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Als ich unsere Einfahrt erreichte sah ich Nate bereits neben unserer Haustür sitzen. Erst versuchte ich traurig zu gucken um ihm einen kleinen Streich zu spielen, aber das Strahlen in meinem Gesicht war, wie festgetackert. Als mein bester Freund mich sah stand er auf.

Ich sprang vom Fahrrad und fiel ihm um den Hals. „Der Glücksbringer war definitiv gut genug! Ich bin zugelassen!", verkündete ich freudestrahlend. Nate drückte mich fest an sich. „Ich wusste es doch! Ich freue mich so für dich Em. Du hast das so sehr verdient.", raunte er gegen mein Haar.

Als wir uns wieder voneinander lösten war sein Blick voller Stolz und noch etwas blitzte darin auf, was ich jedoch nicht deuten kann. In mir breitete sich eine wohlige Wärme aus. „Das müssen wir heute unbedingt feiern. Wie wär's? Heute Abend ins Caters?", fragte ich.

Das Caters war nur wenige Straßen entfernt und mein absoluter Lieblingsclub. Nate nickte grinsend. „Klingt perfekt.", sagte er. Ich erwiderte sein Lächeln und kramte den Schlüssel aus meiner Tasche. Mit einem Klicken rastete das Schloss ein und die Tür sprang quietschend auf.

Als ich reinkam sprang mir ein blauer Haarschopf entgegen und umarmte mich stürmisch. „Rosi!", krächzte ich atemlos. Eine Welle von Glücksgefühlen überschwemmte mich und ich drückte meine beste Freundin so fest an mich, dass ich ihren Herzschlag spüren konnte.

„Was machst du denn hier?", fragte ich euphorisch nachdem wir uns voneinander gelöst hatten. Ihre stechend grünen Augen strahlten mich an.

„Ich kann dich doch an so einem wichtigen Tag, wie heute nicht alleine lassen. Da habe ich mir einfach mal frei genommen und bin spontan hergeflogen.", erklärte sie grinsend.

Sie zwinkerte Nate kurz zu, der sie nun auch in den Arm nahm. Ich konnte es kaum glauben. Meine beste Freundin stand wirklich vor mir. Ich hatte sie so sehr vermisst.

„Aber jetzt erzähl mal, wie lief es?", fragte Rosi. Hinter uns hörte ich das Schloss klacken und mein Bruder stand in der Türschwelle. Sein aufgeregter Blick traf mich. „Erzähl mir alles!", sagte er, während er Rosi und Nate kurz umarmte.

Von diesem Moment an sprudelte es nur so aus mir heraus. Ich erzählte den dreien alles bis ins kleinste Detail. Viele Fragen und ein paar Shots später, strahlten mich 3 Gesichter an. Mein Bruder legte seinen Arm um mich und drückte mich kurz an sich. „Ich bin so stolz auf dich, Kleines.", sagte er.

Rosi warf mir einen verschmitzten Blick zu. „Vielleicht wird dieser Alex ja dein heißer Lehrer." Ich tat ihr perverses Augenbrauengewackel nur mit einem Augenrollen ab. Bevor sie auf die Idee kam das Alex-Thema zu vertiefen klatschte ich motiviert in die Hände. "Ich finde wir haben jetzt definitiv genug vorgeglüht. Wer hat Lust sich endlich in Schale zu werfen und feiern zu gehen?"

Keine halbe Stunde später trug ich ein kurzes schwarzes Kleid und Highheels, die Dank meines Grundpegels gar nicht mal so unbequem waren.

Meinen Bruder hatten wir mit seinen Anatomiebüchern zurückgelassen. Dank Nates Kontakten zum Türsteher konnten wir die Warteschlange vor dem Club überspringen und uns direkt ins Getümmel stürzen.

Die Luft in dem großen Partysaal war schwül, dafür war die feiernde Menschenmasse jedoch umso ausgelassener. Unter flimmernden und flackernden Lichtern sprangen sie wild auf und ab. Ich spürte den Bass der lauten Musik am ganzen Körper. Oh ja, ich liebte dieses Gefühl. Heute Nacht würden wir so richtig eskalieren.

