stirn in Falten lege.

"Wie ist sie hier hoch gekommen? Und bitte sag mir nicht, dass er mit ihr mit gegangen ist" ,sage ich genervt, obwohl mir die Antwort eigentlich schon klar sein dürfte, da ich weder Joe noch Logan hier irgendwo sehe.

"Sie hat scheinbar eine alte Kiste mit Dingen dabei, die seiner Familie gehört haben. Er wollte unbedingt mit, ich konnte ihn nicht aufhalten. Ich hab es in seinen Augen gesehen. Ihn umzustimmen wäre unmöglich gewesen, weshalb ich ihn dazu überredet habe, mich anzurufen, während er bei ihr ist. So bekomme ich mit, falls etwas passiert und kann die Polizei rufen. Ich trau ihr nicht über den Weg. Du hättest sie vorhin hören müssen. Hat über Logans Familie geredet, als wäre es nichts großartiges. Es hat ihn gebrochen, ich konnte es ihm ansehen. Er hat so eine Sehnsucht nach seiner biologischen Familie - er würde alles machen, um zumindest seine Oma kennenzulernen" ,erzählt Kyle mir aufgebracht, versucht gleichzeitig allerdings seine Stimme gesenkt zu lassen, damit man uns ja nicht auf der anderen Seite des Handys hört.

Stirnrunzelnd sehe ich auf den Boden, als mir etwas einfällt. Eine von Kyles Aussagen macht mich stutzig. Ich sehe hoch in seine Augen.

"Seine Oma?"

"Scheinbar. Joe hat von ihr erzählt, sie soll geweint haben, als sie ihr von Logan erzählt hat" ,meint er mittlerweile wieder etwas beruhigter, doch das ändert sich schnell, als er meinen Blick bemerkt. Ich sage nichts, sondern sehe ihn einfach nur an, während ich in meinem Gehirn nach der passenden Erinnerung suche.

"Was?" ,fragt er ungeduldig, beinahe panisch, da ich mich zugegebenermaßen etwas komisch verhalte.

"Es gibt eine Sache, die Logan mir mal über seine Familie erzählt hat."

"Oh nein" ,entfährt es Kyle, als er schon vorher versteht, worauf das hier hinauslaufen wird.

"Er hat keine Oma mehr."

"Bist du dir sicher?" ,fragt er mit großen Augen und klammert sich an die Hoffnung, dass meine Antwort Nein lauten wird.

"Ja, er meinte, dass die eine schon bei der Geburt seines Vaters verstorben wäre und die andere ist an irgendeiner Krankheit gestorben, während er noch in Russland gelebt hat."

"Also war das alles nur Taktik um ihn zu manipulieren, aber wieso ist er dann mitgegangen? Ihm muss es doch spätestens ab der Oma-Stelle komisch vorgekommen sein" ,meint Kyle verständnislos und rauft sich einhändig die Haare. Unruhig bewegt er sich und lauft wie ein geköpftes Huhn vor und zurück.

"Vielleicht ist er wirklich nur wegen dieser Kiste mit."

"Die vielleicht gar nicht existiert" ,fügt Kyle noch mit einem humorlosen Lachen hinzu und ist äußerlich wirklich kurz davor durchzudrehe. Mir geht es allerdings nicht anders. Die Sorge um Logan ist bei uns beiden groß.

"Irgendwann dreh ich ihm den Hals um. Wie kann er nur mit ihr mitgehen, wenn er genau weiß, dass sie ihn zumindest in einer Sache belogen hat? Ist das noch naiv oder kann man das schon lebensmüde nennen? Ich fass es nicht, was denkt er eigentlich - am Ende hat er sich nichts gedacht und war viel zu fokussiert auf diese dumme Kiste, um irgendwas zu bemerken. Ich -"

"Shh" ,stoppt Kyle meinen Wutausbruch und hält sich mit einer tiefen Sorgenfalte das Handy ans Ohr.

"Was? Was ist? Überwältigt sie ihn?"

"Wenn du die klappe halten würdest, könnte ich vielleicht etwas verstehen" ,zischt er zurück, bevor er sich wieder ganz auf das Zuhören fokussiert. Ungeduldig stehe ich daneben, weil ich nichts mitbekomme. Kyle rollt mit den Augen, bevor er schließlich das Handy von seinem Ohr entfernt und auf den Lautsprecher drückt.

"Nein."

Es ist etwas dumpf und es knistert ziemlich laut, aber das war mit Sicherheit Logan.

"Och komm schon, überleg es dir doch nochmal."

Bittet sie ihn in einem lieblichen Ton, der Logan allerdings unbeeindruckt lässt.

"Nein und jetzt gib mir die Kiste."

Er hört sich deutlich genervt an, so als hätte er das gerade schon zum zehnten Mal sagen müssen.

"Deine Familie vermisst dich."

"Louis und Kyle halten es durchaus fünf Minuten ohne mich aus."

"Das ist nicht deine Familie Logan. Dein Platz ist in Russland. Bei deiner richtigen Familie. Komm mit mir."

"Damit dein Vater mir wieder drohen kann?"

"Er würde dich mit offenen Armen empfangen, so lang du ihm den Ring gibst."

"Ich gebe ihm den Ring nicht."

Ein Seufzer ist zu hören, der definitiv nicht von Logan kam.

"Wieso machst du es uns allen nur so schwer? Komm doch einfach mit und lern deine restliche Familie wenigstens kennen. Du musst auch nicht für immer dort bleiben."

Mittlerweile klingt sie nicht mehr ganz so lieblich wie noch zuvor. Die Ungeduld blitz hinter dem Mantel der verständnisvollen Frau auf.

"Ich möchte sie nicht kennenlernen. Das ist nicht meine Familie. Wir haben vielleicht den selben Stammbaum, aber meine Familie ist das nicht."

"Oh Gott werd hier jetzt bitte nicht sentimental. Willst du mir wirklich sagen, dass die Fehlgeburt und der Schwule deine Familie sind? Ich habe wirklich noch keinen erbärmlicheren Haufen gesehen als euch."

Jetzt ist auch das kleinste bisschen der Lieblichkeit aus ihrer Stimme verschwunden und es taucht etwas ganz neues neben der Ungeduld auf. Hass. Blanker Hass.

"Sie hat mich Fehlgeburt genannt" ,sage ich empört, doch Kyle schüttelt nur seinen Kopf und presst seine Lippen zusammen.

"Ich glaub nicht, dass sie dich damit meinte."

Ich sehe ihn zuerst verwirrt an, bevor mir bewusst wird, worauf er, worauf Joe, anspielt. Und auch wenn ich sie schon zuvor gehasst habe, hat sich dieser Hass nochmal um einiges gesteigert.

"Also jetzt hoffe ich für sie, dass sie mich gemeint hat" ,entgegne ich, was Kyle sogar zu einem kleinen, kurzen Lächeln bringt.

"Hörst du mir nicht zu? Ich hab doch gerade schon gesagt, dass du und dein Vater nicht Teil meiner Familie sind und ich fände es wirklich sehr nett von dir, wenn du dich jetzt verpissen würdest."

"Nicht ohne den Ring."

"Den bekommst du nicht."

"Bist du dir da sicher?"

Man hört dumpfe Geräusche, ein lauter Schrei und ein ziemlich lautes Geräusch, so als wäre das Handy gerade runtergefallen.

"Geh von mir runt - "

Ein Piepen fängt an, das das Ende des Anrufes signalisiert. Mit einem Gesichtsausdruck voller Horror sieht Kyle mich an, als uns beiden bewusst wird, dass der Anruf gerade beendet wurde.

Fuck.