Während Rosi sich zur Bar durchkämpfte um uns ein paar Drinks zu besorgen, zog mein bester Freund mich schon auf die Tanzfläche.

"Darf ich um diesen Tanz bitten, Milady?", rief Nate und streckte mir mit einer leichten Verbeugung seinen Arm entgegen.

"Nichts lieber, als das, Milord.", antwortete ich kichernd und ergriff seine Hand. Im nächsten Moment wirbelte er mich herum bis ich wieder gegen seine harte Brust knallte.

Ich brauchte ein paar Sekunden bis ich mein Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Dank der altbekannten Wirkung des Alkohols, fanden wir meine kurze Schwindelattacke unglaublich lustig und brachen in lautes Gelächter aus.

Als ich mich wieder beruhigt hatte, bemerkte ich, dass Nates Blick auf mir ruhte. Er sah mich mit so viel Wärme an, dass mein angetrunkenes Ich am liebsten in Tränen ausgebrochen wäre. Ja, ich bin melodramatisch, ich gebe es ja zu.

Plötzlich veränderte sich irgendetwas in seinem Blick und auf einmal wurde mir bewusst, wie nah wir uns gerade wirklich waren. Nates Atem kitzelte meine Haut. Kommt es mir nur so vor oder ist die Raumtemperatur auf einmal um 10 Grad gestiegen? Was ist denn plötzlich los hier? Ich meine, das ist Nate, verdammt nochmal.

Sein Blick hielt mich gefangen und ich schaffte es einfach nicht wegzusehen. Wie konnte es sein, dass mir in all diesen Jahren noch nie die grünlichen Sprenkel in seinen tief brauen Augen aufgefallen waren? In Zeitlupe kam er mir näher. Als seine Nasenspitze meine fast berührte, wurde ich plötzlich nach hinten gezogen.

"Ey Leute, ihr glaubt nicht, wie anstrengend es ist hier Getränke zu organisieren." Die Stimme meiner besten Freundin katapultierte mich wieder zurück in die Realität. Was zu Hölle war das denn gerade? Wir hatten scheinbar wirklich schon ein paar Shots zu viel.

Im nächsten Moment hielt ich schon einen Pina Colada in der Hand. "Ich liebe dich Emma, aber wenn es nicht um Leben und Tod geht, werde ich heute nicht noch einmal Drinks holen." Im gleichen Zuge schwang Rosi euphorisch ihren Cocktail in die Höhe. "Wie dem auch sei. Auf uns und alles, was uns heute Abend und in Zukunft noch erwartet." "Auf uns!", wiederholten Nate und ich im Chor.

Als ich zur Seite sah, bemerkte ich, dass der Blick meines besten Freundes immer noch auf mir ruhte. Lächelnd prostete ich ihm erneut zu, bevor ich an meinem Cocktail nippte.

"Ich geh mich mal kurz frisch machen!", rief ich meinen Freunden über die Musik hinweg zu. Die beiden nickten kurz und im nächsten Moment drängte ich mich schon durch die feierwütige Menge.

Ein bisschen kaltes Wasser würde mir mit Sicherheit gut tun. Plötzlich wurde ich von einem betrunkenen Mädchen angestoßen und verkippte einen Teil meines Drinks auf ein weißes T-shirt. Verdammt.

Unglücklicherweise steckte in besagtem T-shirt ein Mensch. Mein benebeltes Gehirn brauchte ein paar Sekunden um die Person vor mir zu identifizieren. Scheiße.

Es fühlte sich an, wie eine kalte Dusche. Nein, nein, nein. Das ist nicht wirklich gerade passiert? Mein Gegenüber hatte blondes Haar und war entweder der eineiige Zwillingsbruder meines heutigen Prüfers oder ich hatte gerade wirklich meinen Pina Colada auf Alex Harrison verschüttet.

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